Post on 13-Aug-2019
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Finanzindustrie: Das Dilemma zwischen Kontrolle
und Vertrauen
Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer Prof. Dr. Dominik H. Enste
Universität zu Köln IW Akademie / IW Köln
VI. Wissenschaftliche Tagung IW Köln und MPIfG , 10. November 2015
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Agenda
Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive
Kritik aus psychologischer Perspektive
Herausforderungen auf drei Ebenen
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Kontrolle und Vertrauen aus
ökonomischer Perspektive
Lenin: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“
Prinzipal-Agententheorie
Agenten maximieren ihren eigenen Nutzen
Sie berücksichtigen die Interessen des Prinzipals nur, wenn dies in
ihrem eigenen Interesse ist
Wer ist der Prinzipal in der Finanzindustrie?
• Die Shareholder?
• Das Top-Management?
• Die Kunden?
• Der Staat?
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Harte und weiche Fassung der
Prinzipal-Agententheorie
Harte Fassung
Alle Agenten sind eigennützig. Immer.
Weiche Fassung
Einige Agenten sind eigennützig. Für diese ist Kontrolle
notwendig.
Andere Agenten sind ehrlich. Für diese ist Kontrolle
neutral.
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Kooperation aus Sicht der
Prinzipal-Agententheorie
Kontrolle
Drohen mit Sanktionen
Alignement von Interessen beider Parteien
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Agenda
Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive
Kritik aus psychologischer Perspektive
Herausforderungen auf drei Ebenen
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Kritik aus
psychologischer Perspektive
Misstrauen erhöht die Transaktionskosten
Misstrauen als relationales Signal
Misstrauen zerstört intrinsische Motivation
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Das Vertrauensspiel
Person A erhält 50€ vom Versuchsleiter. Für die Verwendung dieses
Geldbetrages hat Person A zwei Alternativen
Sie kann die 50€ für sich behalten. In diesem Fall erhält Person B nichts
Sie kann die 50€ an Person B geben. In diesem Fall erhält Person B vom
Versuchsleiter insgesamt 200€.
Falls Person B 200€ erhält, hat diese Person ihrerseits zwei Alternativen
Sie kann die 200€ zu gleichen Teilen zwischen sich und Person A aufteilen.
Sie kann die gesamten 200€ für sich selbst behalten
Was tun Sie in der Position von Person A?
Was tun Sie in der Position von Person B?
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Eingeschätzte und tatsächliche Vertrauenswürdigkeit
91.5 %60.4 %
Study 2: N = 110
(students of the University of
Groningen)
77.8 %45.6 %
Study 1: N = 167
(undergraduates Cornell University)
Actual
valueEstimated
value
Percentage of trustworthy
Persons B
81.6 %50.4 %
Study 3: N = 34
(international students from Europe)
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Framing-Effekt: Banking Industry
Versuchsgruppe:
Erinnerung an Tätigkeit in einer Großbank
Kontrollgruppe:
Ohne besondere Stimulation
Business culture and dishonesty in the banking industry – A.Cohn, E. Fehr & A. Maréchal, 2014n = 128 Mitarbeiter einer großen, internationalen Bank, durchschnittliche Arbeitszeit in der Bankindustrie: 11,5 Jahre
10 Münzwürfe
Maximaler Geldgewinn pro Wurf 20$ (200$ insgesamt)
Wettbewerb: Auszahlung des Geldes hängt von der Anzahl
der richtigen Voraussagen im Vergleich zu einer Gruppe
einer Vorstudie ab
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Der Einfluss der Bankkultur
51,60%
58,20%
40,00%
45,00%
50,00%
55,00%
60,00%
Kontrollgruppe "Bänker"
Angegebene Zahl richtig getippter Münzwürfe
Banker
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Wie lösen Obstbauern das Problem von Vertrauen und
Kontrolle?
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Agenda
Kontrolle und Vertrauen aus ökonomischer Perspektive
Kritik aus psychologischer Perspektive
Herausforderungen auf drei Ebenen
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Vertrauen steigert Lebenszufriedenheit
Ordnungsethik
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Vertrauen verringert Transaktionskosten
Ordnungsethik
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Vertrauen steigert Wohlstand
Ordnungsethik
Quellen: Eigenen Berechnungen für 22 OECD-Staaten für die Jahre 2000-2010; BIP pro Kopf in US Dollar (Internationaler Währungsfonds 2010); Vertrauen (Index: 0 (kein Vertrauen) – 100 (höchstes Vertrauen) (IW Vertrauensbarometer 2013)
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Individualethik
Der mündige Kunde?Frage 1: Angenommen, Sie haben 100 Dollar auf dem Konto, bei einem
Zinssatz von 2 Prozent. Wie hoch glauben Sie, ist Ihr Kontostand nach fünf
Jahren, wenn Sie das Geld nicht anrühren?
A) mehr als 102 Dollar
B) genau 102 Dollar
C) weniger als 102 Dollar
Frage 2: Stellen Sie sich vor, der Zins auf Ihr Konto beträgt 1 Prozent und die
Inflationsrate liegt bei 2 Prozent. Können Sie mit dem Geld nach einem Jahr
A) mehr kaufen
B) genauso viel kaufen
C) weniger kaufen
Frage 3: Ist die folgende Aussage richtig oder falsch? "Der Kauf einer
einzelnen Aktie ist in der Regel weniger riskant als der Kauf eines
Aktienfondsanteils."
A) Richtig B) Falsch C) weiß nicht / keine Antwort
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Individualethik
Der mündige Kunde?
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