Post on 13-Jul-2020
Führung 4.0
Was der digitale Wandel für Führungskräfte bedeutet
Agenda
1. Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Alter Wein in neuen Schläuchen?
2. Herausforderungen der neuen Arbeitswelten– Exkurs: Die Gefährdungsbeurteilung – das zentrale
Instrument im Arbeitsschutz1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und neue
Unternehmensformen3. Diversität der Belegschaft
3. Fazit: Umgang mit Ambivalenzen
27.10.20162
Wir über uns: Zahlen, Daten, Fakten
• Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
• Bundesoberbehörde mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben im Geschäftsbereich des BMAS
• Ressortforschung bildet eine Brücke zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Wesentliche Aufgaben der BAuA sind wissenschaftliche Politikberatung, FuE, hoheitliche Aufgaben (Prüfung, Zulassung, Regelsetzung) und Transfer in die Praxis.
• Standorte in Dortmund, Berlin, Dresden und Chemnitz• Haushalt: 61 Mio. €; Beschäftigte: 700
27.10.2016 Michael Niehaus3
Digitalisierung von Arbeit Alter Wein in neuen Schläuchen?
Leitfragen
− Was ist wirklich neu an der so genannten „neuen Arbeitswelt“?
− Gibt es (aus arbeitswissenschaftlicher Sicht) wirklich grundsätzliche Unterschiede zu schon langjährig bekannten Phänomenen?
− Führen diese neuen Arbeitsformen bzw. Arbeitsorganisationen zu neuen Herausforderungen an die Arbeitsgestaltung?
− Was heißt das für Führungskräfte?
27.10.20164
Industrie 4.0
27.10.20165
Was heißt „Digitalisierung der Arbeitswelt“?
− Technik:– Vernetzung / Cloud– cyber-physisches System– Kommunikation zwischen
Menschen, Maschinen und Produkten
− Digitalisierung von– Arbeitsgegenstand– Werkzeuge– Arbeitsumgebung
27.10.20166
Wandel der Arbeit - Megatrends
Zusammenspiel von technologischer Entwicklung und gesamtgesellschaftlichen Trends:
1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und
Unternehmensformen3. Zunehmende Diversität der Beschäftigten
Technik als „Enabler“ und Treiber, nicht aber die Ursache des Wandels selbst
27.10.20167
Leitfragen
− Digitalisierung von Arbeit ist keine technische, sondern eine organisatorische Herausforderung
− Insbesondere für die Führung (strategisch wie personell) entstehen neue, hohe Herausforderungen
− Wie kann den Herausforderungen des Wandels der Arbeitswelt betrieblich begegnet werden?
− Wie sieht gesunde Führung in der Arbeitswelt 4.0 aus, auf was müssen Führungskräfte achten?
− Was sind die Rahmenbedingungen für Arbeitsgestaltung?
27.10.20168
Michael Niehaus9
Exkurs Gefährdungsbeurteilung –DER Gestaltungsansatz im Arbeitsschutz
27.10.2016
Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG
Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit § 5 Beurteilung der Arbeitsbedingungen(1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind.(2) Der Arbeitgeber hat die Beurteilung je nach Art der Tätigkeiten vorzunehmen. Bei gleichartigen Arbeitsbedingungen ist die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend.
27.10.2016 Michael Niehaus10
Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG
(3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch1. die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte und des
Arbeitsplatzes,2. physikalische, chemische und biologische Einwirkungen,3. die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz von
Arbeitsmitteln, insbesondere von Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und Anlagen sowie den Umgang damit,
4. die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren, Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren Zusammenwirken,
5. unzureichende Qualifikation und Unterweisung der Beschäftigten,
6. psychische Belastungen bei der Arbeit.
27.10.2016 Michael Niehaus11
Gefährdungsbeurteilung durchführen
1. Vorbereiten: Festlegen von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten,
2. Ermitteln der Gefährdungen,3. Beurteilen der Gefährdungen,4. Festlegen konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen,5. Durchführen der Maßnahmen,6. Überprüfen der Durchführung und der Wirksamkeit
der Maßnahmen,7. Fortschreiben der Gefährdungsbeurteilung.
27.10.2016 Michael Niehaus12
27.10.201613
Regelkreis
22.5.2015 Michael Niehaus14 mais.nrw
1. Vorbereitung der Gefährdungsbeurteilung
27.10.2016 Michael Niehaus15
mais.nrw
2. Gefährdung ermitteln
Nach dem Arbeitsschutzgesetz ergeben sich Gefährdungen insbesondere durch:− die Gestaltung und die Einrichtung der Arbeitsstätte
einschließlich aller Verkehrswege, Arbeits-, Lager-, Sanitär-, Aufenthaltsräume und des Arbeitsplatzes,
− physikalische, chemische und biologische Belastungen,− die Gestaltung, die Auswahl, den Einsatz, den Zustand von
Arbeitsmitteln (Maschinen, Geräte, Anlagen, Werkzeuge) und Arbeitsstoffen sowie den Umgang damit und den Umgang mit den zu bearbeitenden Arbeitsgegenständen,
− die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren,− die Gestaltung der Arbeitsorganisation (Arbeitsabläufe,
Arbeitsteilung, Arbeitszeit, Pausen, Verantwortung)
27.10.2016 Michael Niehaus16
2. Gefährdung ermitteln
− die unzureichende Qualifikation, Fähigkeit und Fertigkeit sowie unzureichende Unterweisung der Beschäftigten sowie
− psychische Belastungen bei der Arbeit.
Gefährdungen können auch auftreten durch:− die Arbeitsumgebungsbedingungen wie Klima,
Beleuchtung, Licht sowie− die Auswahl und die nicht sachgerechte Benutzung
von persönlichen Schutzausrüstungen.
27.10.2016 Michael Niehaus17
3. Gefährdungen beurteilen
Gefährdungen beurteilen heißt, festzustellen, ob eine Gefahr für die Beschäftigten vorliegt und somit Handlungsbedarf für Arbeitsschutzmaßnahmen besteht. Dabei ist jede einzelne Gefährdung, die Sie ermittelt haben, zu bewerten und zu dokumentieren.
27.10.2016 Michael Niehaus18
27.10.2016 Michael Niehaus19
mais.nrw
4. Maßnahmen festlegen
Gefährdungen beurteilen heißt, festzustellen, ob eine Gefahr für die Beschäftigten vorliegt und somit Handlungsbedarf für Arbeitsschutzmaßnahmen besteht. Dabei ist jede einzelne Gefährdung, die Sie ermittelt haben, zu bewerten und zu dokumentieren. Orientieren sie sich bei der Auswahl von Arbeitsschutz-maßnahmen an das sogenannte S-T-O-P-Prinzip: "S" wie Substitution (Ersatz, Auswechslung)"T" wie technische Maßnahmen,"O" wie organisatorische Maßnahmen und"P" wie personen- und verhaltensbezogene Sicherheitsmaßnahmen.
27.10.2016 Michael Niehaus20
5. Maßnahmen durchführen und 6. Überprüfen
− Bestimmen Sie für die festgelegten Maßnahmen die Prioritäten, Termine und Verantwortlichkeiten. Um die erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen wirksam durchführen zu können, sollten Sie unmissverständlich festlegen:
− WER macht WAS bis WANN?
Durch regelmäßige Prüfungen gewährleisten Sie die erfolgreiche Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung.− Durchführungskontrolle− Wirksamkeitskontrolle− Erhaltungskontrolle
27.10.2016 Michael Niehaus21
27.10.2016 Michael Niehaus22
mais.nrw
7. Fortschreiben
Das Arbeitsschutzgesetz enthält keine Fristen, innerhalb derer die Gefährdungsbeurteilung wiederholt werden muss. Aktualisieren Sie die Gefährdungsbeurteilung insbesondere bei folgenden Anlässen:− Auftreten von Arbeitsunfällen, Beinaheunfällen,
Berufskrankheiten,− hohe Fehlzeiten aufgrund arbeitsbedingter
Gesundheitsbeeinträchtigungen,− Anschaffung neuer Arbeitsmittel,− Einführung neuer Arbeitsstoffe,− Umgestaltung von Arbeits- und Verkehrsbereichen,− Änderungen der Arbeitsorganisation und/oder Tätigkeitsabläufe,− Änderung des Standes der Technik,− neue Informationen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz27.10.2016 Michael Niehaus23
Dokumentieren
Nach dem Arbeitsschutzgesetz muss jeder Arbeitgeber, der Arbeitnehmer beschäftigt, über eine aussagefähige Dokumentation der im Unternehmen durchgeführten Gefährdungsbeurteilung verfügen. Danach muss der Arbeitgeber über Unterlagen verfügen, die− das Ergebnis der
Gefährdungsbeurteilung,− die darauf gestützten Maßnahmen des
Arbeitsschutzes und− das Ergebnis ihrer Überprüfung
dokumentieren.27.10.2016 Michael Niehaus24
Agenda
1. Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Alter Wein in neuen Schläuchen?
2. Herausforderungen der neuen Arbeitswelten– Exkurs: Die Gefährdungsbeurteilung – das zentrale
Instrument im Arbeitsschutz1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und neue
Unternehmensformen3. Diversität der Belegschaft
3. Fazit: Umgang mit Ambivalenzen
27.10.201625
Herausforderung 1: Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit
− Begriff „Mobiles Arbeiten“: Außerhalb der Betriebsstätte, umfasst Heimarbeit / Telearbeit; Arbeit beim Kunden; Arbeit von unterwegs
− Erweiterte Erreichbarkeit− Work-Life Integration− Ambivalenzen der „neuen Freiheiten“: Vor- und
Nachteile von Flexibilisierung.
27.10.201626
Mobiles Arbeiten
− Ergonomische Mindeststandards werden mit Notebooks und Smartphones nicht eingehalten.
− Wie kann der Arbeitgeber auch bei mobiler Arbeit seiner Fürsorgepflicht / gesetzlichen Verpflichtungen zur Gefährdungsbeurteilung nachkommen?
27.10.201627
Mobiles Arbeiten
Grenzen der Gestaltbarkeit
27.10.201628
Ständige Erreichbarkeit
Arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit, außerhalb der regulären Arbeitszeit für Arbeitsbelange zur Verfügung stehen (Ungeregelte Arbeit, im Unterschied zu Rufbereitschaft/Bereitschaftsdienst)
27.10.201629
Ständige Erreichbarkeit
27.10.201630
Homeoffice
− Anteil von Beschäftigten, die zumindest gelegentlich im Homeoffice arbeiten, ist in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gering und stagniert.
− 9 % der abhängig Beschäftigten haben Arbeit im Homeoffice mit ihrem Arbeitgeber vereinbart.
− Ein gutes Drittel dieser Beschäftigten arbeiten einen Tag und ein Sechstel von ihnen 2 Tage pro Woche im Homeoffice.
27.10.201631
Flexibilisierung von Arbeitsort und –zeit > Ständige Erreichbarkeit
Was ist neu?− An sich alles klassische Aspekte, aber: Ständige
Erreichbarkeit via Smartphone: Kein zusätzliches Gerät mehr nötig, man setzt sich nicht mehr an den heimischen Computer und checkt die Mails, sondern man ist immer „on“
− illegitimate tasks: Während die (unausgesprochene) Erwartung, immer erreichbar zu sein, früher nur das obere Management betraf, wird es (vermeintlich) heute auch von „Lieschen Müller“ erwartet. Damit wird das Unterlaufen von Schutzvorschriften, das früher durch Status & Gehalt erkauft wurde, von allen Mitarbeitern erwartete, auch wenn diese nicht über ausreichend Ressourcen verfügen, den work-life-conflict positiv zu gestalten. („Leitende Angestellte“ sind vom Arbeitszeitgesetz ausgenommen)
27.10.201632
Was tun? Atypische Arbeitszeit
− Schichtarbeit: Mitgestaltungsmöglichkeiten; Informationen über arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zur Schichtplangestaltung; Psychoedukation über Vor- und Nachteile bestimmter Schichtpläne
− Lange Arbeitszeiten: – Unternehmenskultur, in der exzessive Überstunden nicht
unterstützt werden / Vorbildfunktion der Führungskräfte– Kompensation: Freizeit vor monetärer Entlohnung von
Überstunden– Arbeitszeitkontrolle / Dokumentation / Ruhepausen– Psychoedukation
Grundsätzlich kommt der Vorhersagbarkeit von Arbeitszeit ein wichtiger Stellenwert zu, um Konflikte bei der Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben zu reduzieren
27.10.201633
Was tun? Ständige Erreichbarkeit: Betriebliche Ebene
− Kompensation von Erreichbarkeitszeiten (Gleichsetzung mit Arbeitszeit, Freizeitausgleich, monetäre Zuschläge).
− Transparente Regeln für Zeiten der Erreichbarkeit.− Regeln für Zeiten der Nicht-Erreichbarkeit.− Aufschiebbare Kommunikation verhindern.− Ausnahmeregeln zulassen für Notfälle.− Vertretungsregelungen für Urlaub oder Krankheitsfall.− Zeitspanne festlegen, innerhalb der reagiert werden
muss.
27.10.201634
Was tun? Ständige Erreichbarkeit: Betriebliche Ebene
− Handlungsbedarf feststellen, Erreichbarkeit zum Thema machen
− Verankerung in der Unternehmenskultur: Klare Botschaft des Topmanagements, wie man mit dem Thema umgehen möchte
− Leitlinien auf Unternehmensebene entwickeln.− Ausgestaltung der Leitlinien auf Abteilungs- oder
Teamebene− Zentrale Rolle der Führungskräfte (Vorbildfunktion,
Aufsichts- und Schutzfunktion, Kulturpromotoren, Umsetzung von Maßnahmen, Reflexion Führungsverhalten)
27.10.201635
Was tun? Ständige Erreichbarkeit: Individuelle Ebene
− Ständige Erreichbarkeit nicht von sich aus anbieten.− Eigenverantwortlichen vernünftigen Umgang mit den
technischen Möglichkeiten erlernen − Möglichst bewusst die eigene Freizeit gestalten und
auf Abgrenzung zur Arbeitssphäre achten.− Freiräume schaffen (Ort und Zeiten, in denen man
nicht erreichbar ist).− Wenn individuelle Strategien nicht ausreichend sind,
möglichst kollektive Lösung auf Organisationsebene einfordern.
27.10.201636
Was tun? Mobilität
37 Quelle: Ducki, Gerstenberg & Nguyen, in prep.
Was tun? Mobilität
38
Businesstrips
negative Folgen
körperliche Beschwerden MSE, Unfälle, Ernährung, Schlaf, Jetlag, regionale Krankheiten
psychische Beschwerden Stress, Erschöpfung, Burnout, Ängste
Work-Family-Konflikte
positive Folgen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten
Belastungen/ Ressourcen
Reiseintensität (Entfernung, Häufigkeit)
Reise- und Verkehrsbedingungen
VorhersehbarkeitBeeinflussbarkeit
Zeitdruck, Termindruck, Arbeitsverdichtung (Reisezeit= Arbeitszeit)
IKT-Support
27.10.2016
Gestaltung berufsbedingter räumlicher Mobilität
betriebliche Verantwortung• Gewährleistung der Freiwilligkeit • Vermeidung zu hoher
Mobilitätsintensität• Abwägung der Erforderlichkeit von
Dienstreisen• Gestaltung der Rahmenbedingungen• rechtliche Festlegungen von Arbeitszeit
und Arbeitsort• Ausbau stabiler Kommunikationsnetze,
Fortentwicklung mobiler Anwendungen, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
• Datenschutzaspekte• Sicherheit und Schutz individueller und
privater Daten• Nichtüberwachung der Arbeitsverrichtung
39 27.10.2016
Agenda
1. Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Alter Wein in neuen Schläuchen?
2. Herausforderungen der neuen Arbeitswelten– Exkurs: Die Gefährdungsbeurteilung – das zentrale
Instrument im Arbeitsschutz1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und neue
Unternehmensformen3. Diversität der Belegschaft
3. Fazit: Umgang mit Ambivalenzen
27.10.201640
Neue Steuerungsinstrumente
− Indirekte Steuerung, Zielvereinbarungen, Profitcenter− Lean Management: Delegation von
Organisationsleistungen nach unten − Controlling: Übersetzen von Arbeitsergebnissen in
Kennzahlen− Übertragen unternehmerischer Aufgaben auf
Arbeitnehmer: „Unternehmer seiner Selbst“, „Arbeitskraftunternehmer“
27.10.201641
Neue Steuerungsinstrumente
− Internalisierung des Marktes− Ineinandergreifen von Fremd- und Selbststeuerung
− Aus Kollegen werden Kunden oder Konkurrenten
− Interessierte Selbstgefährdung− „Freiwilliges“ Unterlaufen von Schutzniveaus
(Überlange Arbeitszeiten, Präsentismus etc.) − Die eigene Gesundheit gefährden, weil die Arbeit Spaß
macht
27.10.201642
Neue Steuerungsinstrumente
Erfolgsorientierung:− Der flexible Kapitalismus untergräbt das für die
Gerechtigkeitsvorstellungen in der Gesellschaft weiterhin maßgebliche Leistungsprinzip. Die Anerkennung der eigenen Leistung wird zunehmend unkalkulierbar macht.
− Siegrist: beruflicher Gratifikationskrise
27.10.201643
Neue Steuerungsinstrumente
Was ist neu?− Seit 5-10 Jahren als
Thema erkannt
Herausforderungen für SuG− Leistungstransparenz − Klassische Arbeitsschutzinstrumente
und -akteure greifen nicht mehr− Fürsorgepflichten vs.
Eigenverantwortung. Der Umgang mit Ambivalenzen muss gelernt werden –Neue Schlüsselqualifikation?
27.10.201644
Neue Unternehmensstrukturen
− Ineinandergreifen von Produktion und Konsumtion: Prosumenten
− Industrie 4.0: Kundenwissen ist Teil der Produktion− „Open innovation“ in fluiden Netzwerkstrukturen− Dezentrale (Selbst-)Steuerung
− Auflösen bestehender Strukturen und Rechtsbegriffe: Arbeitgeber, Unternehmen, Betrieb…
27.10.201645
Beispiel Crowdworking
− „Unter Crowdsourcing versteht die Bundesregierung allgemein die Auslagerung von Tätigkeiten an eine Menge unbekannter Akteure (die Crowd) in Form eines öffentlichen Aufrufs in einer digitalen Umgebung. Sofern dies bezahlte Leistungen sind, die von Auftragnehmern für Unternehmen bzw. Online-Plattformen digital erbracht werden, ist dies nach dem Verständnis der Bundesregierung als „Crowdworking“ zu bezeichnen.“ (Deutscher Bundestag Drucksache 18/3032)
− Überbewertetes Randphänomen oder„Amazonisierung der Arbeit“ undHerausbildung eines „digitalen Tagelöhnertums“?
27.10.201646
Erwerbsstatus
27.10.201647
Was tun? Crowdworking / Gigworking
Hetrogenes Feld: − Klassische Projektarbeit vs. Microtasks− Unschärfe: Selbständige&Freelancer vs. Peers
(Opensource-Bewegung). d.h. Geld vs. Spaß− gig-economy− Alle Branchen, nicht nur Arbeit am Computer:
myhammer, airbnb, uberWas ist neu?− Arbeitsvermittlung über IT-Plattformen − Wettbewerbsform mit zum Teil erheblichen Vorleistungen
(„the winner takes it all“)Herausforderung für SuG:− Rechtliche Bewertung: Scheinselbständigkeit? Rolle der
Portale?27.10.201648
Agenda
1. Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Alter Wein in neuen Schläuchen?
2. Herausforderungen der neuen Arbeitswelten– Exkurs: Die Gefährdungsbeurteilung – das zentrale
Instrument im Arbeitsschutz1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und neue
Unternehmensformen3. Diversität der Belegschaft
3. Fazit: Umgang mit Ambivalenzen
27.10.201649
Diversität der Belegschaften
− Demografische Wandel führt zu einer vielfältigen Erwerbsbevölkerung. Diese Diversität stellt die Unternehmen vor neue Herausforderungen.
− Atypische Beschäftigte, Alter, Geschlecht, Migration, Behinderung / unterschiedliche Leistungsfähigkeit, unterschiedliche Qualifikationsniveaus etc.
− Die Summe der ehemaligen „Randgruppen“ haben Größenordnungen erreicht, dass eine qualitativ neue Herausforderung entsteht: Integration verschiedener Personen / Gruppen in den Arbeitsprozess als Führungsaufgabe
27.10.201650
27.10.2016 Michael Niehaus51
Herausforderung Diversität
22.5.2015 Michael Niehaus52
22.5.2015 Michael Niehaus53
22.5.2015 Michael Niehaus54
Was tun? Atypische Beschäftigung
− equal pay for equal work− Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit durch
Weiterbildung− Klare Kommunikation/Führung: Befristete MA werden
nicht über vereinbarte Verträge hinaus beschäftigt− Partizipationsmöglichkeiten− Gesundheitsprävention: neben betrieblichen auch
unternehmensübergreifende und regionale Strukturen miteinbeziehen
27.10.201655
Ältere: Veränderung der Leistungsfähigkeit
08.09.2016 Michael Niehaus56
27.10.2016 Michael Niehaus57
Laufbahngestaltung
27.10.2016 Michael Niehaus58
27.10.2016 Michael Niehaus59
Tätigkeitswechsel ermöglichen ..
• ... Beschäftigungsalternativen
• ... die Vermeidung einseitiger Belastungen (psychisch/physisch)
• ... die Vermeidung chronischer Erkrankungen
• ... die Beschäftigung bis zum Rentenalter
präventiv:
Tätigkeitswechsel bevor Arbeitsfähigkeit sinkt
intervenierend:Tätigkeitswechsel
nachdem Arbeitsfähigkeitbereits gesunken ist
Tätigkeitswechsel ermöglichen Entwicklungen…
• ... die Erhaltung/Verbesserung der Fähigkeit, Neues zu erlernen(keine Lernentwöhnung)
• ... die Abkehr von Routinetätigkeiten
• ... die Offenheit gegenüber Veränderungen
• ... die Steigerung der Handlungskompetenz
Migranten / Flüchtlinge
08.09.201660
1. Integration als Führungsaufgabe
2. Vielfalt als Chance, Vielfalt als Herausforderung
3. Gesund und Tätigkeit
4. Gesundheit als kulturelles Phänomen
Agenda
1. Digitalisierung und Arbeiten 4.0 – Alter Wein in neuen Schläuchen?
2. Herausforderungen der neuen Arbeitswelten– Exkurs: Die Gefährdungsbeurteilung – das zentrale
Instrument im Arbeitsschutz1. Orts- und zeitflexibles Arbeiten2. Neue Steuerungsinstrumente und neue
Unternehmensformen3. Diversität der Belegschaft
3. Fazit: Umgang mit Ambivalenzen
27.10.201661
Fazit
− Es gibt neue Herausforderungen für den Arbeitsschutz, die sich aus dem Zusammenspiel von technischer und sozialer Innovation ergeben
− Einfach technische Lösungen („Server ab 18.00 Uhr abstellen“) helfen nicht weiter. Organisatorische Lösungen müssen für die betrieblicher Ebene gefunden werden. Hier sind die Sozialpartner in der Verantwortung (Tarifvereinbarungen / Betriebsvereinbarungen)
− Gesetzliche Rahmenbedingen bieten die notwendige Flexibilität und Gestaltungsspielräume und sichern ein hohes Schutzniveau
27.10.201662
Fazit
Befähigung der Führungskräfte:− Neue und zusätzliche Herausforderungen an
Führungskräfte: Führen auf Distanz, Zielvereinbarungen, Wertewandel, Diversität…
Die Beschäftigten müssen befähigt werden, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen (Selbststeuerungskompetenz)
− Paternalismus vs. Neoliberalismus– Schlechtes Beispiel: Private Rentenvorsorge– Chance: Präventionsgesetz
27.10.201663
Was tun? Steuerungsinstrumente / Tätigkeitsspielraum
27.10.201664
Was tun? Ambivalenzen
Führung 4.0 heißt:− Umgang mit Paradoxien und Ambivalenzen− Befähigung, Qualifizierung =>Lernförderliche
Arbeitsgestaltung− Nachhaltige präventive Arbeitsgestaltung zum Erhalt
der Beschäftigungsfähigkeit über die gesamte Erwerbsbiografie: Handwerkszeug lernen!
− Ist das „Kommandosystem“ die humanere Alternative?− Erstens: Jeder muß selber herausfinden, was für ihn
selber gut ist ... aber− Zweitens: Keiner kann das allein!
27.10.201665
Was tun?
27.10.201666
27.10.201667
Was tun?
Die Führungskraft als VorbildDER zentrale Einflussfaktor
− Klarheit hinsichtlich Zeit und Ort von Arbeit− Klarheit hinsichtlich
Paternalismus vs. Eigenverantwortung
− Klarheit hinsichtlich Individualisierung vs. Standardisierung
27.10.201668
Vielen Dank
Michael NiehausBundesanstalt für Arbeitsschutz und ArbeitsmedizinGruppe 1.1: Wandel der ArbeitFriedrich-Henkel-Weg 1-25D-44149 DortmundTelefon: 0231 9071 2233niehaus.michael@baua.bund.dehttp://www.baua.de
Michael Niehaus69 27.10.2016
Foto-Quellen
− BAuA/Fox/INQA− Serkem.de− radaractive.blogspot.de− Umfragevergleich.at− Ergo-online.de− innovationmanagement.se− Elsevier.com− Bundesregierung.de− Gda-portal.de− MAIS NRW− IGM− Petra.de
27.10.201670