Post on 06-Apr-2016
Das Trauma Konfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen
Dipl. Psychologin Beate HübnerFachsbereichleitung Psychologische Beratungsstelle im Diakonischen Werk des Kirchenbezirks Konstanz
M.Sc. Psychotherapuetin Siobhan O‘ConnorHelferkreis Gaienhofen
Diakonische Flüchtlingsarbeit Teggingerstraße 16 78315 Radolfzell
Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen
I Das TraumaII Lanzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre TraumatisierungIV Prävention
Schutzmechanismus - positive Sicht der Dinge
Menschen neigen zu der Annahme, dass die Welt ein sicherer Ort sei, der sich der individuellen Kontrolle zugänglich erweist.
Definition Trauma
Lebenswichtiges Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlicher Situation und persönlicher Bewältigungsmöglichkeit,
welches mit Hilflosigkeit, Ohnmacht und schutzloser Preisgabe,
mit existentieller Bedrohung und Todesangst einhergeht.
Definition Trauma
Trauma- und Gewalterfahrungen brennen sich ins Gedächtnis ein und
bewirken so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis (Veränderungen im Denken, Fühlen, Verhalten und im körperlichen Bereich)
Erfahrungen aus der Vergangenheit entfalten ihre Wirkung in der Gegenwart und der Zukunft
Klassifikation traumatischer Ereignisse (Landolt 2004)
Typ I Typ II
ÜberfallVergewaltigung
Sexuelle AusbeutungChronische familiäre GewaltKrieg, Folter
Dürre, HungersnotUnfallErdbeben, Flut
Brand
Naturkatastrophen
Zwischenmenschliche Gewalt
Trauma der Flüchtlinge
Situation vor Ort/Bürgerkrieg …
Flucht
Integration in Deutschland
Neurobiologie des Traumas
Fight & Flight - Freeze (Schockstarre)
Neurobiologie des Traumas
Neurobiologie des Traumas
Informationen ohne Bedrohung: Thalamus –Amygdala –Hippocampus – präfrontaler Cortex ins explizite Gedächtnis und damit in einen Kontext von Ort und Zeit des Ereignisses
Informationen mit Lebensbedrohung: die Kette zum Präfrontalen Cortex ist unterbrochen und es kann keine Einordnung der Ereignisse stattfinden ins implizite Gedächtnis/Amygdala
Amygdala – Traumaspezifische Reize werden fragmentiert als zusammenhangslose Sinneseindrücke olfaktorischer, akustischer, visueller oder kinäasthetischer Art gespeichert und rücken nicht ins Bewusstsein.
Nervensystem
Nervensystem
Parasympatikus „Ruhenerv“, beteiligt an der unwillkürlichen Steuerung der meisten inneren Organe, er dient dem Stoffwechsel, der Erholung und dem Aufbau der körpereigenen Reserven
Sympathikus, erhöht die Aktionsfähigkeit und bewirkt die Leistungssteilung
Sympathikus
bewirkt insgesamt eine Leistungssteigerung des Organismus, die kaum willentlich beeinflusst werden kann.
+ steigert Herztätigkeit, Blutdruck, Durchblutung der Muskulatur, Erweiterung der Bronchien …
- hemmt die für die unmittelbare Aktivität nicht unbedingt erforderliche Vorgänge, wie z. B. Darmtätigkeit, Nierenfunktion
Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen
I Das Trauma
II Langzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre TraumatisierungIV Prävention
Langzeitfolgen
Neurobiologische Veränderungen: Stress kann zu neuronalem Zelluntergang führen Kleinkinder: fundamentale Organisationsprozesse wie Bindungsaufbau,
Affektregulation, Impulskontrolle und Aufbau eines integrierten Selbstempfindens sind beeinträchtigt.
Spezifische Reaktionsmuster: Depression, Angst, somatoforme Störungen, Substanzabhänigkeit
Unspezifische Reaktionsmuster: Wiedererleben, Vermeidung, Übererregbarkeit
Unverarbeitete traumatische Erfahrungen
Halten im Sprachfluss inne Vermeiden Blickkontakt Gedankenbrüche, rasches vergessen oder verdrängen Unlogische Kombinationen, Verwechslung von Raum,
Zeit und Personen Chaotische Organisation, Verwirrung Nervös, unkonzentriert Überreaktion, wenig Frustrationstoleranz (können sich nicht gut
regulieren)
Rückzug
Unverarbeitete traumatische Erfahrungen
Angst und Panik angesichts von Neuem und Fremden Angst und Unsicherheit kann kaum reguliert werden Spüren eigene oder fremde Grenzen nicht Trancartige oder dissoziative Zustände
Umgang mit traumatisierten Menschen
Eine sichere und stabile Bindungsperson sein Sicherheit durch Struktur, Regelmäßigkeit und
Verlässlichkeit geben Einfühlen und Respekt vor dem DU Zuhören, aushalten, begleiten (kein agieren o. schnelle Lösungen
suchen)
Beruhigen und deeskalieren Geduld, keine Verunsicherung
Was kann ich tun, wenn ein Flüchtling mich irritiert?
Fachliche Unterstützung einholen Regionale psychotherapeutische Angebote In Baden-Württemberg gibt es fünf Psychosoziale
Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer, die sich auf die psychotherapeutische Beratung und Betreuung traumatisierter Flüchtlinge spezialisiert haben
Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen
I Das TraumaII Langzeitfolgen und Umgang
III Sekundäre TraumatisierungIV Prävention
Menschen die zuhören, sich von den Schicksalen der anderen
berühren lassenund aktiv werden,
können viel bewegen, begleiten und lindern.
Das Trauma überträgt sich
Die anhaltende und einfühlsame Beschäftigung mit dem Schmerz und Leid traumatisierter Menschen kann bei Angehörigen oder Helfenden ein sogenanntes sekundäres Trauma verursachen
Risikofaktoren für eine Sekundäre Traumatisierung Hohes Einfühlungsvermögen Hohe Hilfsbereitschaft Fehlende innere Distanz und Grenzen Negative Energiebilanz (Ermüdung, ausgebrannt sein)
Ohnmacht, Hilflosigkeit Eigene Traumabiographie (siehe ACE – Score)
Wie spüre ich es, wenn ich mein Gleichgewicht verliere?
Wenn das innere Gleichgewicht gestört ist
„Dünnhäutig“, Weinkrämpfe, Wutausbrüche, Ungeduld, Frustration, Ängste
fühlt sich betäubt, hart, distanziert, von sich entfremdet, lustlos…
Grübeln, getriebensein, nicht abschalten können …
Aufdringliche Erinnerungen, Gedanken, Bilder, Geräusche …
Vergesslich, unkonzentriert Zynismus vernachlässigt Freundschaften, Misstrauen…
Wenn das innere Gleichgewicht gestört ist
Erhöhtes körperliches Erregungsniveau, Unruhe
Körperliche Erschöpfung, Müdigkeit, Ein- und Durchschlafprobleme
Vernachlässigt seinen Ausgleich und die Selbstfürsorge
Das TraumaKonfrontation mit schweren Schicksalen anderer Menschen
I Das TraumaII Lanzeitfolgen und UmgangIII Sekundäre Traumatisierung
IV Prävention
Wie kann es Helfenden gelingen einen guten Umgang mit der
Konfrontation durch belastende Ereignisse, Bilder oder Erzählungen
von traumatisierten Menschen zu finden?
Einfühlungsvermögen Distanz
Einsatznachsorge
Abstand einnehmen – innere und äußere Distanz
Erlebtes ausdrücken – erzählen Sie in geschütztem Raum
Erregung vermindern – bewusst Entspannung suchen, Bewegung, Musik …
Prävention
Selbstfürsorge Achtsamkeit Wissen über Traumatisierung Ressourcen und Grenzen in der eigenen Person
wahrnehmen Möglichkeiten und Grenzen der Hilfe Was sind die ganz kleinen
Chancen? Was bedeutet begleiten? Worauf habe ich Einfluss, worauf nicht?
„worst case“ Auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein
Gesundes Miteinander in einem Team
Gemeinsam sind wir stark!
Diakonische FlüchtlingsarbeitDas Diakonische Werk im Kirchenbezirk Konstanz
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Diakonisches Werk Teggingerstraße 16 78315 Radolfzell 07732/952760 www.diakonie-radolfzell.de
Siobhan O‘Connor 0175/575 3637
Psychologische Beratungsstelle Wollmatingerstraße 2278467 Konstanz07531/363 260
Helfer sind mit „himmelsschreiender Ungerechtigkeit“ konfrontiert