Post on 06-Feb-2018
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Einfhrung in die Literaturtheorie
Zitate zur Vorlesung im SS 2011 W. Eckel
Die engere und weitere Definition von ,Literaturtheorie .......................................................... 2
Vorlufiges Semesterprogramm ................................................................................................. 3
Der Begriff der Hermeneutik ..................................................................................................... 4
Historische Positionen der Hermeneutik .................................................................................... 5
Historische Positionen der Hermeneutik: Friedrich Schleiermacher (1786-1834) .................... 6
Historische Positionen der Hermeneutik: Wilhelm Dilthey (1833-1911) .................................. 7
Die Fundamentalisierung des Verstehens bei Martin Heidegger(1889-1976) ........................... 8
Hermeneutische Auslegung als Gesprch ber eine gemeinsame Sache:
Hans-Georg Gadamer (1900-2002) ........................................................................................ 9
Moderne Hermeneutikkritik ..................................................................................................... 10
Moderne Hermeneutikkritik: Susan Sontag (1933-2004) ........................................................ 11
Der russische Formalismus (ca. 1915-1930) ............................................................................ 12
Das Literaturkonzept des russischen Formalismus: Literatur als Verfremdung (I) ................. 13
Das Literaturkonzept des russischen Formalismus: Literatur als Verfremdung (II) ................ 14
Das Literaturkonzept des russischen Formalismus: Die Idee literarischer Evolution.............. 15
Das Literaturkonzept des russischen Formalismus: Der Begriff der poetischen Funktion ...... 16
Das Sprachmodell Roman Jakobsons (I) ................................................................................. 17
Das Sprachmodell Roman Jakobsons (II) ................................................................................ 18
Das Sprachmodell Roman Jakobsons (III) ............................................................................... 19
Das Sprachmodell Roman Jakobsons (IV) ............................................................................... 20
Die Verengung des Poetizittskriteriums beim spten Jakobson ............................................. 21
Die Unterscheidung von Prosa und Poesie bei Paul Valry (1871-1945) ................................ 22
Fiktion und Diktion: Literaritt als plurales Faktum bei Grard Genette (*1930) (I) .............. 23
Fiktion und Diktion: Literaritt als plurales Faktum bei Grard Genette (*1930) (II) ............ 24
Fiktion und Diktion: Literaritt als plurales Faktum bei Grard Genette (*1930) (III) ........... 25
Vom Werk zum Text: Bachtin und die (Inter-)Textualittskonzepte des Poststrukturalismus 26
Die Distanznahme vom Formalismus bei Bachtin (1895-1975) .............................................. 27
Bachtins Modell der Dialogizitt und der Polyphonie des modernen Romans I ..................... 28
Bachtins Modell der Dialogizitt und der Polyphonie des modernen Romans II .................... 29
Bachtins Modell der Dialogizitt und der Polyphonie des modernen Romans III ................... 30
Die Differenz von Dichter und Romanschriftsteller nach Bachtin .......................................... 31
Die poststrukturalistische Radikalisierung des Bachtinschen Dialogizittskonzepts
bei Julia Kristeva .................................................................................................................. 32
Roland Barthes (1915-1980) .................................................................................................... 33
Die Verabschiedung des Autorkonzepts und die Dezentrierung der Textkategorie
bei Roland Barthes ............................................................................................................... 34
Roland Barthes: Werk vs. Text ................................................................................................ 35
Roland Barthes: Der Text ohne Anfang, Ende und definitive Gestalt ..................................... 36
Roland Barthes: Texttheorie als textuelle Praxis ..................................................................... 37
Roland Barthes: Der Text als Ort der Produktion und Dekonstruktion, der Konstruktion
und Zerstreuung von Sinn .................................................................................................... 38
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Einfhrung in die Literaturtheorie
Die engere und weitere Definition von ,Literaturtheorie
Literaturtheorie im weitesten Sinn einer jeden theoretischen Reflexion nicht auf einzelne lite-
rarische Texte, sondern auf Literatur im Allgemeinen umfasst
die alteuropische Tradition der Poetik von Aristoteles bis Gottsched, von Horaz bis Batteux
die modernere Tradition der Autorenpoetik
die auf Literatur bezogenen Aspekte der alten Rhetorik
die auf Literatur bezogenen Aspekte der im 18. Jahrhundert entstandenen sthetik
die auf Literatur bezogenen Aspekte der Hermeneutik
die mit dem russischen Formalismus neu anhebende und bis in die Gegenwart sich erstrecken-
de, streng ,theoretisch (nicht ,praktisch) und ,deskriptiv (nicht ,normativ) orientierte Dis-
kussion von Grundfragen der Literaturwissenschaft
Literaturtheorie im engeren Sinn meint allein die moderne, streng theoretisch und deskriptiv
orientierte, disziplinre Zge annehmende Beschftigung mit Grundfragen der Literaturwis-
senschaft: Was ist Literatur? Wie entsteht Literatur? Wie wirkt Literatur? Welche Funktion
hat Literatur?
Im Unterschied zu alteuropischen Tradition der Poetik und modernen Autorenpoetiken nicht
normativ angelegt (auch wenn normierende Wirkungen von ihr ausgehen knnen)
Im Unterschied zur Rhetorik nicht primr an den Regeln fr die Herstellung guter Reden
interessiert
Im Unterschied zur sthetik nicht primr an Fragen der Kunst berhaupt interessiert
Im Unterschied zur Hermeneutik nicht allein an Fragen des Verstehens interessiert, zudem der
Mglichkeit des Verstehens gegenber oft kritisch eingestellt
Gleichwohl vielfltige Anknpfungen moderner Literaturtheorie an die Traditionen von Poe-
tik, Rhetorik, sthetik, Hermeneutik
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Einfhrung in die Literaturtheorie
Vorlufiges Semesterprogramm
1. Einfhrung.
2. Traditionelle hermeneutische Anstze. Das Beispiel Dilthey: Das Erlebnis und die Dich-
tung. Der hermeneutische Zirkel und das Postulat des integralen Textsinns. Die Trias Au-
tor, Werk und Sinn.
3. Der russische Formalismus I. Kunst als Verfahren der Verfremdung: klovskij. Entauto-
matisierung der Wahrnehmung durch erschwerte Form.
4. Der russische Formalismus II. Die Idee der literarischen Evolution: Tynjanow.
5. Die poetische Funktion nach Jakobson.
6. Die Kritik des Formalismus durch Bachtin: Der Roman als knstlerisch organisierte so-
ziale Redevielfalt. Die innere Dialogizitt des Wortes.
7. Der Text als Intertext im franzsischen Strukturalismus. Die Bachtinrezeption Kristevas.
Der Tod des Autors und die neue Rolle des Lesers bei Roland Barthes. Die Absage an die
Idee der Metasprache. Literaturtheorie als literarische Praxis.
8. Die Appellstruktur der Texte: Die Rezeptionssthetik Wolfgang Isers.
9. Die Dekonstruktion Paul de Mans.
10. Kritische Theorie: Adorno. Der Doppelcharakter der Kunst: fait social und Autonomie.
Das Verhltnis von Kunst und Gesellschaft.
11. Die systemtheoretische Deutung moderner Kunst: Luhmann. Kunstkommunikation als
autopoietisches System. Die Frage nach der Funktion der Kunst.
12. Der Ansatz des New Historicism. Die Idee der Kulturpoetik bei Stephen Greenblatt.
13. Schluss
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Einfhrung in die Literaturtheorie
Der Begriff der Hermeneutik
Traditionell Hermeneutik = ars interpretandi
subtilitas intelligendi, explicandi, applicandi
Aktuell lassen sich 3 Verwendungsweisen des Begriffs Hermeneutik unterscheiden (nach
RL und anderen einschlgigen Fachlexika):
1. Theorie des Lesens, Verstehens und Interpretierens von Texten
2. philosophische Richtung, die das Verstehen zu einer menschlichen Grundttigkeit er-
hebt (Heidegger, Gadamer)
3. weniger Theorie als Praxis des literaturwissenschaftlichen Umgangs mit Texten, die
auf die Wiedergewinnung eines vorausgesetzten Sinns zielt und einen Text als einen
kohrenten Bedeutungszusammenhang zu verstehen sucht
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Einfhrung in die Literaturtheorie
Historische Positionen der Hermeneutik
Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn:
Origines, Augustin, Cassian
Littera gesta docet, quid credas allegoria,
Moralis quid agas, quo tendas anagogia.
Luther (1483-1546):
sacra scriptura sui ipsius interpres
Johann Conrad Dannhauer (1603-1666):
Hermeneutica sacra sive methodus exponendarum sacrum litterarum (1654)
Friedrich Schleiermacher (1786-1834):
Hermeneutik und Kritik mit besonderer Beziehung auf das Neue Testament (postum 1838)
Wilhelm Dilthey (1833-1911):
Ideen ber eine beschreibende und zergliedernde Psychologie (1894)
Das Erlebnis und die Dichtung (1906)
Martin Heidegger (1889-1976):
Sein und Zeit (1927), 31: Das Da-sein als Verste