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• 2015
Eine Gesellschaft des langen Lebens:
Demenz darf kein Tabu sein
Prof. Dr. DDr. h.c. Ursula LehrBundesministerin a.D.Inst.f. Gerontologie • Univ. HeidelbergVorsitzende der BAGSO
Bonn- Bad Godesberg6. März 2015
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• 2014
Wir leben in einer Zeit des demografischen Wandels,
in einer Gesellschaft des langen Lebens
Es kommt nicht nur drauf an, wie alt wir werden,
sondern wie wir alt werden;
es gilt
nicht nur dem Leben Jahre zu geben,sondern den Jahren Leben zu geben!
Ein Leitspruch, der auch für Menschen mit demenziellen Erkrankungen von Bedeutung ist
demografische Fakten
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• 2014
I. Fakten zu einer Gesellschaftin Zeiten des langen Lebens
II. Pflegebedürftigkeit und demenzielle Erkrankungen
III. Mögliche Beeinflussbarkeit:- durch Prävention einen Ausbruch
verhindern?- Krankheitsprozesse verzögern?
Selbständigkeit länger erhalten?
IV. Versorgung und Pflege gewährleisten, Verbesserung der Lebensqualität demenziell Erkrankter und ihrer pflegenden Angehörigen
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein
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• 2014
Lebenserwartung zwischen 1889 und 2008 in Deutschland (2012: 77,9 und 82,9 Jahre)
40
82,4
37
77,2
30
40
50
60
70
80
90
1889 2008
Frauen
Männer
Ein Plus von 40 bzw. 42 Jahren!
© Oswald01-10/315
Quelle: Statistisches Bundesamt (2009). Sterbetafel 2006/2008; www.destatis.de
demografische Fakten
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• 2014
Baden- Württemberg + 65,6 %
Bayern + 63,6 %
Berlin + 92,0 %
Brandenburg + 92,5 %
Bremen + 41,7 %
Hamburg + 43,9 %
Hessen + 56,4 %
Mecklenburg-Vorpommern+ 79,6 %
Niedersachsen + 58,3 %
NRW + 48,7 %
Rheinland-Pfalz + 47,7 %
Saarland + 41,1 %
Sachsen-Anhalt + 50,8 %
Sachsen + 53,4 %
Schleswig Holstein + 76,5 %
Thüringen + 59,4 %©2010 Bertelsmann Stiftung
Veränderung des Anteils der über 80jährigen
in den 16 Bundesländern 2009 -2030demografische Fakten
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• 2014
Bonn + 29,2 %
LK Rhein-Sieg-Kreis + 81,2 %
Niederkassel +126,3 %
Troisdorf + 88.8 %
St. Augustin + 69,0 %
Hennef + 106,3%
Königswinter + 64,3 %
Bad Honnef + 51,8 %
Wachtberg + 69.6 %
Meckenheim + 127.2 %
Alfter + 71.4 %
Bornheim + 75.7 %
LK Ahrweiler + 53,7 %
Remagen + 57.3 %
Sinzig + 79.2 %
Prozentuale Veränderung des Anteils derüber 80jährigen in Bonn und Umgebung (2009-2030)
(nach Bertelsmann Demografie-Atlas 2010)
demografische Fakten
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• 2014
Anteil der über 90-jährigen und über 100-jährigen in Deutschland
501300
10000
1047000
44000
2100000
114700
2000 2020 2050
über 90 Jahre über 100 Jahre
Quelle: UN (2002), World Population Ageing 1950-2050
demografische Fakten
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• 2014 158
261403
535
899987
10761176
1249
1416
17451827
1959
2164
2333
2515
2756
29482843
3098
3483
38833883
4122
4360
4836
5120
5480
56605688
5917
6255
19
65
19
70
19
75
19
80
19
85
19
86
19
87
19
88
19
89
19
90
19
91
19
92
19
93
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
20
00
20
01
20
02
20
03
20
04
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
Männer Frauen Gesamt
Anzahl der Bürger, die ihren100. Geburtstag feierten (2013 waren es 6392)
Quelle: Bundespräsidialamt
demografische Fakten
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• 2014
105-jährige und ältere Mitbürger in Deutschland(2011 waren es 4752012 waren es 555,2013 waren es 593)
516
24
61 6373
99
131 133
154165 163
196205 206
217
243
274
316
336
447
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
demografische Fakten
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• 2014
100-Jährige verlässt Seniorenheim
"Für den Laden war ich noch nicht reif"Man muss sich nicht alles bieten lassen,
findet Maria Milz. Weil sie sich schlecht behandelt fühlte,
zog die 100-Jährige nach knapp zwei Monaten wieder aus dem Altenheim aus. Nun wohnt sie wieder im eigenen Haus.
Frau Milz war noch nicht reif für das
Altenheim: "Da hab ich meine
Tochter angerufen und gesagt:
'Komm sofort, sag ich, 'hier bleib ich
keine Stunde mehr!'„
Foto: Laif
Quelle: Süddeutsche Zeitung • 12. 01. 2007
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• 2014
Quelle: GA Bonn • 4/3/2006
demografische Fakten
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• 2014
Da ist der kompetente, weise ältere Mensch, der noch im hohen Alter alleine seinen Alltag meistert
Prof.Dr.Gadamer101 Jahre
Frauja Singh,100 Jahre alt,
Marathon in Toronto in 8
Stunden (2011)
Das Alter hat viele Gesichter
demografische Fakten
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• 2014
und da ist der kranke, hinfällige ältere Mensch, der auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist
Das Alter hat viele Gesichter
demografische Fakten
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• 2014
36
23
15
5
25
22
15
5
11
10
10
4
0
20
40
60
80
1890 1925 1950 2010 2020 2025 2040 2050
Auf einen über 75jährigenkommen in Deutschland
2,0
3,4
2,6
1,9
1,6
2,4
2,0
1,4
1,7
2,1
1,8
1,4
1.1
1,4
1,1
0,8
1,0
1,1
1,0
0,8
0-20 20-40 40-60 60-75
79
67
35
9,886,99
4,44
3,92
7,383,9
Quelle: Destatis 2009,
Schätzung aufgrund der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
demografische Fakten
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• 2014
Familienbilder früher:ein Großelternpaar
umgeben von einer Schar von Enkeln
heute:der Einzelenkel umgeben von
4 Großeltern, 2 Urgroßeltern
(und manchmal noch von
einigen „Stiefgroßeltern“)
Vom 3-Generationen-Haushaltzum 1- Personen- Haushalt
demografische Fakten
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• 2014
51
30
10
7 2
41
34
13
93
32
37
15
12
4
Hier leben die DeutschenHaushaltsgröße nach Größe der Gemeinde
Unter 20.000
Einwohnern
20.000 – 499.999
Einwohner499.999 und mehr
Einwohner
Haushalte mit …1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen u. mehr
Quelle: Statistisches Bundesamt 2008
demografische Fakten: Zunahme von 1-Personen- Haushalten (41%)
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• 2014
I. Fakten zu einer Gesellschaftin Zeiten des langen Lebens
II. Pflegebedürftigkeit und demenzielle Erkrankungen
III. Mögliche Beeinflussbarkeit:- durch Prävention einen Ausbruch
verhindern?- Krankheitsprozesse verzögern?
Selbständigkeit länger erhalten?
IV. Versorgung und Pflege gewährleisten, Verbesserung der Lebensqualität demenziell Erkrankter und ihrer pflegenden Angehörigen
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein
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• 2014
Kompetenz und Pflegebedürftigkeit bei der Gesamtbevölkerung über 80 Jahre
- 2008 -
80-85 Jahre 85-90 Jahre über 90 Jahre
nicht pflegebedürftig
zuhause gepflegt
in Heimen
81,4
65,7
41
12,6
20,6
29,7
6
13,7
29,2
Alle Angaben in Prozent
Pflegebedürftigkeit unddementielle Erkrankungen
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• 2014
Anteil der Pflegebedürftigen an der jeweiligen Altersgruppe (2011)
0,6%
0,5%
1,8%
2,8%
4,8%
9,8%
20,5%
38,0%
57,8%
3,1%
Unter 15 Jahre
15-60
60-65
65-70
70-75
75-80
80-85
85-90
über 90 Jahre
InsgesamtQuelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2011
Pflegebedürftigkeit unddementielle Erkrankungen
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• 2014
Anteil der demenziell Erkrankten
2,8%
6,0%
13,3%
23,9%
34,6%
1,2%
65 - 69 70 - 74 75 - 79 80 - 84 85 - 89 > 90
Alter in Jahren
Die Gesamtzahl der demenziell erkrankten Menschen liegt bei 1,0 –1,4 Mio. (geschätzt). Etwa 50% der Demenzen werden dem Typ Alzheimer zugeordnet.
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Demenzielle Erkrankungen sind eine Herausforderung, vor der wir die Augen nicht verschließen dürfen,
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein!-
Aber Berichte (BARMER GEK, 30.11.2010 Pflegereport)
„ Jede zweite Frau und jeder dritte Mann wird dement“ jagen Angst ein und haben den Nachsatz vergessen: wenn sie 90 Jahre alt werden!
Und wenn es weiter heißt: „29% der männlichen und 47% der weiblichen Versicherten, die 2009 im Alter von über 60 Jahren verstarben, hatten eine Demenzdiagnose“ , dann ist das wiederum sehr undifferenziert und irreführend. Bei Verstorbenen zwischen 60 und 70 oder 80 war der Prozentsatz sicher nicht so hoch
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Vorsicht vor zu schneller Zuordnung zu „demenziellen Erkrankungen“
Sorgfältige Diagnose möglicherDepressiver Erkrankungen ist nötig, Depressionen sind therapierbar, sind heilbar – je früher entdeckt, um so erfolgreicher.
Abgrenzung demenzieller Erkrankungen von „Pseudodemenz“, die behandelbar ist, oft durch Zustand der Depression ausgelöst:
Depression: Ursache oder Folge einer Demenz??
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Alter „gestern und heute“Alte Menschen, Großeltern wurden gebraucht, hatten eine Aufgabe bis zum letzten Atemzug
(der junge Bauer, der mäht und das Feld bestellt - der alte Bauer der Kühe hütet, Gänse hütet;
die junge Bäuerin, die den Haushalt organisiert,- die alte Bäuerin, die auf das Kleinkind aufpasst
Welche Aufgaben haben alte Menschen heute?
A
Altersbilder
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• 2014
�Viele alte Menschen – besonders in Heimen – fühlen sich nicht mehr gebraucht� ,
�haben keine Aufgabe, sehen oft
im Leben keinen Sinn mehr�Problem für manche (Frauen) Ältere: Tod
des Partners; Reduzierung sozialer
Kontakte, Hausarbeit (Kochen etc) entfällt; ungegliederter Tageslauf
�Gefahr der Depression auch aufgrund von Langeweile, Pseudodemenz, „Bore-out“
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Bürgerschaftliches Engagement von
Seniorinnen und Senioren
„Boreout“ von boredom, Langeweile, Unterforderung.
MERKLE (2012) „Burnout haben die Erfolgreichen; sie bekommen das ganze Interesse. Menschen mit boreoutwerden weniger beachtet, obwohl sie fast die gleichen Symptome haben: Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und die Unfähigkeit, das Leben zu genießen“ bis hin zur Depressionen.
Ist zwar auf unterforderte Arbeitnehmer bezogen, trifft aber auch auf Menschen in der nachberuflichen Phase, auf Ältere zu:
The „feeling of being needed“ korreliert hoch mit einer erlebten Lebensqualität im Alter.
Der Mensch braucht eine Aufgabe:„Wer keine Aufgabe hat, gibt sich auf“;
„Langeweile macht krank“ , depressiv
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Etwa 20% der als “Demenz“ diagnostizierten Erkrankungen basieren auf unerkannten (therapierbaren) Depressionen!
Unterschiede zwischen Depression und Demenz
- Patient klagt über kognitive Leistungsverluste - Patient bagatellisiert Verluste, versucht zu kompensieren
- eigene Schuldgefühle und Versagensangst- beschuldigt andere
- Schlaflosigkeit ohne nächtliche Unruhe- Deutliche nächtliche Unruhe („Nachtcafè“)
- keine größeren Orientierungsstörungen- Desorientiertheit
- Gequälte Stimmungslage, Selbstabwertung- Gleichgültigkeit, Selbstüberschätzung
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Ca. 90 % sind primäre Demenzerkrankungen
- 50-60% degenerative Demenz vom Alzheimer Typ- 30% vasculäre Demenz (Multiinfarktdemenz)- 10 % Mischformen
Etwa 10% sind sekundäre Demenzerkrankungen
-internistische Erkrankungen: Vitamin-B-Mangel; Schilddrüsenerkrankung; Leber-Nierenversagen
- neurologische Erkrankungen: Hirntumore, Parkinson, Multiple Sklerose etc.
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Prävention (vor allem der vasculären Demenz):
Kontrolle der kardiovaskulären Risikofaktoren
(wie Hypertonie, hoher Homocysteinspiegel, Adipositas und Diabetes mellitus)
gegen die man z.T. angehen kann durch körperliche Aktivität, geistige Aktivität, Kontrolle des Körpergewichts (Diät; Rauchen, Alkohol),
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Wir klagen über die zunehmenden Zahlen Pflegebedürftiger und diskutieren, wie wir mit diesem Problem fertig werden („Pflege-Dialoge“ vom BMG)aber warum fragen nicht, wie sich Pflegebedürftigkeit vermeiden lässt-
Es muss und kann weit mehr getan werden, um Pflegebedürftigkeit zu verhindern
oder wenigstens das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit so gering wie möglich zu halten!
Prävention und Rehabilitation müssen weit mehr Bedeutung gewinnen, -auch für Heimbewohner! Auch der (demenziell) erkrankte Mensch hat noch viele Bereiche von Gesundheit, die gepflegt werden müssen!
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
I. Fakten zu einer Gesellschaftin Zeiten des langen Lebens
II. Pflegebedürftigkeit und demenzielle Erkrankungen
III. Mögliche Beeinflussbarkeit:- durch Prävention einen Ausbruch
verhindern?- Krankheitsprozesse verzögern?
Selbständigkeit länger erhalten?
IV. Versorgung und Pflege gewährleisten, Verbesserung der Lebensqualität demenziell Erkrankter und ihrer pflegenden Angehörigen
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein
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• 2014
Was sind Risiko- und Schutzfaktoren:
Wie kann ich mein Risiko beeinflussen- in Bewegung bleiben
- sich gesund ernähren und genießen
- Aktiv bis ins hohe Alter: Bildung und
Gedächtnistraining, geistige Aktivität
- soziale Kontakte mit Freunden
Demenz vorbeugen – was kann ich tun?
Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
� Körperliche Aktivität,
� geistige Aktivität und
� soziale Aktivität� gesunde Ernährung
sind wesentliche Voraussetzungen für ein gesundes und kompetentes Älterwerden;
Funktionen, die nichtgebraucht werden, verkümmern.� Was rastet, das rostet.
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Vor mehr als 2.000 Jahren empfahl bereits Hippokrates (460-377 v. Chr.) Regeln für eine gesunde Lebensführung, die ein hohes Lebensalter garantieren:
„Alle Teile des Körpers, die zu einer Funktion bestimmt sind, bleiben gesund, wachsen und haben ein gutes Alter, wenn sie mit Maß gebraucht werden und in den Arbeiten, an die jeder Teil gewöhnt ist, geübt werden. Wenn man sie aber nicht braucht, neigen sie eher zu Krankheiten, nehmen nicht zu und altern vorzeitig.“
(Hippokrates: de articulis reponendis 56; vgl. Müri, 1962, S. 361)
älter werden – aktiv bleiben:Eigenverantwortung
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• 2014
„Wenn ältere Menschen ihre körperliche Aktivitäten einschränken, kommt es zu einem ‘Teufelskreis‘(Liselott Diem)
Bewegungsarmut erzeugt Bewegungsunlust, Bewegungsunlust verstärkt die Bewegungsarmut,die dann schließlich zu einer Inaktivitätsatrophie des Bewegungsapparates führen kann.“
MECHLING (2007): „Muskelkraftaufbau-Training“:Bewegungsreichtum erzeugt Bewegungslust – und Bewegungslust verstärkt den Bewegungsreichtum
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014 „fit für 100“ geht neue Wege – gehen Sie mit!
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Studien (Mechling 2006) haben gezeigt:
Prävention, um „fit für 100“ zu sein, ist auch bei Hochaltrigen nötig, möglich und erfolgversprechend!
Bewegungsprogramme im Bereich der • Steh- und Gehsicherheit bedeuten
Sturzprophylaxe!
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Durch gezieltes Training
kann die Ersteinstufung in Pflegestufe 1 zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen,
und selbst eine Rückstufung von Pflegestufe 2 in Pflegestufe 1 wäre möglich!
Das bedeutet:
Erhöhung der Lebensqualität des Betroffenenund erhebliche Kostenersparnis
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
� 3-jähriges Forschungsprojekt mit Unterstützung von MGEPA und den Pflegekassen NRW
� Gemeinsames Training für pflegende Angehörige und den dementiell erkrankten Partner
� Schaffung von zusätzlichen niedrigschwelligen Betreuungsangeboten
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Ergebnisse der Pilotstudie
• gezieltes Training von Demenzkrankenmit Angehörigen ist möglich
• die Übungen des Programms werdengelernt
• ein Trainingsumfang von 60 Minuten ist durchführbar
• das Erleben der Leistungsfähigkeit führtzu Stolz und Wohlbefinden
• die Zuwendung ruft Freude hervor
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Wie für die körperliche Aktivität gilt auch für geistige Aktivität: sich verstärkende Kreisprozesse
Geistig aktivere Menschen bemühen sich mehr um Anregung und Stimulation und trainieren dadurch ihre geistigen Fähigkeiten zusehends,
während bei geistig passiven Menschen eine geringere Auseinandersetzungsbereitschaft feststellbar wurde, so dass die noch vorhandenen geistigen Kräfte im Laufe der Zeit mehr und mehr verkümmerten.
Funktionen - auch geistige - die nicht gebraucht werden verkümmern, wie man es besonders deutlich im Hinblick auf Lernfähigkeit und Gedächtnis nachgewiesen hat.
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Demenzielle Erkrankungen:Früherkennung und frühe Behandlung:„Man kann die Erkrankung zwar (noch) nicht heilen, aber abmildern, Abbauerscheinungen hinauszögern“
- durch entsprechenden Lebensstil (körperliches Training, Motorik, Rückerinnerung üben, Training alltagspraktischer Fähigkeiten);
- durch medikamentöse Behandlung, von der Hausärzte allerdings selten Gebrauch machen („Altersbild“?)
Der Prozess einer Alzheimer-Erkrankung beginnt bereits im mittleren Lebensalter und schreitet dann über Jahrzehnte unmerklich fort bis die ersten Symptome auftreten. Das Auftreten der Symptome lässt sich hinauszögern
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Auch der demenziell Erkrankte kann noch viel tun!
Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft :
- gesund und kompetent alt zu werden
- Selbstständigkeit und Unabhängigkeit möglichst lange zu erhalten
Gesundes Älterwerden
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• 2014
GESUNDHEIT baut sich nicht im Lauf des Lebens, des Älterwerdens, ab;
doch GESUNDHEIT ist nur dort vorhanden,wo sie jeden Augenblick des Lebensneu erzeugt wird.
(Victor v. Weizsäcker)
Und auch der kranke Mensch hat noch viele Elemente von Gesundheit, die es zu fördern gilt! (Sekundär- und Tertiär-Prävention)
Gesundes Älterwerden
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• 2014
(Abraham Lincoln, 1809-1865)“Man hilft den Menschen nicht,wenn man für sie tut, was sie selbst tun können“
aber:“Man hilft den Menschen aber dennoch,wenn man sie auf dem Wegzur Umsetzung dieses Tuns,begleitet und motiviert“(Regina Schmidt-Zadel“: „Empowerment und die Pflege von Menschen
mit Demenz, - PRO ALTER, 2014, S.16)
Nicht Tätigkeiten abnehmen,sondern Hilfe zur Selbsthilfe geben!
Gesundes Älterwerden
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• 2014
„Gesundheit und Produktivität sind eng miteinander verbunden.
Der Verlust des einen zieht den Verlust des anderen nach sich und führt zur "dependency", zur Abhängigkeit.
Nicht nur die Gesundheit beeinflusst die Produktivität, sondern weit mehr beeinflusst die Produktivität die Gesundheit positiv.“ Robert BUTLER
Darum: Älter werden - aktiv bleiben!- auch bei demenzieller Erkrankung
Gesundes Älterwerden
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• 2014
I. Fakten zu einer Gesellschaftin Zeiten des langen Lebens
II. Pflegebedürftigkeit und demenzielle Erkrankungen
III. Mögliche Beeinflussbarkeit:- durch Prävention einen Ausbruch
verhindern?- Krankheitsprozesse verzögern?
Selbständigkeit länger erhalten?
IV. Versorgung und Pflege gewährleisten, Verbesserung der Lebensqualität demenziell Erkrankter und ihrer pflegenden Angehörigen
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein
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• 2014
• 1 Million Demenzkranke >65 Jahre
• davon 600.000 häuslich betreut
�Schäufele et al.(2008)
Versorgungssituation Demenzerkrankter
• Pflege ausschließlich durch Privatpersonen
54,7%
• Zusätzliche Unterstützung durch professionelle Helfer
43,3%
• Ausschließlichprofessionelle Dienste
2%
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Häufiger, als im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auftretende körperliche Beschwerden:
• Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden,
• Krankheiten des Herz-/Kreislauf und Muskel-Skelettsystems,
• Magenbeschwerden, Gliederschmerzen,
• Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Nervosität,
• Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen,
• Symptome allgemeiner Erschöpfung
•Deshalb Angehörige mit ins Training einbeziehen - NADiA
vgl. Matter in Hallauer & Hofmann (2007)
Gesundheitliche Beeinträchtigungen pflegender Angehöriger
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Familienpflege hat ihre Grenzen:
� angesichts der Tatsache, dass Pflegebedürftigkeit in einem immer höheren Alter auftritt (Multimorbidität),
� dass dementsprechend das Alter der potentiellen pflegenden Angehörigen höher ist,
� dass viele Ältere überhaupt keine Kinder haben,
� wenn Kinder da sind, ist die Zahl der Geschwister gering, so dass die Pflege nicht geteilt werden kann,
Konsequenz: Wir brauchen in Zukunft mehr professionelle Hilfe und einen Ausbau der Pflege- und Versorgungsdienste.
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
� Kinder immer seltener in der Nähe des Wohnortes leben werden (eine Industriegesellschaft braucht Mobilität),
� die meisten Senioren ein Zusammenleben mit ihren Kindern ablehnen,
� zunehmend mehr Frauen berufstätig sind,
� eine steigende Scheidungsrate (ohne Wiederheirat) festzustellen ist (Wer pflegt schon die Ex-Schwiegermutter?).
Konsequenz: Wir brauchen in Zukunft mehr professionelle Hilfe und einen Ausbau der Pflege- und Versorgungsdienste.
Familienpflege hat ihre Grenzen:
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Selbstständigkeit lange zu erhalten und zu fördern,
� Abhängigkeit und Hilfsbedürftigkeit zu vermeiden
� durch eigenverantwortlichen gesunden Lebensstil
� und durch menschengerecht gestaltete
Produkte (Wirtschaft und Handel)
durch umweltbezogene Prävention
(seniorenfreundliche Kommunen)
Zunehmende Langlebigkeit fordert heraus:
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Das subjektiv wahrgenommene Verhaltendes Arztes und der Pflegendendem Patienten gegenüber bestimmen wesentlich dessen subjektives Gesundheitsgefühl mit. Auch Beipackzettel von Medikamenten beeinflussen das subjektive Gesundheitsgefühl!
Unklare Informationen, die dem Patienten nicht verständlich sind, führen häufig zu einer Schlechter-Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes darum : Situation erklären, verständlich machen
Gesundes Älterwerden
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• 2014
Der Arzt muss überzeugen zu einem „gesundheitsbewussten Lebensstil“, nicht nur anordnen (und das kostet Zeit!)
Gesagt ist nicht gehörtGehört ist nicht verstanden
Verstanden ist nicht einverstandenEinverstanden ist nicht angewendet
Angewendet ist noch lange nicht beibehalten(Konrad LORENZ)
Der alte Arzt spricht Latein,Der junge Arzt spricht englischDer gute Arzt spricht die Sprache des Patienten
Gesundes Älterwerden
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• 2014
Jeder kleinste Schritt, der mehr Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bringt, trägt zur Lebensqualität bei und erleichtert das Leben der Betroffenen und ihrer Umgebung.
Verstehen des Verhaltens aus der Sicht des demenziell Erkrankten, sein „Erleben“ ergründen (Orientierungslosigkeit in Zeit und Raum)
Wertschätzung, Validation: auch im stark abgebauten Menschen die Persönlichkeit sehen und voll annehmen; oft ist eine hohe gefühlsmäßige Ansprechbarkeit noch vorhanden
Erinnerungspflege, Biografiearbeit: angenehme Situationen in Erinnerung rufen
Berühren, basale Stimulation, „SNOEZELN“
Bewegungsförderung, „Nachtcafè“
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden WeltDemenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
� > Niederländisches Demenzdorf Hogewey: „Alles für den Augenblick“
�Jo Verhoeff ist 85 und dement. In den Niederlanden
hat man ihr und anderen Erkrankten ein eigenes Dorf
gebaut. Es ist eine Welt ohne Gestern und Morgen -
mit größtmöglicher Freiheit. Und zugleich eine
Antwort auf die Frage, wie die Gesellschaft mit Alten
umgehen soll, die sich verhalten wie Kinder.
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• 2014
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden WeltDemenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
� Niederländisches Demenzdorf Hogewey –Vorbild für Alzey?
In Alzey soll das erste Demenzdorf in Deutschland entstehen. In dem “Stadtquartier für Menschen mit Demenz” werden 120 pflegebedürftige Menschen leben. Bevor das Projekt umgesetzt werden kann, muss die Stadt Alzey noch zustimmen. Als Modell dient das innovative Demenzdorf „De Hogeweyk“ in Amsterdam, dessen Pflege ähnlich der eines Heimes strukturiert ist. In Rheinhessen setzt man dagegen lieber auf ambulante Versorgung. Eckhard Feddersen, der zuständige Architekt, plant normalerweise Büros. Doch für dieses neue Lebensmodell hat er ein Konzept entwickelt, das beschütztes Wohnen innerhalb einer quartiersähnlichen Gemeinschaft ermöglichen soll. 120 demenzkranken Bewohnern stehen dabei 10 Wohngruppen und rund 12000 Quadratmeter zur Verfügung. Jede Wohngruppe ist auf einen bestimmten Lebensstil ausgerichtet.
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• 2014
Haus- und Wohngemeinschaften demenziell erkrankter Männer und Frauen;
„Sinnesgärten“
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Selbstständigkeit lange zu erhalten undund zu fördern, Abhängigkeit zu vermeiden
• durch eigenverantwortlichen gesunden Lebensstil
• und durch menschengerecht gestaltete Produkte - und Umwelten, und
-- durch technische Entwicklungen –
vom „intelligente Heim“ –
bis hin zum
japanischen Roboter ASIMO
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Smarter Wohnen „smart living“
Mit Bedienelementen werden z.B. Jalousien und Lichter bedient, eine Leuchte zeigt zudem an, ob die Fenster geschlossen sind. -Angedacht ist ein Programm, das Wohnräume überwachen kann und meldet, wenn sich im Zimmer längere Zeit niemand bewegt hat. Obwohl der Mieter zuhause ist. Dann könnte zuhause gestürzten Menschen künftig schneller geholfen werden.
„Intelligente Häuser werden ebenso Standard sein wie heute Klima-Anlagen in Autos“ (Christoph Henn,2009)
Alltagsunterstützende Technologien; AAL- Systeme
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• 2014
Roboter, die es Älteren ermöglichen, länger zuhause wohnen zu bleiben
Aus der FerneEinblicke in die Wohnung zu gewinnen
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/pflegeroboter-hightec-kameraden-
fuers-alter-a-890342.html
Wohnen und Wohnumfeld
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• 2014
„
Roboter, die es Älteren ermöglichen, länger zuhause wohnen zu bleiben
„
Blutdruckwerte werden an das Medizinische Zentrum gemeldet.
Esshilfe, mit dem Fuß zu bedienen
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/pflegeroboter-hightec-kameraden-
fuers-alter-a-890342.html
Wohnen und Wohnumfeld
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• 2014
Ist die Technik reif für eine alternde Gesellschaft?Ist unsere alternde Gesellschaft reif für neue technische Entwicklungen?
Ein doppelter Lernprozess scheint nötig:
Forscher und Entwickler von Systemen müssen lernen, „seniorengerechte“ d.h. leicht handhabbare Produkte zu entwickeln
und die Senioren und Anwender müssen lernen, mit der neuen Technik umzugehen, müssen Technik-Akzeptanz und Technik-Kompetenz entwickeln
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Dementielle Erkrankungen werden heute nicht mehr totgeschwiegen, doch oft schicksalshaft und völlig unbeeinflussbar hingenommen.
Suchen wir nach Wegen, diese Erkrankung zu verhindern oder wenigstens zu mildern!
„Fange nie an, aufzuhören
und
Höre nie auf, anzufangen!“
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
"Altern in dem positiven Sinn des Reifens gelingt dort, wo die mannigfachen Enttäuschungen und Versagungen, welche das Leben dem Menschen im Alter in seinem Alltag bringt, weder zu einer Häufung von Ressentiments, von Aversionen oder von Resignation führen, sondern wo aus dem Innewerden der vielen Begrenzungen eigenen Vermögens
die Kunst zum Auskosten der noch gegebenen Möglichkeiten erwächst."
(Hans THOMAE 1959)
JA zum AlterJA zum zukünftigen Leben
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• 2014
Sich- Aussöhnen mit der Vergangenheit:
"Schönes habe ich erlebt –
Goldfarben der Teppich
des Lebens durchwebt.
Auch dunkle Fäden
sind manchmal dabei.
Wollt ich sie entfernen,
der Teppich riss' entzwei.„
(Ingeborg Albrecht: Weit spannt sich der Lebensbogen.
Puchheim, Idea Verlag, 2001)
JA zum AlterJA zum bisherigen Leben
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• 2014
Der Optimistmacht aus jedem Problem eine Aufgabe, die es zu lösen gilt!
Der Pessimistmacht aus jeder Aufgabe ein Problem, dem er sich hilflos ausgeliefert sieht
Ein Blick in die Zukunft:Versuchen wir, Optimisten zu sein
Aktiver leben - aktiv erlebenDemenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
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• 2014
Demenzielle Erkrankungen –Herausforderungen einer alternden Welt
Demenzielle Erkrankungendürfen kein Tabu sein