Post on 28-Aug-2019
Geburt - normal oder
natürlich? Christiane Schwarz
Bad Boller Hebammentage 2012
Katzen Tricia Anderson, MIDIRS 2002 Magdalene Weiss, Hebammenkongress, 2004
Illustrationen: Robin Broadfoot, Tübingen
Was ist eine „normale“ Geburt?
Was ist „normal“?
Geburtshilfe in Deutschland Gesamt 638.952 / 650.597 Ohne Risiken (schwanger/Geburt) 8,5%
Aqua-Institut (2012): Bundesauswertung 2011. www.sqg.de
8,5
91,5
kein Risiko
Risiko
Normal=Risiko?
Geburtshilfe in Deutschland II
Sectio 33% Vag. Op. 6,3%
Anaesthesie 63,1% Episiotomie 26,3% der vaginalen Geburten Einleitung 22,0%
6,1
31,8
62,2
vag. Op.
Sectio
spontan/Manualhilfe
62,8
37,2
Schnitt
kein Schnitt
Normal=Intervention?
Geburt beginnt
Wehen
Wehenmittel
Amniotomie
Medikationen
Rückenlage
Analgesie
Hypoglykämie
Tokolyse
Dehydrierung
Kind geboren
Kind fit
Kind deprimiert
Kind fit
Fetale Stressoren
Forciertes Pressen
Kristeller
Kristeller
Geburt beginnt
Wehen
Wehenmittel
Amniotomie
Medikationen
Rückenlage
Analgesie
Hypoglykämie
Tokolyse
Dehydrierung
Kind geboren
Kind fit
Kind deprimiert
Kind fit
Fetale Stressoren durch Intervention
Forciertes Pressen
Interventionen sub partu , die fraglich oder nicht sinnvoll, oder sogar schädlich sind Nahrungskarenz Aufnahme-CTG Häufige vag.U. nach Zeitplan Anleitung zum Mitpressen, forciertes Pressen Willkürliche zeitliche Begrenzung der AP Dehnen/Massieren des Damms Rückenlage Großzügige Indikation zur Episiotomie Frühes Abnabeln
Enkin et al (2005)
Man muss in der Geburtshilfe viel wissen, um wenig zu tun.
Willibald Pschyrembel (1901-1987)
Wissen
Intuition
Theoretisches Wissen
Erfahrungswissen
Wünsche der Frau
Beste Evidenz
Individuelle klinische
Erfahrung/ Intuition
…zur gemeinsamen Entscheidungsfindung bei klinischen Fragestellungen
Evidenzbasiertes Arbeiten
B.´s Geburt Der errechnete Geburtstermin
verstrich, ohne dass sich etwas tat…
© Hebammenforum
Schwangerenvorsorge
Bild: www.happy-mom.de
Vag. U Keine Verringerung von Frühgeburten, aber Potenzielles Risiko für Infektionen Potenzielles Risiko für Wehen Schmerzen Scham
Alexander S, Boulvain M, Ceysens G, Haelterman E, Zhang WH. Repeat digital cervical assessment in pregnancy for identifying women at risk of preterm labour. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 6.
Schwangerenberatung
„Legen Sie sich hin, wenn…“ 55 Fragebögen aus 32 Ländern zur
Auswertung 9 Länder: unbekannt 8 Länder: bekannt, aber nicht empfohlen 15 Länder: unterschiedliche (modifizierte)
Anwendung
Österreich Fragebögen an 1636 Hebammen und 600 Gynäkologen (response 192/81)
Spezifizierung Hebammen (n=135) n %
Gynäkologen (n=38) n %
VT nicht fest 104 77 22 58 Massiver BS 32 23 14 37 Nicht- Schädellage 23 17 11 29 Mehrgebärende 16 12 7 18 Ängstliche Frau 4 3 1 3 Hydramnion 3 2 33 8 Mehrlinge 3 2 1 3 Frühgeburt 3 2 2 5 Anderes 15 11 7 18
Meinungen dazu… Fachleute: Etwas mehr als die Hälfte der Fachleute glaubt
weniger oder nicht an eine Wirksamkeit der Maßnahme, gibt die Empfehlung aber trotzdem.
Frauen: 23 von 25 kannten die Empfehlung in
verschiedenen Varianten. 1 hielt sich daran. 9 telefonierten erst, 3 legten sich dann hin, 6
setzten sich. 6 duschten oder betreuten erst die älteren Kinder
Kleine Logik am Rande… Im Stehen dichtet der VT besser ab (Désopo 1959) –
lieber stehen als Liegen bei BS Der schwerere VT ist schneller am inneren Mm als
die leichte Nabelschnur (Krause 2004) Es gibt auch bei liegenden Frauen
Nabelschnurvorfälle (Fenton 1951)
Nabelschnurvorfall „Hausmacher Art“
CTG Routinemäßiger kontinuierlicher Einsatz des CTG bei
gesunden Schwangeren und Gebärenden ist kontraindiziert
keine Verbesserung der neonatalen Mortalität/Häufigkeit von Zerebralparesen, aber
mehr sekundäre Sectiones und vag. Op. Geburten
Devane D, Lalor JG, Daly S, McGuire W, Smith V. Cardiotocography versus intermittent auscultation of fetal heart on admission to labour ward for assessment of fetal wellbeing. Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 2.
Einlauf Keine Vorteile Keine Beschleunigung der Geburt
Reveiz L, Gaitán HG, Cuervo LG. Enemas during labour. Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 4.
CTG
Wasser Baden in der EP und AP
weniger Schmerzmittel Keine Nebenwirkungen (Geburtsdauer, Geburtsmodus,
Infektionen, zufriedenere Frauen (leichtere AP)
Cluett ER, Burns E. Immersion in water in labour and birth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 2
Antibiotika bei BS Prophylaktische Antibiotika reduzieren die
Wahrscheinlichkeit einer mütterlichen Infektion (NNT 25)
Sie verbessern aber die kindliche Morbidität nicht
Flenady V, King JF. Antibiotics for prelabour rupture of membranes at or near term. Cochrane Database of Systematic Reviews 2002 (update 2008).
Wünsche der Frau
Beste Evidenz
Individuelle klinische
Erfahrung/ Intuition
…zur gemeinsamen Entscheidungsfindung bei klinischen Fragestellungen
Evidenzbasiertes Arbeiten
Fasten während der Geburt
Keine Evidenz zeigt Vor- oder Nachteile (5 Studien, 3130 Frauen) Mendelsohn´Syndrom extrem selten Sicht der Frauen wurde nicht untersucht Singata M, Tranmer J, Gyte GML. Restricting oral fluid and food intake during labour. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 1
Kristeller Handgriff Wird in ca 84% der geburtshilflichen Abteilungen angewendet (USA)
Verbessert nicht das perinatale outcome, aber führt möglicherweise
zu
Uterusruptur Hochgradige Dammverletzungen Frakturen des Kindes (Clavicula) Neonatale Hirnschäden
nicht systematisch untersucht: Traumatisierung von Gebärenden
Venezuela: Gesetz gegen geburtshilfliche Gewalt
Verheijen EC, Raven JH, Hofmeyr GJ. Fundal pressure during the second stage of labour. Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 4
A Comparison of "Hands Off" Versus "Hands On" Techniques for Decreasing Perineal Lacerations During Birth Adriana de Souza Caroci da Costa, CNM, MS; Maria Luiza Gonzalez Riesco, CNM, PhD J Midwifery Womens Health. 2006;51(2):106 -111.
Frage: Dammschutz oder nicht?
Methode: 70 Erstgebärdende in zwei Gruppen (Dammschutz ja/nein)
Ergebnis: kein Unterschied
Frage: Warme Kompressen oder Dammmassage oder nichts?
Methode: 1211 Gebärdende in drei Gruppen
Ergebnis: kein Unterschied
Abnabeln Plazenta löst sich schlechter, wenn früh abgenabelt wird
mehr BVL für die Frau • Weniger Blutvolumen zum Kind
niedrigere Hb-Werte bis zu 6 Monate p.p.
Airey RJ, Farrar D, Duley L. Alternative positions for the baby at birth before clamping the umbilical cord. Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, Issue 10 McDonald SJ, Middleton P. Effect of timing of umbilical cord clamping of term infants on maternal and neonatal outcomes. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Issue 2
Controlled Cord Traction Es liegt nicht genügend Evidenz für oder
gegen den Einsatz von CCT vor Es liegen keine Studien über die
Sichtweise von Frauen auf CCT vor Es gibt nicht genügend Forschung zu
physiologischer Geburtsdauer (inkl. Nachgeburtsphase)
1:1 Betreuung Frauen mit kontinuierlicher Betreuung
Haben mehr Kontrolle und Selbstbestimmungsmöglichkeit während der Geburt
Haben mehr Spontangeburten Brauchen weniger Schmerzmittel Waren zufriedener Hatten kürzere Geburten Hatten Kinder mit besseren Apgar-Werten
• Keine Nebenwirkungen!
Hodnett ED, Gates S, Hofmeyr GJ, Sakala C, Weston J. Continuous support for women during childbirth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2011, Issue 2
Wünsche der Frau
Beste Evidenz
Individuelle klinische
Erfahrung/ Intuition
Evidenzbasiertes Arbeiten