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21. Jahrgang¤ 5,20 (D)¤ 6,00 (A)¤ 6,10 (L) ¤ 6,10 (B)
sfr 9,9012302
4/2013
Diskus-Aquarium
EinrichtungPflanzen erwünscht
Technik im AquariumWomit sich Fische wohlfühlen
Barclaya longifoliaEin Seerosengewächs
WelszuchtArterhaltung im Kleinen
Vereint mit AQUARIUM live
20 Jahre
zu gewinnen
Aquaristik-
Wochenende
River Side ist der Titel dieses Aquascapes mit Diskusfischen, Beifischen und Garnelen.
Schnell hatten sich Paare gefunden, die sich dann später auch fortpflanzten.
Diskus River Side
Immer wieder wird gesagt, dass es schwierig oder gar unmöglich sei, den König der Aquarienfische in einem Pflanzenaquarium zu halten. Da wollte ich den Gegenbeweis antreten. Die obers te Prämisse war natürlich das Wohlerge hen der Tiere! So galt es in erster Linie, den Diskusfischen ein optimales Heim zu bieten.
Erfahrungen mit Diskus in einem Aqua-
scape hatte ich bereits, allerdings war
mein damals 450 Liter fassendes Diskus-
scape für mein eigenes Empfinden viel zu
klein für ausgewachsene Tiere und des-
halb habe ich mich nach einem halben
Jahr wieder schweren Herzens von den
Tieren getrennt. Dennoch hat mich die
Faszination Diskus nie losgelassen und ich
habe mir selbst als Ziel gesetzt, es noch
mal zu versuchen, dann aber mit einem
Aquarium von mindestens 1.000 Litern.
Der König der Aquarienfische im Aquascape
Adrie Baumann
Einige der 20 erwachsenen Diskusfische im eingerichteten Aquarium.
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Planung und KomponentenDann war der große Tag gekommen, an
dem ich mir meinen Traum erfüllen konnte.
Als Erstes stand die Planung bezüglich des
kompletten Aquariums samt Technik an.
Meine Wahl fiel bei der Anfertigung des
Aquariums samt Unterschrank auf Juwel
Ladenbau. Präzise nach meinen Wünschen
konstruierte diese Firma alles, lieferte an
und baute die Kombination auf. Das End-
ergebnis war hier ein 200 x 80 x 70 Zenti-
meter großes Aquarium mit einem Gesamt-
volumen von 1.120 Litern.
Anschließend musste ich mir darüber
klar werden, welche Beleuchtung für
mein Aquarium die richtige wäre. Da das
Aquarium ohne Abdeckung betrieben
wird und mit 70 Zentimetern Höhe recht
hoch ist, kam für mich nur eine Hänge-
leuchte mit HQI-Brennern infrage. Ich
entschied mich für eine Hängeleuchte der
Firma Aquafis: Die ist mit drei 150-Watt-
HQI-Strahlern, zwei 54-Watt-T5-Röhren
und vier blauen LED-Spots zur nächtlichen
Beleuchtung ausgestattet. Sämtliche
Leuchtmittel sind einzeln zu steuern und
können somit sehr gut über eine Zeit-
schaltuhr betrieben werden.
Der nächste wichtige Punkt war die Fil-
terung: Heute verrichten drei „CristalProfi
1501 greenline“ von JBL zuverlässig ihren
Dienst. Der letzte Punkt, der die komplette
Technik abrundet, ist die CO2-Anlage, ohne
die ein schönes Aquascape unmöglich
wäre. Hier habe ich mir aus mehreren Kom-
ponenten die gewünschte Anlage zusam-
mengestellt. Dabei fiel meine Wahl auf eine
6-kg-Flasche, die mir anhand der Becken-
größe sinnvoll erschien, sowie einen Druck-
minderer und eine Nachtabschaltung. Al-
lerdings muss das CO2 ja auch noch einge-
speist werden. Dies geschieht mittels eines
CO2-Inline-Atomizers, der sich im Rücklauf
des Filters befindet.
Die InneneinrichtungWelches Hardscape soll zum Einsatz
kommen? Welcher Bodengrund? Welche
Zunächst kam in das leere Aquarium eine Schicht Bodensubstrat.
Hier der fortgeschrittene Aufbau. Pflanzen wurden gesetzt und aufgebunden, der kosmetische Sand eingebracht.
Anschließend erhielt das Moorholz seinen Platz und mit den Basaltsteinen wurde der Ufercharakter nachempfunden.
Aus dieser Perspektive wird der stufige Aufbau gut sichtbar. Rechts die drei Filtereinlässe.
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Pflanzen? Es wurden Skizzen erstellt, ver-
schiedene Layouts durchdacht, bis das
Grundgerüst stand. Der Pflanzplan war
fertig und die verschiedenen Pflanzen
standen fest. Nun hieß es nur noch, die
richtigen Wurzeln und Steine (Hardscape)
zu finden. Meine Wahl fiel auf große rote
Moorwurzeln und schwarzen Basalt.
Beim Bodengrundsystem wollte ich bei
dieser Aquariengröße nichts dem Zufall
überlassen, da ein Optimum an Pflanzen-
wachstum erreicht werden sollte. Ich ent-
schied mich für das Bodengrund-System
von ADA und Pflanzen von Tropica.
Praktische UmsetzungDas Projekt „Diskus River Side“ konnte
starten: In mehr als 12 Stunden Arbeit
wurde das komplette Aquascape einge-
richtet und befüllt.
Zuerst wurde der Bodengrundaufbau
gemacht. Eingefüllt wurde eine etwa zenti-
meterdicke Schicht ADA-Power Sand Spe-
cial“. Darüber kam der eigentliche Boden-
grund, der primär für das Wachstum der
Pflanzen zuständig ist: ADA-„Aqua Soil-
Amazonia“.
Anschließend wurde das Hardscape
gesetzt: Das Hauptgerüst bildet hier ein
recht dominanter Aufbau aus großen
roten Moorwurzeln in der Mitte, der viele
Unterstände und Rückzugsmöglichkeiten
für die späteren Bewohner bietet. Da die
Gestaltung im fertigen Zustand an einen
Uferbereich mit überwachsenen Treibhöl-
zern erinnern sollte, wurden noch hier
und dort schwarze Basaltsteine in ver-
schiedenen Größen platziert, um einen
harmonischen und natürlich wirkenden
Eindruck zu erschaffen.
Nach dem Platzieren des Hardscape
wurde der noch ungenutzte Bodengrund
mit einer Schicht ADA-„Aqua Soil-Ama-
zonia Powder“ abgestreut. Dieses Soil ist
noch feiner als das normale „Amazonia“.
Es sieht somit noch besser aus und die
Pflanzen (besonders die feinen Bodende-
cker) lassen sich viel besser stecken.
Damit konnte die Bepflanzung in An-
griff genommen werden. Diese Arbeit
nahm natürlich die längste Zeit in An-
spruch, da rund 350 Töpfe gesteckt, ge-
bunden und aufgeklebt werden wollten.
Insgesamt wurden 15 verschiedene Pflan-
zen verwendet: Ammania sp. `Bonsai`,
Anubias barteri var. coffeefolia, Anubias
barteri var. nana, Anubias sp. `Petite`,
Aponogeton crispus, Aponogeton crispus
`Red`, Bolbitis heudelotii, Bucephalandra
motleyana, Cryptocoryne beckettii `Pet-
chii`, Echinodorus tenellus, Eriocaulon sp.
„Goiás“, Glossostigma elatinoides, Hyg-
rophila pinnatifida, Nymphaea lotus,
Staurogyne repens.
Nach abgeschlossener Arbeit wurden
als letzter Schritt nur noch der fehlende
Sand und einige kleine Basaltsteine im
Vordergrundbereich eingebracht, um die
Flussufer-Illusion zu perfektionieren. Und
Als das Aquascape komplett war, gab es zunächst eine mehrwöchige Einlaufphase.
Die Pflanzen konnten in dieser Zeit unbeschadet anwachsen.
Lust
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Michael J. Schönefeld
Diskus-Fibel 96 Seiten, ca. 150 Farbfotos, geb., € 14,80, ISBN 9783935175739
www.aquaristik-online.de
194/2013
dann ging es ans Befüllen. Hierzu deckte
ich vorher den kompletten Bodengrund
mit Küchenpapier ab und befeuchtete
alles gut. Dies diente als Schutz gegen
das Aufwühlen des Bodengrundes beim
Befüllen. Dann hieß es „Wasser marsch“
und eineinhalb Stunden später war das
Aquarium gefüllt. Anschließend wurde
die komplette Technik, wie Filter, Beleuch-
tung und CO2-Anlage in Betrieb genom-
men.
Die EinlaufphaseNun hieß es noch mindestens vier Wo-
chen warten, bis die Diskus und die an-
deren Bewohner einziehen konnten. Wäh-
rend dieser Zeit wurden einige Wasser-
wechsel gemacht. Um genau zu sein, ich
habe in den ersten beiden Wochen jeden
zweiten Tag mindestens 30 Prozent
Wasser gewechselt. Ab der dritten Woche
dann ein wöchentlicher Wasserwechsel
von 40 bis 50 Prozent, was ich bis heute
so beibehalte. Durch diese Maßnahme
kann man sehr gut die am Anfang sich
anreichernden überschüssigen Nährstoffe
aus dem Wasser entfernen und beugt so
ungewünschtem Algenwachstum vor.
Dennoch wurde am dritten Tag nach
der Einrichtung mit der Düngung der
Mikro- und Makro-Nährstoffe begonnen,
wobei ich einen PO4-Wert von 0,1 bis 0,2
mg/l, einen NO3-Wert von 20 mg/l und
einen Eisen-Wert von 0,05 mg/l anstrebe,
um den Pflanzen optimale Bedingungen
für den Wuchs zu schaffen. Der CO2-An-
teil beträgt um die 20 mg/l.
Einsetzen der FischeDer Besatz dieses Großaquariums be-
steht aus Salmlern, Barben, Welsen,
Zwergbuntbarschen und Garnelen. Im
Einzelnen sind es 20 Gelbe Kongosalmler,
100 Rote Neon, 100 Gold-Tetra, 50 Zwerg-
ziersalmler, sechs Rotstrich-Zwergbunt-
barsche, sieben Netzpinselalgenfresser,
fünf Zebrawelse (L-46), sechs Orinoco-
Engelsharnischwelse (L-201), zwei Maul-
brütende Hexenwelse, 50 Ohrgitterhar-
nischwelse, 40 Leopardpanzerwelse, 25
Kopfbindenpanzerwelse und 50 Amano-
garnelen.
Nach einer Woche waren alle Wasser-
werte noch immer im grünen Bereich,
trotz des neuen Besatzes. Somit war es
an der Zeit, dass die Diskus endlich kom-
men konnten. Meine Wahl fiel hier auf
20 erwachsene Tiere der Zuchtvarianten
„Snake Skin“ und „Leopard Snake Skin“.
Nun hieß es, die Fische zu beobachten
und die Wasserwerte im Auge zu be-
halten, da die Diskus doch ein wenig
mehr Ausscheidungen verursachen als die
kleinen Beifische.
Aber hier erledigten die Filter bereits
ihre Arbeit und die Wasserwerte verän-
derten sich kaum. Somit lief alles prob-
lemlos und die Tiere lebten sich sehr
schnell ein. Es bildeten sich sehr viele
Paare, die mittlerweile auch häufig ge-
meinsam ablaichen und die Jungen auf-
ziehen. Allerdings ist eine erfolgreiche
Aufzucht im Gesellschaftsbecken bisher
nicht möglich gewesen, da spätestens ab
dem Zeitpunkt, an dem die Jungen die
Eltern anschwimmen, die vielen anderen
Fische ihre Chance wahrnehmen. Es wird
ja oft davon berichtet, dass ausgewach-
sene Diskus auch gern mal einen Neon
oder andere kleine Fische verschlucken.
Dies konnte ich bisher allerdings noch nie
beobachten.
Die PraxisLediglich die Futterumstellung ging
nicht so einfach wie erhofft: Ich wollte
die Diskus nämlich unbedingt auf natür-
liches Futter wie Artemia, Mückenlarven
und Wasserflöhe umstellen. Allerdings
wollten diese lieber ihr bevorzugtes Rin-
derherz fressen und gingen nicht an das
Alternativfutter. Nur mit viel Ehrgeiz und
Geduld bekam ich sie dazu, anderes
Futter nicht mehr zu verschmähen, indem
ich es immer wieder anbot und zusam-
men mit dem Rinderherz verfütterte.
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Mittlerweile fressen die Diskus fast alles,
was ich ihnen reiche, solange aus der
Hand gefüttert wird. Und auch Rinder-
herz gibt es täglich in kleiner Portion,
ohne dass sich das negativ bemerkbar
macht.
Da ich ja schon über einige Wasser-
werte geschrieben habe, möchte ich die
anderen natürlich nicht vorenthalten. Dass
Nitrit und Ammonium nicht nachweisbar
sein sollten, versteht sich hier na türlich
von selbst: pH 6,8, KH 6°, GH 10°, Tem-
peratur 28 °C.
Die weitere Pflege besteht lediglich aus
wöchentlichen Wasserwechseln, der täg-
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aquaristik.caridina
lichen Düngung und Fütterung sowie
dem Zurückschneiden und eventuellem
Neustecken der Pflanzen.
Heute läuft das Aquarium sehr stabil,
auch trotz des nicht gerade niedrigen
Besatzes. Dass der Besatz mit Diskus in
einem Aquascape oder Pflanzenaquarium
sehr wohl möglich ist, dürfte damit be-
wiesen sein. Ich erfreue mich weiterhin
täglich an meinen Diskus und hoffe, dass
mit diesem Bericht mehr Aquarianer und/
oder Aquascaper Lust dazu bekommen,
diesen König der Aquarienfische unter
den richtigen Bedingungen zu Hause zu
pflegen.
214/2013