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Befestigung von ZrO2-Versorgungen – Teil 2
In der heutigen Zeit befinden sich Zahntechniker und Zahnärzte im Spannungsfeld immer schnellererProduktentwicklungen, aggressiven Marketings mit wohl klingenden Versprechungen, vornehmlichfehlenden klinischen Langzeitstudien und einem nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsdruck. Beson-ders deutlich wird dies beim „Dauerbrenner“ Zirkonoxid und der Frage nach der adäquaten Befestigung.In diesem zweiteiligen Beitrag zeigen die Autoren Probleme auf und versuchen, Lösungen anzubieten.
Ein Beitrag von Dr. Tom O. Blöcker und Ztm. Christian Moss, beide Hamburg/Deutschland
Probleme und Lösungen im Labor- und Praxisalltag unter Berücksichtigung der Glaslottechnik
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Indizes
• Adhäsive Befestigung
• Befestigungs -komposit
• Glaslot• Präparation• Single-Retainer-
Brücke• Vollkeramik• Zementierung• Zirkonoxid
Ästhetik
Das oft erwähnte Argument, Zirkonoxid-Versorgungen im Frontzahnbereich wä-ren zu opak und konventionelle Zementeführten zu schlechten ästhetischen Er-gebnissen, können wir nicht bestätigen.Mit einer optimalen, den Gegebenhei-ten angepassten Präparationstechnik(Abb. 9), einer konsequenten Übermitt-lung digitaler Aufnahmen vor und wäh-rend der Präparation (Stumpfverfärbun-gen, Stiftaufbauten), mit eventuell ein-gefärbten Gerüsten sowie einer gutenSchicht- und Maltechnik mit hochwer-tigen Verblendmassen sind gute Ergeb-nisse zu erreichen (Abb. 10 bis 13). Beimdirekten Vergleich der Transluzenz vonAluminiumoxid mit Zirkonoxid wirdhäufig übersehen, dass Aluminiumoxid-Gerüste im Frontzahnbereich eine Min-deststärke von 0,6 bis 0,7 mm benötigenund damit auch nicht wesentlich trans-parenter als ein 0,3 mm dünnes Zirkon-oxid-Gerüst sind.
Glaslottechnik
Gerade bei minimal- oder noninvasivenVersorgungen wie Teilkronen, Inlays odereinflügeligen Klebebrücken aus Zirkon-oxid ist eine suffiziente, schmelzadhäsi-ve Befestigung wünschenswert. Bei deradhäsiven Befestigung von Vollkronenund -brücken ist die suffiziente Kondi-tionierung der ZrO2-Oberfläche erfor-derlich. Für eine gute mechanische Ver-zahnung und die chemische Anbindungder Silane ist jedoch die Ätzbarkeit derKlebeflächen notwendig. Auf konven-tionellen Keramiken wirkt eine 40 pro-zentige Flusssäure am effektivsten [132].Jedoch verbietet sich dies in der Rein-form und auf Zirkonoxid ist Flusssäurewirkungslos. Mit der Glaslottechnik fürdie Beschichtung und Fügung von Zir-konoxid-Restaurationen scheint eine in-teressante Lösung gefunden zu sein [133-135]. In der Zahnmedizin ist der Begriff„Lot“ für ein glaskeramisches Material ge-wöhnungsbedürftig, aber werkstofftech-nisch korrekt. Neuerdings wird auch von
Literatur
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„Fusionskeramik“ gesprochen. Zothnerhatte die Idee zur Entwicklung silikatba-sierter Spezialgläser, die eine vollständigeBenetzung, spaltfreie Anlagerung (Adhä-sion) und eine Diffusion in die Zirkon-oxid-Oberfläche erreichen. Dies konntemittels REM und neuerdings im Max-Planck-Institut Berlin mittels STEM(Scanning Transmission Electron Mi-croscop) auf atomarer Ebene nachgewie-sen werden (Abb. 14) [10].Die richtungweisende Entwicklung mitden Produkten Hotbond (Abb. 15), tizioconnect und zirconnect (DCM/Ros-tock) eröffnet zahlreiche neue Indikatio-nen für die Zirkonoxid-Bearbeitung, wie:
eine stoffschlüssige Fügung von Brücken- oder Stegsegmenten (Hotbond),die individuelle Gestaltung voll -keramischer Implantatabutments(Hotbond),einen stoffschlüssigen Verbund vonkonfektionierten Titanabutmentsmit individuellen Zirkonoxid-Aufbau-ten (Hotbond tizio connect) oder
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die Vorbeschichtung und das Bondern von Zirkonoxid-Gerüsten(Zirconnect).
Stoffschlüssige Fügung vonBrücken- oder Stegsegmenten
Für die Fügung von Gerüstsegmentenwird das Hotbond operator kit verwen-det. Es besteht aus einem Hauptlot undzwei Nachloten in Verbindung mit einemneuartigen und patentierten Fügeelement(Abb. 16a und b).
Technik für die artfremde Fügung zwischen Zirkonoxidund Titan
Tizio connect ermöglicht das stoffschlüs-sige Fügen eines vorbeschichteten Titan-teils mit Konturierungselementen ausZirkonoxid zur Herstellung von Hybrid -abutments (Abb. 17a bis c).
Vorbeschichten und Bondernvon Zirkonoxid-Oberflächen
Das Vorbeschichten von ZrO2-Gerüstenmit Zirconnect führt zur Entstehung ei-ner glaskeramischen Verbundschicht aufBasis eines chemischen Verbundes statteiner mechanischen Retention. Die Bil-dung einer Leuzitphase lässt nach demÄtzen retentive Strukturen entstehen.Dies ermöglicht die Anwendung der Sila-nisierung vor Kompositverblendung imLabor oder -verklebung im Mund. Diewährend der Brennvorgänge bei der Ver-blendung und Konditionierung der Kle-beflächen gebildete mikrokristallin ver-teilte Keramikphase verbessert die ad-häsive Verbindung zur Keramikstruktur(Abb. 18) [10].
Patientenfall
Anhand eines zum Zeitpunkt der Ver-sorgung 18-jährigen Patienten mit nichtangelegten lateralen Incisivi wird nach-folgend gezeigt, wie die Beschichtung
von einflügeligen Zirkonoxid-Gerüstenmittels Zirconnect deren noninvasiveschmelzadhäsive Befestigung ermöglicht(Abb. 19 bis 23). Der Patient wurde unseigentlich zur Implantation überwiesen.
Die Implantatversorgung jugendlicherPatienten mit fehlenden lateralen Incisi-vi ist schwierig, wenn nicht gar kontrain-diziert. Probleme sind zum Beispiel In-fraokklusion wegen nicht abgeschlosse-nem Wachs tum, bukkaler Knochenver-lust und die Entwicklung von Dehiszen-zen an den Nachbarzähnen [136]. In vie-len Fällen ist bei jungen Patienten eineAdhäsivbrücke günstiger als eine aufwän-dige und riskante Implantation [137].Wie bei diesem jungen Patienten limitie-ren – trotz längerer kieferorthopädischerBehandlung – oftmals zu enge Lückenoder ungünstige Achsneigungen der obe-ren Einser eine Implantation (Abb. 19aund b). Eine Möglichkeit zur Versorgungsind metallbasierte Klebebrücken. Je-doch sind diese bei mini malinvasiverPräparation mit einer hohen Misserfolgs-
Weitere Informationen
Dr. Blöcker und Ztm. Moss bietenzum Thema Glas -lottechnik Kurse an.Näher Informationenund Anmeldeunter-lagen sind unter www.oralchirurgie-hamburg.euoder Fon +49 40 238083-33 erhältlich.
Abb. 9 Präparation der Zähne 42 und 43 für eine Vollkeramikbrücke. „Ke-ramisch denken“ heißt, sich von Friktion und scharfen Kanten zu verab-schieden (Behandler: Dr. T. O. Blöcker)
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Abb. 10 Frontzahnkrone aus Zirkonoxid, individu-ell geschichtet und bemalt (zahntechnische Aus-führung: Martin Gröschel, Labor Moss)
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rate belastet (30 Prozent nach zehn Jah-ren) [138]. Erst bei retentiver Präparationlassen sich Verweilwahrscheinlichkeitenbis zu 96 Prozent finden [139]. Im Sinneder Zahnerhaltung wollten wir in diesemFall die Beschädigung unversehrter Zahn-substanz unbedingt vermeiden. Zirkon-oxid-Keramik könnte aufgrund der ho-hen Bruchfestigkeiten eine reale Mög-
tracht zogen. Hierbei handelt es sich umeine experimentelle Versorgung. Der Pa-tient wurde darüber entsprechend auf-geklärt. Er entschied sich dafür und so-mit gegen eine Implantattherapie undwünschte auch keine weitere kieferortho-pädische Behandlung. Nach einer Abfor-mung (ohne Präparation), der Modeller-stellung und dem schädelbezüglichen
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lichkeit zur noninvasiven Befestigungbieten. Eine konventionelle Brückenver-sorgung war aufgrund der unversehrtenZahnsubstanz und der jugendlichen Pul-pa kontraindiziert (Abb. 19c und d). In-terokklusal war zirka 2 mm Platz, sodasswir eine noninvasive Variante mit einereinflügeligen und mit Glaslot beschich-teten Zirkonoxid-Klebebrücke in Be-
Abb.11 Im Durchlicht zeigt die Zirkonoxid-Versorgungeine schöne Transluzenz
Abb. 12a Versorgung mit konventionell zementierten(Zink oxid phos phat ze ment) Zirkonoxid-Kronen von 13 bis22 (Behandler Dr. T. O. Blöcker, zahntechnische Ausfüh-rung: Labor Moss)
Abb. 12b Die gleiche Patientin drei Jahre später: Im Unter-kiefer sind Veneers auf den Zähnen 32 bis 42 erforderlich
Abb. 12c Die individuell geschichteten Veneers auf 32bis 42. Zustand nach adhäsiver Befestigung (Variolink)
Abb. 12d Die konventionell zementierten Frontzahnkronen im Oberkiefer zeigen keinen ästhetischen Nachteil im Vergleich zuden adhäsiv zementierten Veneers im Unterkiefer (Behandler Dr. T. O. Blöcker, zahntechnische Ausführung: Labor Moss)
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Abb. 13b Das Ergebnis: Veneer auf Zahn 11 (individuelle Schichttechnik) direkt nach dem Befestigen (Variolink). Zirkonoxid-Krone auf Zahn 21 nach dem Zementieren (Harvard-Zement) (Behandler: Dr. T. O. Blöcker, zahntechnische Ausführung: AnteLopar, Labor Moss)
13b
Abb. 14 Transmissions-Elektronen-Mikroskop-Aufnahme: Übergangszone ZrO2-Zirconnect amDünnschliff. (Mit freundlicher Genehmigung vonDr. M. Hopp, Berlin)
14
Abb.13a Schwierige Ausgangssituation: Veneerpräparation auf Zahn 11, Goldgussaufbau auf Zahn 21 und bereits vorhandeneVerblendkeramik-Krone auf Zahn 22
13a
Abb. 15 Das Hotbond-System mit den Komponenten Hotbond, Hotbondtizio connect und Zirconnect (DCM) in Verbindung mit dem C-Link-System(Steco)
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Einartikulieren wurden die Gerüste mo-delliert und im Scanner eingelesen. Nachder Datenübermittlung an ein externesFräszentrum folgte das Fräsen der Ge-rüste. Nur sehr präzise Maschinen sindin der Lage, die für diese Versorgungs-form erforderliche Genauigkeit zu liefern(Abb. 20). Um eine definierte Einsetz-position zu erhalten, ist dies unerlässlich
– vor allem unter dem Aspekt, dass dieZähne nicht beschliffen werden. Nachvorsichtigem Abstrahlen werden die Kle-beflügel mit Zirconnect in Spray-On-Technik dünn beschichtet und anschlie-ßend bei 100 °C auf Brennwatte gebrannt(Abb. 21 und 22). Nach der Verblendung und Ausarbei-tung wird die entstandene, sehr dünne
Glasschicht nur kurz und vorsichtig mitKorund (50 µm Körnung und 0,5 bar)gestrahlt und mit Ceramic Etching (C-Link, steco) für eine Minute geätzt. DasC-Link-Set der Firma steco erleichtertdas Befestigen in der Praxis. Die komplet-te Gerüstkonditionierung wird ins La-bor verlagert und das gefährliche Han-tieren mit Flusssäure in der Praxis ent-
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Abb. 16a Die Fügung von Gerüstsegmenten: Primär- undSekundärteil des speziellen Fügeelementes (Mit freundlicherGenehmigung von DCM/Rostock)
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Abb. 16b Das zusammengefügte Gerüst. Der Verbund wirdnach der Stabilisierung mit Heißluft durch Abheben des Gerüs -tes geprüft (Mit freundlicher Genehmigung von DCM/Rostock)
16b
Abb. 17a Herstellung individueller Titan-ZrO2-Abutments mitHotbond tizio connect. Zur Verlötung vorbereitetes Hybridabut-ment (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. M. Hopp, Berlin)
17a
Abb. 17b Individuelle Titan-ZrO2-Abutments nach dem Brand
17b
Abb. 17c Individuelles Titan-ZrO2-Abutment, schön ausgear-beitetes Emergenzprofil und perfekte Passung
17c
Abb. 18 Retentive Zirconnect-Oberfläche nach Sandstrahlenund Ätzen. Die adhäsive Verbindung zur Keramikstruktur istmassiv verbessert (REM, 1000fache Vergrößerung) (Mitfreundlicher Genehmigung von Dr. M. Hopp, Berlin)
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fällt. Das Material kommt nach der Be-schichtung mit Zirconnect und fertig-gestellter Verblendung zur Anwendung(Abb. 23). Die Verblendung sollte dahermit einem Wachs- oder Silikonüberzuggeschützt werden. Nach dem Ätzenmittels C-Link Ceramic Etching (5 %HF/8 % H2SO4 in wässriger Lösung) füreine Minute und dem Silanisieren wird
die reaktive Gerüstoberfläche mit einemhauchdünnen Bonder beschichtet undso – zeitlich unbegrenzt – konserviert[139] (Abb. 24a bis 26). Da die Silan-schicht nicht altern kann, wird die Ver-bundfestigkeit nicht negativ beeinflusst.Der Bon der beeinträchtigt die Passungnicht, darf aber im ungehärteten Zustandkeinesfalls zu lange gelagert werden. Das
Gerüst kann im Mund auf exakte Pas-sung geprüft werden, ohne dass die Si-lanschicht zerstört wird. Die Oberflä-che wird nach der Anprobe lediglich für30 Sekunden mit 37 prozentiger Phos-phorsäure geätzt. Dies ist ein unschätz-barer Gewinn für die Qualitätssicherungin der Praxis. Die Restauration wirdschmelzadhäsiv verklebt, wobei der Con-
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Abb. 19a Porträtaufnahme des 18-jährigen Pa-tienten
19a
Abb. 19b Zustand nach kieferorthopädischer Behandlung für eine ge-plante Implantation in regio 12 und 22. Zu enge Lücken und eine ungüns -tige Achsneigung der Einser verhindern eine risikofreie und ästhetischeImplantatversorgung
19b
Abb. 19c Die Okklusalaufnahme zeigt den bukkalen Kno-chenverlust in regio 12 und 22
19c
Abb. 19d Auch mit einem 3,5-Millimeter-Implantat fehlen je1,5 mm in der Breite, um die Papille zu erhalten. Die dunklereFarbe von Zahn 11 erschwert die Farbgestaltung. Ein Blea-ching lehnte der Patient ab
19d
Abb. 20 Gefräste Zirkonoxid-Flügel-brücken auf dem Modell. Es zeigt sicheine präzise Gerüstpassung
20
Abb. 21 Gleichmäßige Beschichtungmit Zirconnect
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Abb. 22 Fehlerfreier Glasüberzug nachdem Brand
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nector die Verbundschicht für das zurAnwendung kommende Komposit dar-stellt. Hierzu wird die Zahnoberfläche30 Sekunden mit Phosphorsäure kondi-tioniert und die Gerüste in diesem Fallmit Variolink und A.R.T.-Bond befes-tigt. Der Bonder darf auf keinen Fall vor-her gehärtet werden; dadurch wäre dieexakte Passung nicht mehr gewährleis-tet. Es folgen die sorgfältige Überschus-sentfernung mit einer anschließendenFeinpolitur und eine erneute Kontrolleder Okklusion (Abb. 27a und b).
Beide Brücken sind seit nunmehr 3,5 Jah-ren in situ (Abb. 28a bis c). Es konntenweder Sekundärkaries noch Pfeilerlocke-rungen oder Dezementierungen beob-achtet werden. Der Patient ist hoch zufrie-den, was wohl erklärt, dass wir immernoch keine Bleachingbehandlung vor-nehmen dürfen. Er spielt leistungsmä-ßig Fußball und nach seinen Angabenmussten die Brücken „schon einiges aus-halten“, wie zum Beispiel „Ellenbogenins Gesicht“ und diverse Stürze.
Fazit
Während für die Zementierung metallba-sierter Restaurationen seit zirka 20 Jah-ren gute klinische Ergebnisse vorliegen[128,129], ist die Datenlage für zirkon-oxidkeramische Versorgungen in Bezugauf klinische Studien noch dürftig [142].Dies betrifft ganz besonders Langzeitun-tersuchungen. So kommen Calvacanti etal. zur Ansicht, dass eine Empfehlung fürein bestimmtes Zementierungsprotokollwegen unzureichender Daten nicht gege-
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Abb. 23 Fertig ausgearbeitete Gerüste
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Abb. 24a Schutz der Verblendung vordem Abstrahlen
24a
Abb. 24b Vorsichtiges Abstrahlen derGlasschicht
24b
Abb. 25a und b Das C-Link-Set besteht aus Fluss säure, Silan und Bonder sowie Befestigungsgips, Pinseln und Anmischbe-chern. Zunächst erfolgt die Konditionierung mit Ceramic Etching und hiernach das Silanisieren
25a 25b
Abb. 25c Versiegeln der geätzten Oberfläche ...
25c
Abb. 26 ... und letztendlich die Lichthärtung
26
Die Abbildungen 24 bis 26 wurden uns freundlicher Weise von Dr. M. Hopp, Berlin, zur Verfügung gestellt
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ben werden könne [141]. In vitro-Studi-en zur Haftkraftmessung mit unterschied-lichen Zementen und Oberflächenbe-handlungen in Verbindung mit Zirkon-oxid liegen dagegen zahlreich vor. DerKliniker ist allerdings erstaunt, in wel-chem Maß es hier zu unterschiedlichenErgebnissen kommt und wie wenigSchluss folgerungen für die praktische Tä-tigkeit gezogen wer den können. Betrach-tet man auf der anderen Seite, wie vieleund wie schnell unterschiedliche Zirkon-oxid- und CAD/CAM-Systeme auf den
Markt gebracht werden, öffnet sich eineSchere mit brisantem Fehlerpotenzial.Hier auf die Industrie zu schimpfen, wärezu kurz gedacht. Gerade wir – Behand-ler und Zahntechniker – profitieren vonden Entwicklungen. Es scheint jedochmitunter, als würde die Entwicklung aufder Überholspur davon rasen und hätteden Praktiker „auf dem Parkplatz verges-sen“. Wir halten das Besinnen auf dieGrundlagen und ein risikominimieren-des, konservatives Vorgehen für sinnvoll.In Übereinstimmung mit vielen Autoren
befestigen wir Zirkonoxid-Gerüste bis-her konventionell. Die adhäsive Befestigung wird regelmä-ßig im Zusammenhang mit unzureichen-der Stumpfretention oder stark erhöhtenKaukräften gefordert. Drei Hauptfakto-ren beeinflussen die Retention entschei-dend: Retentionsfläche, Konvergenzwin-kel und Befestigungszement [142, 85].Ungünstige Voraussetzungen sind dem-zufolge eine geringe Retentionsfläche, zukurze Stümpfe beziehungsweise ein un-günstiges Längen-Basis-Verhältnis der
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27a
Abb. 27a und b Eingesetzte Flügelbrücken nach dem Befestigen von frontal und von palatinal. Anhaltspunkt für die Farbgestal-tung von 12 war die natürliche Zahnfarbe von Zahn 21 und 22
27b
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Zähne und ein großer Konvergenz winkelder präparierten Zähne. Nach den gel-tenden Richtlinien sollte dann auf Voll-keramikversorgungen verzichtet werden.Es stellt sich also die Frage, warum eineadhäsive Befestigung gefordert wird? Ge-rade zu hohe Kaukräfte, wie zum Beispielbei Bruxern, könnten aufgrund der Ge-rüstalterung mit bis zu 50 Prozent nach-lassender Bruchfestigkeit mittelfristig zuProblemen führen. Letztendlich ist dieAdhäsivtechnik zeit- und materialaufwän-dig und damit teuer. Die oft postuliertebessere Ästhetik durch Befestigungskom-posite erscheint uns nach acht Jahren kli-nischer Erfahrung mit Zirkonoxid-Kro-nen und -Brücken überbewertet. Wichti-ger sind uns – der Schwierigkeit der An-wendung sehr wohl bewusst – eine per-fekte Kommunikation zwischen Praxisund Labor unter Einbeziehung der Pa-tientenwünsche, profunde Material-kenntnisse und eine gute Präparations-und Verblendtechnik.
Wir halten die adhäsive Befestigung zir-konoxidkeramischer Restaurationen beiungünstiger Stumpfgeometrie und sehrhohen Kaukräften ohne eine suffizientkonditionierte ZrO2-Oberfläche für einnicht kalkulierbares Risiko. Eine glaske-ramische Vorbeschichtung [135] scheintdie Lösung zu sein. Zirconnect verbessert
nicht nur den Verbund der Strukturkera-mikgerüste zur Verblendkeramik, son-dern ermöglicht die echte Adhäsivtech-nik auf Zirkonoxid-Gerüsten wie beiKompositverblendungen, Klebebrücken,Retainern sowie Vollkronen und -brü-cken. Aufgesprühte und eingesinterteGlasschichten mit einer Dicke von unter
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Produkt
SpezialstrahlmittelBefestigungskompositBefestigungskomposit
Kompositzement
Glaslot
KeramikätzungDiamantschleiferVerblendkeramikZirkonoxid-GerüstFräsmaschine
Name
RocatecPanaviaMultilink SprintVariolink IIMaxcemSuperbond C&BTwinlockHotbondTizio connectZirconnectC-LinkImago-SetCreation
5-Achsfräsmaschine
Hersteller/Vertrieb
3M EspeKurarayIvoclar Vivadent
Kerr DentalSun MedicalHeraeus KulzerDCMDCMDCMsteco-system techniksteco-system technikCreation Willi GellerH.C. StarckPrimacon
Produktliste
Abb. 28a bis c Zustand nach drei Jahren von frontal, palatinal sowie im Portrait. Ein Bleaching kommt für den Patienten nichtin Frage. Der Patient spielt leistungsmäßig Fußball. Ihm zufolge mussten seine einflügeligen Brücken „schon einiges aushal-ten“ – zum Beispiel Ellenbogen ins Gesicht und diverse Stürze
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20 µm lassen sich in konventioneller Wei-se durch Sandstrahlen und Anätzen fürdie Silanisierung vorbereiten. Durch denLeuzit-Gehalt entsteht beim Ätzen zu-sätzlich eine mechanisch sehr retentiveVerbundstruktur [10]. Durch die gleich-zeitige Oberflächenkonditionierung, Si-lanisierung und Versiegelung der Klebe-flächen mit C-Link bereits im Labor, wirddas Prozedere am Patienten vereinfachtund für mehr Sicherheit gesorgt. DasHotbond operator kit und tizio connecterweitern die Bearbeitungsmöglichkeitenvon Zirkonoxid erheblich. Die Segment-System-Technik [133] ist besonders un-ter dem Aspekt der Wertschöpfung fürkleinere Labore interessant. Mit tizio con-nect steht ein Fügesystem zum artfrem-den Verbund zwischen Titan und Zir-konoxid zur Verfügung. Der Vorteil ist diepreiswerte Nutzung von Titanbasen mitihren duktilen Eigenschaften in Verbin-dung mit einem keramischen Stumpfteil,das durch die individuelle Gestaltungnicht nur eine verbesserte Ästhetik bietet,
sondern auch die Optimierung des Emer-genzprofils gestattet. Der glaschemischeVerbund verbessert die Biokompatibili-tät und Langzeitstabilität der subgingiva-len Fügezonen [133]. Studien oder Fall-berichte über ein- oder zweiflügelige Zir-konoxid-Klebebrücken sind rar. Zhou etal. berichten über eine 22 Monate andau-ernde Studie unter Belastung, den Verlustvon zwei einflügeligen und einer zwei-flügeligen Brücke und einer Erfolgsratevon 90 Prozent [143]. Komine und To-mic berichten über die 2,6-jährige, kom-plikationslose Tragdauer einer einzelneneinflügeligen Klebebrücke [144]. Foitziket al. beschrieben die erfolgreiche Ein-gliederung einer Single-Retainer-Brückenach 2,5 Jahren als Ersatz für einen Ober-kiefer-Eckzahn [145]. Kern fand eineFünf-Jahres-Überlebensrate für zweiflü-gelige Brücken von 73,9 Prozent und92,3 Prozent für einflügelige Klebebrü-cken, allerdings aus In-Ceram [146]. Derentscheidende Aspekt unserer Technikliegt in der Noninvasivität. Die hohe Fes-
tigkeit von Zirkonoxid bietet die Mög-lichkeit, auf eine Präparation zur Platz-schaffung für ausreichend dimensionier-te Verbinder zu verzichten. In puncto Äs-thetik und Biokompatibilität sind Voll-keramikbrücken metallischen ohnehinüberlegen. Nachteile sind die enge Indi-kationsstellung und fehlende klinischeErfahrungen. Die Diskussion über Kof-ferdam ist unnütz und sollte beendet wer-den. Selbst Hajtó [147] berichtet über dieadhäsive Befestigung von Frontzahnve-neers ohne Kofferdam. Viele klinischeErgebnisse zeigen, dass auch ohne Kof-ferdam mit einer durchdachten Arbeits-feldvorbereitung sehr gute Langzeiter-gebnisse zu erzielen sind. Die „real-“adhä-sive Befestigung der beiden vorgestelltenBrücken ermöglicht nun bereits eine 3,5-jährige Tragedauer ohne Komplikationenzur vollen Zufriedenheit des Patienten.Die Versorgung ist zum jetzigen Zeit-punkt noch nicht als Routinebehand-lung anzusehen.
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Zu den Personen
Dr. Tom O. Blöcker ist Zahnarzt und Fachzahnarzt für Oralchirurgie. In den Jahren 1982 bis 1987 studierte er Zahnheilkundein Hamburg. Die Approbation sowie die Promotion erfolgten 1988. Von 1989 bis 1992 absolvierte Dr. Blöcker die Weiterbil-dung zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie und ist seit 1994 in eigener oralchirurgischer Überweisungspraxis in Hamburg-Bergedorf niedergelassen. Seit 1996 ist er als Referent, Kursleiter und Autor tätig. In den Jahren 2000 bis 2003 war Dr. Blö-cker Schriftführer des NLI und ZE-Gutachter der KZV Hamburg. Dr. Tom O. Blöcker ist Mitglied der DGZMK, DGFDT, DGI,DGP, BDO und BDIZ EDI sowie der CAD4practice-Expertengruppe. Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Implantologie, die Paro-dontologie, die Mikrochirurgie und -endodontie, die Funktionsdiagnostik und -therapie sowie ästhetik- und funktionsorien-tierte Gesamtrehabilitationen mit Vollkeramik.
Ztm. Christian Moss ist seit 1993 Meister der Zahntechnik. Bereits seit 1987 beschäftigt er sich intensiv mit dem Bereichder Implantologie und entwickelte verschiedene prothetische Hilfsteile (Titanröhren für Bohr- und CT-Schablonen, Schrau-benkanal-Finisher). Im Jahr 1990 begann er seine Öffentlichkeitsarbeit und ist seither im Bereich der Implantattechnologieals Referent bekannt und angesehen. Mit seiner Expertise ist er beratend für einige Implantatanbieter tätig. Von 2000 bis2004 war er Mitinhaber von Sirius Dental Innovations. Heute hat er ein eigenes Dentallabor und ist unter anderem mit derEntwicklung dentaler Geräte (Markennamen IMAGO) beschäftigt. Ztm. Moss ist Mitglied in der dental excellence internatio-nal laboratory network e.V., der Studygroup Prof. Mick Dragoo, CAD4 prac tice-Expertengruppe sowie im Beirat der Fach-gesellschaft für Digitale Zahntechnik e.V.. Außerdem ist er Referent zum Thema Zirkonoxid und der Galvano-Keramiktele-skoptechnik sowie Berater und Referent zum Thema „Hot Bond“.
Kontaktadressen
Dr. Tom O. Blöcker • Zahnarzt, FZA für Oralchirurgie • Chrysanderstraße 35 • 21029 Hamburg-BergedorfFon +49 40 7212293 • praxis@dr-bloecker.deZtm. Christian Moss • Moss Laboratorium für Zahn- und Implantat-Technik • Sachsenfeld 3-5 • 20097 HamburgFon +49 40 238083-33 • christian-moss@t-online.de
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tigkeit von Zirkonoxid bietet die Mög-lichkeit, auf eine Präparation zur Platz-schaffung für ausreichend dimensionier-te Verbinder zu verzichten. In puncto Äs-
und Biokompatibilität sind Voll-keramikbrücken metallischen ohnehin