Post on 05-Apr-2015
Die neuen Industrienationen Indien und Chinaund ihre Rolle im
GlobalisierungsprozessGlobalisierung: Bedrohung oder Chance?
14. Partnerkonferenz.Sächsische Landeszentral für Politische Bildung, Dresden,
1. Februar 2007.
Wolfgang-Peter ZingelSüdasien-Institut der Universität Heidelberg,
Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik
Aufgabenstellung:
• Globalisierung: Begriff, Wirkungsmöglicheiten und Wirkungen
• Der Aufstieg Indiens und Chinas zu Industrienationen
• Absehbare Entwicklungen
• Bedrohung und Chance?
Der Begriff der Globalisierung
• Internationale Arbeitsteilung
• Austausch von Waren Dienstleistungen, Kapital, Ideen und Menschen
• Handel, internationale Finanzbeziehungen, Wanderung
• Handel als win-win-Spiel
• Deshalb: Ende der Abkopplung vom Welthandel in Indien und China
Gegenargumente
• Ressourcenverbrauch durch Welthandel
• Übermäßiger Transportaufwand
• Verursacher tragen nämlich nur einen Teil der externen Effekte (Transportkosten)
• Gilt weniger für den See- und Eisenbahn-, als für den Strßen- und Luftverkehr
• Sonderfall: Optimalzoll
Gewinner und Verlierer
• Auch wenn ein Land insgesamt von der Teilnahme am Handel profitiert, kann es im Lande Gewinner und Verlierer geben
• Frage: Inwieweit kompensieren die Gewinner die Verlierer?
• Die Rolle des demokratischen Rechtsstaates bei den notwendigen Strukturänderungen
Handelsüberschüsse
• Warum bilateraler Handel nicht ausgeglichen sein muss und die Furcht der USA unbegründet ist
• Warum der Außenhandel nicht allein die Leistunsbilanz bestimmt
• Beispiel China-USA: Chinas gesamte Exporte sind geringer als das US-Handelsbilanzdefizit
• Chinas Überschuss im Außenhandel (-102 Mrd. US$) war 2004 nur ein Achtel so groß wie das entsprechende Defizit der USA (829 Mrd. US$)
• Indien hat keinen Überschuss im Außenhandel
Devisenreserven
• Die Ansammlung von hohen Devisenreserven ist Ergebnis eines überhöhten Wechselkurses
• Ohne staatliche Intervention können wir eine Korrektur des Wechselkurses über den internationalen Kapitalmarkt erwarten
• Staatliche Intervention kann die Anpassung des Wechselkurses verzögern, langfristig aber nicht verhindert
• Devisenreserven bedeuten einen Verzicht auf Importe• China hält heute Devisenreserven in Höhe von 1.000
Mrd. US$;eine Aufwertung der chinesischen Währung erscheint unausweichlich
• In Indien ist das Problem bei Reserven in Höhe von 160 Mrd. US$ weniger aktuell
„Weiche“ Faktoren
• Drohende Weltkultur?
• Verlust der Souveränität?
• Bedrohung der nationalen Identität?
„Neue“ Industrienationen
• Indien und China führende Wirtschaftsnationen vor Beginn der industriellen Revolution
• Unterdrückte Industrialisierung durch Kolonialismus
• Industrialiserung erst seit Ende des 19. Jahrhunderts
• Beispiel Japans
Indien und China, Anteile am BIP, in v.H.
Sektor Indien China
1990 2000 2005 1990 2000 2005
Landw. 31 25 19 270 20 13
Indust. 27 27 28 42 50 46
Díenst. 41 48 54 31 30 41
Quelle: 1990 und 2000: Arvind Panagariya: A passage to prosperity, In: Far Eastern Economic Review. 18(July 2005)7, pp. 35-38. – World Development Report 2007, table 1.
Strukturwandel
• Entwickung der Landwirtschaft Vorrausetzung für die Industrialisierung
• Die Anteile der Landwirtschaft an BIP und Beschäftigung gehen zurück
• Der Dienstleistungsbereich wird zum dominierenden Sektor
Landwirtschaft und Ernährung
• China und Indien sind die beiden größten Agrarproduzenten
• 40% der Weltbevölkerung
• Ein Drittel der Nahrungsproduktion
• Größere Ackerfläche in Indien
• Höhere Agrarpruktion China
• Höhere Produktivität in China
Ackerfrüchte und Dauerkulturen
Urbanisierung
• Von den 39 Megastädten der Welt liegen 6 in Indien und 5 in China
• Unterdrückte Landflucht in China durch den houkou
• 150 Mio. Wanderarbeiter in China
Industrialisierung
• Bau der ersten Stahlwerke am Ende des 19. Jahrhunderts in China und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Indien
• Zunehmende Bedeutung während der Weltkriege
• „Kathedralen des Fortschritts“
Importsubstitution
• Abkopplung vom Weltmarkt
• Hindu-Wachstumsrate von 3,5% des BIP in Indien
• Liberalisierung seit Ende der 70er Jahre in China und Indien
• Abbau der Handelsschranken und Investititonsbeschränkungen
• Beitritt zur WTO
Auslandsinvestitionen
• In China zehnmal so hoch wie in Indien
• Stärkere Exportorientierung in China
• Kapitalextensive Dienstleistungsexporte in Indien
• Ungeklärte Eigentumsfragen in China
• Angelsächsisch beeinflusstes Rechts-, und Rechnungslegungssystem in Indien
Bedrohung und/oder Chance
• China nicht nur „verlängerte Werkbank“
• Indien nicht nur „verlängerter Schreib- und Labortisch“
• Indien und China nicht nur Konkurrenten, sondern auch als Absatzmarkt und Kooperationspartner
Indien und China
• Von „Hindi-Chini Bhai Bhai“ der 50er Jahre zum Krieg 1962, nuklearem Wettrüsten und neuer Freundschaft
• China ist heute Indiens Handelspartner• Der indisch-chinesische Handel verspricht
einer der Haupthandelsströme der Welt zu werden
• Konkurrenz und Kooperation im Energiebereich
Pipeline-Projekte
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Texte von Wolfgang-Peter Zingel:http://www.sai.uni-heidelberg.de/abt/intwep/zingel/