Post on 13-Jan-2016
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Martina Schmidl 2009 1
Haben wir auch alles getan, was wir tun können?
Therapieziele definieren, diskutieren, korrigieren
4. FSW-ExpertInnen Forum 17.11.2009
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Unsere Patienten
• 80, 90 Jahre alt oder noch älter• Leiden an chronischen, meist unheilbaren, weit
fortgeschrittene Krankheiten• Leiden an Schmerzen und anderen quälenden
Symptomen• Nebeneinander von kurativen und palliativen
Maßnahmen• Betreuung über viele Wochen und Monate• Hören und sehen schlecht• Sehr häufig demenzkrank• Können sich nur schwer verständlich machen!
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Gefahren
• Krankheiten werden einzeln und nacheinander betrachtet
• Medikamentenliste wird immer länger
• Therapiemaßnahmen werden umfangreicher
• Wirkungen, Nebenwirkungen, Interaktionen werden unübersehbar
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Dabei verlieren wir manchmal - ohne es zu merken – den Kranken und seine
Möglichkeiten aus den Augen.
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Herr Leopold
• 81 Jahre alt• Mittelgradig dement • Depression• Diabetes mell. Insulinpflichtig• Hypertonie• PAVK (Periphere arterielle
Verschlusskrankheit)• Z.n. OS Amputation nach Osteomyelitis vor
einigen Monaten
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Bei der Aufnahme
• Nur unvollständig orientiert, tritt aber sehr bestimmt auf : „Hier bleibe ich nicht!“
• Deutlich paranoid gefärbte Aussagen: „Die Prothese ist mir gestohlen worden!“
• Im Rollwagen selbständig mobil• Wirkt mürrisch • Sitzt gerne auf dem Balkon
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Herr Leopold wird von Tag zu Tag schwieriger
• „Schneidet mir den Stumpf ab!“
• „Ich habe Schmerzen!“
• „Ich esse so lange nichts, bis ihr mir den Stumpf abschneidet!“
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Alle bemühen sich...• Orthopäde passt Prothese an• Physiotherapeutin hilft bei der Mobilisation• Dermatologe schlägt Therapien für die Haut
des Stumpfes vor• Stationsärztin stellt Blutdruck und Blutzucker
optimal ein• Pfleger bieten ausgewählte Speisen und
Getränke an und helfen ihm bei der Körperpflege
• Schmerztherapeutin behandelt die Schmerzen
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Herr Leopold gerät außer Kontrolle
• „Schneidet mir den Stumpf ab!“• Beschimpft jeden, der in seine Näher kommt• Lässt sich schließlich von keinem mehr
anfassen• Schreit den ganzen Tag• Isst nichts• Lehnt seine Medikamente ab• Verliert Gewicht• Blutzucker unkontrollierbar
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Was hat Herr Leopold?
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Hochbetagte (Demenzkranke) sind…
…in höchstem Ausmaß stressgefährdet• Schmerzen• Umgebungswechsel• Unerwartete Aktivität (Medizin, Pflege)…
…in höchstem Ausmaß verletzlich• Seelische Schmerzen• Depersonalisation• Fehlende Kommunikation …
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Wie sollen wir reagieren?
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Kommunikation
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Was bedeutet „gute“ Kommunikation bei
Menschen mit Demenz?
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„Rücksichtsvolles Mitgefühl“
• Versucht die Bedeutung des Verhaltens zu ergründen
• Passt sich der Welt des Leidenden an
• Lässt sich von den Bedürfnissen des Einzelnen leiten
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Kommunikation mit Demenzkranken
Technik• Validation• Basale Stimulation
Haltung und Menschenbild
• Wer ist der Kranke für mich?
• Welche Gefühle löst er in mir aus?
• Lasse ich mich auf ihn ein?
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Die Güte der Beziehung zu den Patienten
bestimmt die Güte unserer Handlungen!
Klaus Dörner
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Was quält Herrn Leopold?
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Alles dreht sich um den Stumpf, aber wer schaut auf
mich?!
Seelischer Schmerz!
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„Prioritätenliste des Leidens“
• Er will seine Ruhe
• Er will keine Prothese
• Er will im Rollwagen herumfahren
• Er will auf dem Balkon sitzen
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Voraussetzungen für eine gelungene Betreuung
1. Vertrauensvolle Beziehung aufbauenErkennen der Wünsche und Bedürfnisse des
Kranken
2. Bewusste Entscheidungen treffenMaximale Orientierung an den Bedürfnissen
des Kranken
Martina Schmidl 2009 25
Welche Fragen stelle ich?
• Was braucht die Krankheit?• Was macht „man“ in so einer Situation?• Was halte ich nicht aus?
Oder?
• Was braucht der Patient jetzt?• Was hat sich geändert?• Was hält der Patient nicht aus?
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Wir stehen unter Druck
• Offizielle Standards
• Organisationsphilosophie
• Empfehlungen von KollegInnen
• Arztbriefe
• Gewohnheiten
• Vorurteile...
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Der Kranke hat das Recht auf Gebrechlichkeit!
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Haben wir auch alles gelassen,
was wir lassen können?
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Nach gelungener Umsetzung...
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Herr Leopold
• Schreit nur selten
• Beginnt zu essen und zu trinken
• Ist freundlich zu seinen Mitmenschen
• Schließt sich der Turngruppe an
• Genießt das Sitzen auf dem Balkon
• Lächelt öfter und macht Späße