Post on 24-Aug-2019
Unterrichtsentwicklung im Team
PÄDAGOGISCHEBEITRÄGE
VERLAG
Hamburg macht SchuleHeft 1 / 2011 2 3. Jahrgang Zeitschrift für Hamburger Lehrkräfte und Elternräte
ForumOffene Ganztagsschule
BSB-InfoInterview mit Schulsenator Ties Rabe
Werkstatt SchuleFamily Literacy in Hamburg
Hamburg
Hamburg macht Schule 1|201136
BSB-Info
Überfachliche Kompetenzen stellen
somit sowohl Bildungsziele per se als
auch Voraussetzungen für erfolgreiche
Lernprozesse dar. Nur wenn Schüle-
rinnen und Schüler über angemessene
Lernstrategien verfügen und ihr Lernen
eigenständig organisieren und kontrol-
lieren können, sind Lernerfolge mög-
lich. Ebenso wichtig sind Engagement,
Erfolgszuversicht und Eigeninitiative,
um sich aktiv mit Lerninhalten ausein-
anderzusetzen und unterschiedliche
Anforderungen bewältigen zu können.
Zur verantwortungsbewussten Lebens-
gestaltung und zum Ausbildungs- und
Berufserfolg sind insbesondere soziale
und motivationale Kompetenzen und
Bereitschaften von zentraler Bedeu-
tung.
Auswahl überfachlicher
Kompetenzen
Inzwischen gibt es
eine Reihe verschie-
dener Ansätze zur
Systematisierung
überfachlicher Kom-
petenzen. Basierend
auf dem Kompetenzbe-
griff nach Weinert (2001)
und in Anlehnung an das Modell des
OECD-Projekts »DeSeCo« (Definition
and Selection of Competencies) wurde
in Hamburg eine Einteilung in drei Kate-
gorien gewählt, die weit verbreitet ist und
allgemein getragen wird. Unterschieden
wird dabei zwischen Selbstkompetenzen
(Selbstkonzept und Motivation), Sozial-
kommunikativen Kompetenzen und Lern-
methodischen Kompetenzen. Innerhalb
dieser drei Kategorien werden jeweils
acht Kompetenzen beschrieben. Zu den
Selbstkompetenzen zählen beispielswei-
se Selbstwirksamkeit, Leistungsmotiva-
tion und Eigeninitiative, zu den Sozial-
kommunikativen Kompetenzen zählen
unter anderem Kooperationsfähigkeit,
Konfliktfähigkeit und Verantwortungsbe-
wusstsein und zu den Lernmethodischen
Kompetenzen Konzentrationsfähigkeit,
Lernstrategien und Medienkompetenz.
Erste empirische Ergebnisse aus Ham-
burg unterstützen die Zuordnung der
Kompetenzen in die drei benannten Ka-
tegorien.
Einschätzung
überfachlicher Kompetenzen
Eine positive Entwicklung der über-
fachlichen Kompetenzen setzt – ebenso
wie bei den fachlichen Kompetenzen
– eine kontinuierliche Beobachtung
und Beratung voraus. Lehrkräfte sind
daher dazu aufgefordert, den Schüle-
rinnen und Schülern und deren Eltern
im Rahmen von regelmäßigen Lernent-
wicklungsgesprächen Rückmeldungen
zu den überfachlichen Kompetenzen
der Kinder zu geben und Fördermög-
lichkeiten aufzuzeigen. An diesem
Prozess sollen die Schülerinnen und
Schüler direkt beteiligt werden, indem
sie sich mit ihren Fähigkeiten, Einstel-
lungen und Verhaltensweisen ausein-
andersetzen und sich selbst bezüglich
ihrer Kompetenzen einschätzen. Da-
bei ist es bedeutsam, die Anforderun-
gen und Kriterien für alle Beteiligten
transparent und nachvollziehbar zu
machen.
Zu diesem Zweck bietet die Abteilung
»Qualitätsentwicklung und Standardsi-
cherung« des Landesinstituts (LIQ) stan-
dardisierte Einschätzungsbögen für die
überfachlichen Kompetenzen an, die als
Unterstützungsinstrument zur kontinu-
ierlichen und systematischen Beobach-
tung dienen sollen. Für jede Kompetenz
werden Verhaltensindikatoren aufgelis-
tet, die Orientierungshilfen für die Ein-
schätzungen liefern. Diese Bögen gibt es
für Lehrkräfte zur Fremdeinschätzung
(angepasste Versionen für Kinder in der
Vorschulklasse und in den Klassenstu-
fen 1 bis 3 bzw. 4 bis 8) sowie für die
Schülerinnen und Schüler (ab
Klasse 4) zur Selbstein-
schätzung. Durch den
analogen Aufbau der
beiden Bögen können
im Gespräch die un-
terschiedlichen Per-
spektiven verglichen
und Diskrepanzen in
den Wahrnehmungen
ausgemacht werden.
Lehrkräfte, die diese Instru-
mente einsetzen wollen, können sich
an das LIQ wenden.
Förderung überfachlicher
Kompetenzen
Eine wichtige Voraussetzung für die För-
derung überfachlicher Kompetenzen ist
der regelmäßige Austausch zwischen
Schülerinnen und Schülern, Eltern und
Lehrkräften im Rahmen der Lernentwick-
lungsgespräche. Durch eine starke Einbe-
ziehung der Schülerin bzw. des Schülers
werden Selbstreflexion und Eigenverant-
wortung gestärkt. Die Selbstkompetenzen
können zudem erhöht werden, wenn kon-
krete und realistische Ziele vereinbart
Überfachliche KompetenzenEin wesentlicher Aspekt von Bildung und Erziehung ist die Vermittlung überfach-
licher Kompetenzen. Unter überfachlichen Kompetenzen versteht man Fähigkei-
ten, Fertigkeiten und Einstellungen, die zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
und zur Aneignung von fachlichem Wissen notwendig sind.
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BSB-Info
werden, deren Erreichen gemeinsam
überprüft wird. Im Unterricht können
überfachliche Kompetenzen durch den
gezielten Einsatz verschiedener Formen
des individuellen und sozialen Lernens so-
wie durch angemessene Leistungsanfor-
derungen und -rückmeldungen gefördert
werden. Schülerinnen und Schüler wer-
den somit unterstützt, ihren Lernprozess
zu strukturieren und zu reflektieren und
positive Selbstkonzepte zu entwickeln.
Literatur
Weinert, F. (2001): Concept of Compe-
tence: A Conceptual Clarification. In:
D. S. Rychen & L. H. Salganik (Eds.),
Defining and selecting key competen-
cies. Seattle/Toronto/Bern/Göttingen,
S. 45 – 66
Dr. Britta Pohlmann/Dr. Meike Heckt
Landesinstitut für Lehrerbildung und
Schulentwicklung, Abteilung Qualitäts-
entwicklung und Standardsicherung
(LIQ)
Britta.Pohlmann@li-hamburg.de
Meike.Heckt@li-hamburg.de
»Family Literacy« (FLY)-Projekt trifft auf internationales Interesse
Hochrangige Delegation aus Vietnam besuchte das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
Seit der Auszeichnung mit dem King-
Sejong-Alphabetisierungspreis der UN-
ESCO am 8. September 2010 in Paris
reißen die Anfragen aus dem Ausland
nicht ab. In den vergangenen Mona-
ten wurden im LI internationale Gäste
aus Namibia, Tansania, Laos, Malaysia,
Thailand und Schweden begrüßt.
Am 10. Dezember 2010 kam eine sech-
zehnköpfige Delegation aus Vietnam,
die an einem mehrtägigen Seminar am
UNESCO-Institut für Lebenslanges Ler-
nen teilnahm, unter Leitung des Vizemi-
nisters für Erziehung Nguyen Vinh Hien
ins Landesinstitut. Martin Eckeberg und
Gabriele Rabkin unterrichteten die Gäs-
te über das deutsche Bildungssystem, die
Arbeitsschwerpunkte des Landesinsti-
tuts und insbesondere über das Family
Literacy (FLY)-Projekt.
FLY will die Fähigkeiten der Eltern
stärken, den Schriftspracherwerb ihrer
Kinder zu Hause besser zu begleiten und
Wege aufzeigen, wie Eltern und Lehrer
das Kind gemeinsam fördern können.
Viele der angesprochenen Familien
haben einen Migrationshintergrund.
An dem Projekt nehmen inzwischen 44
Schulen in Hamburg teil; jedes Schuljahr
sollen weitere Standorte hinzukommen.
Die Qualifizierung der FLY-Lehrkräfte
erfolgt am Landesinstitut.
Die vietnamesische Delegation zeigte
sich beeindruckt von der Grundidee des
Projekts und an einem weiteren Infor-
mationsaustausch sehr interessiert.
Vielleicht wird in naher Zukunft diese
ansprechende Idee auch in Vietnam auf-
gegriffen.
Weitere Informationen finden Sie un-
ter: www.li-hamburg.de/projekte/pro-
jekte.Fly/index.html
Dr. Gabriele Rabkin, LIF 11,
Sprachen Deutsch
gabriele.rabkin@li-hamburg.de
Martin Eckeberg, LIF 19,
Gestaltungsreferat Fremdsprachen
martin.eckeberg@li-hamburg.de
Dr. Gabriele Rabkin und Martin Eckeberg mit vietnamesischer Delegation im LI