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Jahresbericht 2012B ac h s E r B E – E i n au f t r ag f ü r d i E Z u k u n f t
Aon Versicherungsmakler Deutschland GmbHBärenreiter-Verlag Karl Vötterle GmbH & Co. KGBMW Niederlassung LeipzigChrista Bach-Marschall StiftungCommerzbank-StiftungDer Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)Deutsche WelleDeutschlandradio KulturDussmann Stiftung & Co. KGaAEUBO Development TrustsEvangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsensfairgourmet GmbHGENUIN classics GbR
HHL Leipzig Graduate School of ManagementHochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig (HMT)HypoVereinsbank – Member of UniCreditJohann-Sebastian-Bach-Stiftung der Neuen BachgesellschaftLeipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbHLeipziger VolkszeitungLeipzig Hotel AllianceLeipzig Marriott HotelLeipzig Tourismus und Marketing GmbHmdr FigaroMusikgesellschaft Carl Philipp Emanuel Bach, Frankfurt (Oder)
Musikschule »Johann Sebastian Bach« Leipzignextbike – Das FahrradverleihsystemPROMENADEN Hauptbahnhof LeipzigSächsische Lotto-GmbHSächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK)Seaside Park Hotel LeipzigSelters MineralquelleSparkasse LeipzigStadt LeipzigStiftung Chorherren zu St. ThomaeStröer Deutsche Städte Medien GmbHTOTAL Raffinerie Mitteldeutschland GmbHVNG – Verbundnetz Gas AktiengesellschaftVeolia Wasser GmbH
Unser Dank gilt allen Förderern, Sponsoren und Partnern des Bachfestes 2012 sowie des Internationalen Johann-
Sebastian-Bach-Wettbewerbs und des Meisterkurses 2012:
Jahresbericht 2012B ac h s E r B E – E i n au f t r ag f ü r d i E Z u k u n f t
Winterstimmung im Innenhof
Inhalt
1. grusswort
2. Vorwort
3. bach-archiV leipzig – aufgaben und ziele
4. thomana-Jubiläum 2012
5. tätigkeitsberichte der abteilungen
5.1. Forschungsinstitut
5.2. Bibliothek
5.3. Museum
5.4. Künstlerisches Betriebsbüro
5.5. Presse und Öffentlichkeitsarbeit
6. kooperationen
6.1. Bach-Mendelssohn-Schumann
6.2. Das Bach-Archiv – Institut an der Universität Leipzig
6.3. Zusammenarbeit mit Leipziger Hochschulen
6.4. „Musik-kultureller Austausch im Europa des 17. und frühen
18. Jahrhunderts“ – internationales Forschungsprojekt
6.5. Notfallverbund Leipziger Archive und Bibliotheken
7. freunde des bach-archiVs
7.1. Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs e.V.
7.2. American Friends of the Leipzig Bach Archive, Inc.
7.3. Stifterfest 2012
7.4. Zustiftung – eine nachhaltige Form der Förderung
8. zahlen – fakten – personen
8.1. Zahlenmäßiger Rechenschaftsbericht
8.2. Veröffentlichungen
8.3. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
8.4. Fellows
8.5. Gremien
8.6. Förderer
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4 JAHRESBERICHT 2012
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Bach-Archivs,
„Glauben, Singen, Lernen – 800 Jahre Thomana.“ Den 800. Geburtstag der Trias aus
Thomaskirche, Thomanerchor und Thomasschule feierte auch das Leipziger Bach-Archiv.
Von hohem symbolischem Wert ist der historische Zufall, dass die Ersterwähnung der
Leipziger Thomana am 20. März 1212 fast genau auf den Geburtstag Johann Sebastian
Bachs am 21. März fällt. Symptomatisch, ganz und gar nicht zufällig und, wie ich meine,
von besonderer Partner- und Nachbarschaft durchdrungen sind die fünf neu kompo-
nierten Festmusiken, die das Bach-Archiv der Thomana gewissermaßen als Geburtstags-
geschenk überbracht hat: Am Erscheinungsfest 2012 begann die Reihe der Festmusiken
mit einer Aufführung des sechsten Teils von Bachs Weihnachts-Oratorium. Den hohen
traditionellen Kirchenfesten Ostern, Pfingsten, Reformationstag und Weihnachten 2012
sowie Epiphanias des Folgejahres 2013 waren fünf Uraufführungen gewidmet: die St.
Thomas Ostermusik von Thomaskantor Georg
Christoph Biller, An den Wind von Hans Werner
Henze, himmel hölle von Heinz Holliger, The
Annunciation von Brett Dean und Missa Brevis
von Krzysztof Penderecki. In den Werken sind
Thomaskirche als Auff ührungsort, Thomaner-
chor als Aufführungsensemble, Thomasschule
als „Penne der Thomasser“, Bach-Archiv Leip-
zig und Bachfest als Auftraggeber und Ver-
anstalter auf das engste miteinander ver-
bunden und behaupten insbesondere in dieser
Konstellation ihren festen Platz in der Leip-
ziger Musiktradition. Die vom Thomanerchor
uraufgeführten Werke führen uns die Re-
levanz in der Gegenwart und die zukunft-
weisende Bedeutung des heutigen Netz-
werkes Thomana am Thomaskirchhof lebendig,
erfolgreich und vielversprechend vor. Als
Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
freue ich mich besonders darüber, dass mein
Haus im Verbund mit der Stadt Leipzig, dem
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien, der Kulturstiftung des Bundes,
der Ernst von Siemens Musikstiftung und
dem BMW Werk Leipzig einen wichtigen Bei-
trag dazu leisten konnte.
1. Grusswort
5GRUSSWORT
Die Feier der Thomana prägte 2012 auch alle anderen Aufgabenfelder im Bach-Archiv
Leipzig. Die Wiederentdeckung der Thomana-Matrikel im Leipziger Stadtarchiv ermög-
licht nunmehr die systematische Erforschung aller so genannten „Bach-Thomaner“ und
verheißt spannende Enthüllungen und Entdeckungen vielleicht sogar für die Biographie
Johann Sebastians. Die Sammlungen des Bach-Archivs konnten dank glücklicher Um-
stände am Antiquariatsmarkt und ebenso weitsichtiger wie großzügiger Beiträge wich-
tiger Einzelspender und Förderinstitutionen wie der Kulturstiftung der Länder deutlich
ergänzt werden. Beispielhaft ist eine für die Ikonographie Bachs herausragend wichtige
frühe Kopie des berühmten Hausmann-Portraits. Das Bach-Museum widmete sich in drei
Kabinettausstellungen dem Netzwerk Thomana, Bachs Bibeln und Gesangbüchern und
einer Comicausstellung zum Leben der Thomaner im 18. Jahrhundert. Das Bachfest und
der Internationale Bach-Wettbewerb lockten wieder Zehntausende nach Leipzig und
boten eine internationale Bühne der Bachpflege.
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bach-Archiv gilt mein herzlicher Glückwunsch
und Dank für ihr außerordentlich hohes Engagement. Allen Freunden, Förderern und in-
teressierten Lesern des vorliegenden Jahresberichtes lege ich einen (erneuten) Besuch
des Hauses ans Herz. Bleiben Sie oder werden Sie dem Bach-Archiv gut gewogen.
Ihre
Sabine von Schorlemer
Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst
6 JAHRESBERICHT 2012
Cembalo im Sommersaal
7VorwortVORWORT
2. Vorwort
Verehrte Leserinnen und Leser, liebe Freunde des Bach-Archivs!
Das Bach-Archiv ist ein Haus, dessen Besonderheit und Stärke sich auf die Vielfalt und
Bandbreite seiner Aufgaben gründet: Forschung und wissenschaftliche (Er-)Kenntnis,
Sammlung und Bewahrung, Ausstellung und Vermittlung sowie Präsentation von Kon-
zerten und Förderung des künstlerischen Nachwuchses bilden die tragenden Säulen, die
zunehmende Vernetzung und Interaktion dieser Tätigkeitsfelder Antlitz und Fassade
dieses Gebäudes. Damit aber nicht genug. Im Jubiläumsjahr 800 Jahre Thomana wird
deutlich, dass mit Thomanerchor, Thomaskirche, Thomasschule und durch kraftvolle Un-
terstützung der Stadt Leipzig, dem Bund und dem Freistaat Sachsen als kommunalen
sowie den Vereinen ThomaskircheBach2000, Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs,
Neue Bach-Gesellschaft und Stiftung Chorherren zu St. Thomae als privaten Förderern
ein Verbund am Thomaskirchhof gewachsen ist, der seinesgleichen sucht. Einzigartig ist
dieses Zentrum der weltweiten Bach-Pflege im Blick auf seine historisch-authentische
Bedeutung, seine geografische Dichte und seine bürgerschaftlich-ideelle Akzeptanz.
Das Thomanerjahr 2012 und sein überragender Erfolg sollten als Anfang verstanden
werden, die Chancen, die aus diesem Zentrum erwachsen, noch weiter zu entwickeln.
Unermüdlich, engagiert und jede bzw. jeder auf seine Weise inspiriert arbeiten die
Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter des Bach-Archivs an dieser Vision. Wir danken allen
herzlich für außergewöhnliche Leistungen und Erfolge. Die Vernetzung und kollegiale
Verständigung innerhalb des Bach-Archivs und darüber hinaus in den Kreis der mit Bach
verbundenen Leipziger Einrichtungen stellt im Thomana-Jahr eine Besonderheit dar, für
die nicht nur unserem Team sondern auch den Kollegen, Freunden und Partnern Dank
und Glückwünsche für das gemeinsam Erreichte gebühren.
Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff Dr. Dettloff Schwerdtfeger
8 JAHRESBERICHT 2012
Das Bach-Archiv verdankt Existenz und Legitimation seinem Standort Leipzig, der wich-
tigsten Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs. Hier verbrachte Bach 27 Jahre seines
Lebens; sein Grab befindet sich heute in der Thomaskirche. In Leipzig entstanden mit der
Matthäus-Passion, der h-Moll-Messe und zahlreichen weiteren Vokal- und Instrumental-
kompositionen viele seiner berühmtesten Werke. Hier schrieb Bach Musikgeschichte und
prägte damit wie kein anderer das Schaffen und Wirken nachfolgender Generationen.
Unter dem Einfluss so bedeutender Musikerpersönlichkeiten wie Felix Mendelssohn
Bartholdy und Robert Schumann nahm in Leipzig auch die weltweite Bach-Pflege ihren
Ausgang. Ab 1850 erschien in der traditionsreichen Musikverlagsstadt die erste Bach-
Gesamtausgabe. Und nach wie vor hält hier der Thomanerchor, dem der Thomaskantor
Bach einst vorstand, eine ungebrochene Bach-Tradition lebendig.
Einen Monat nach dem Tod ihres Mannes übergab die Witwe Anna Magdalena Bach Ende
August 1750 dem Rat der Stadt Leipzig aus ihrem Erbteil die Originalhandschriften von
44 Choralkantaten. Sie bilden den Grundstock der umfangreichen Sammlung des Bach-
3. Bach-archIV leIpzIG – aufGaBen und zIele
Bosehaus und Thomashaus aus der Vogelperspektive
9BACH-ARCHIV LEIPZIG – AUFGABEN UND ZIELE
Archivs im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof –
nur wenige Schritte entfernt vom Aufführungsort der
Kantaten und ihrem Entstehungsort, der Kantorenwoh-
nung in der nicht mehr erhaltenen alten Thomasschule.
Das stattliche Bosehaus gehörte zu Bachs Lebzeiten
dem wohlhabenden und kunstliebenden Kaufmann Georg
Heinrich Bose, mit dessen Familie die Bachs durch meh-
rere Patenschaften freundschaftlich verbunden waren.
Hier ging der Thomaskantor seinerzeit ein und aus und
hier erinnert der barocke Festsaal mit seiner einzigartigen
Musikerempore an das „Bach’sche“ Leipzig.
Heute versteht sich das Bach-Archiv als musikalisches
Kompetenzzentrum am Haupt wirkungsort Johann Sebas-
tian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungs geschichte des Komponisten und
der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als
Bildungsgut zu vermitteln. Im Bewusstsein der Bedeutung Bachs erfüllt es einen um-
fassenden und vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich
leistet es damit einen Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle
Identität der Name Bach maßgeblich prägt.
Die besondere Stärke des Bach-Archivs liegt in dem Perspektivenreichtum, den es im
Zusammenwirken von Forschungsinstitut, Bibliothek, Bach-Museum, künstlerischem
Betriebsbüro und Servicefunktionen auf eine der herausragenden Künstlerpersönlich-
keiten der europäischen Kulturgeschichte richten kann. Folgende Aufgaben bilden den
Kern der Tätigkeiten:
bach-archiv• Die zentralewissenschaftlicheAufgabebesteht inderErschließungvonWerkund
Wirken Johann Sebastian Bachs sowie der Musikerfamilie Bach durch Grundlagen-
forschung, Publikationen, Noteneditionen, Vorträge und Konferenzen.
• Die Bibliothek ist ein internationales Studienzentrum für Musikwissenschaftler,
Musiker, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit. Sie ist die zentrale Sammel-
stelle für das weltweit erschienene Bach-Schrifttum sowie dokumentarischer Mate-
rialien und bietet einen bewusst breit angelegten Bestand an wissenschaftlicher
Literatur zur Musik-, Geistes- und Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts.
• Kustodiale Aufgaben umfassen Pflege und Ausbau einer umfassenden Sammlung
Bach’scher Originalhandschriften, Frühdrucke, Dokumente sowie wichtiger historischer
Quellen- und Bildmaterialien zu Bach und seinem Umfeld.
Frühjahrsputz für Johann Sebastian
10 JAHRESBERICHT 2012
bach-museum• MiteinerlehrreicheninteraktivenundklingendenDauer-
ausstellung sowie thematisch wechselnden Kabinett-
ausstellungen wird Bachs Leben und Wirken präsentiert.
• DieMuseumspädagogikbietetvielfältige,aufalleAlters-
gruppen zugeschnittene Programme.
• Regelmäßige Museumsführungen werden ganzjährig
durch ein Veranstaltungsprogramm mit Konzerten und
Vorträgen im historischen Sommersaal ergänzt.
bachfest leipzig• Konzeption, Planung und Durchführung eines jähr-
lichen, internationalen Musikfestivals erfolgen im Auf-
trag der Stadt Leipzig. Die Besonderheit und den Kern
des Bachfestes bilden Aufführungen von Johann Sebas-
tian Bachs Werken in historischen Leipziger Wirkungs-
stätten. Konzerte von Leipziger Ensembles, insbeson-
dere dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester,
werden durch Auftritte renommierter Interpreten aus
allen Teilen der Welt ergänzt. Ein jährliches Motto stellt
Bachs Werk in das Licht eines jeweils wechselnden
historischen Kontextes.
internationaler Johann-sebastian-bach-wettbewerb leipzig• Konzeption,PlanungundDurchführungeineszweijähr-
lichen Interpretationswettbewerbs in den Fächern
Klavier, Cembalo, Violine/Barockvioline, Gesang, Orgel,
Violoncello/Barockvioloncello erfolgen unter der Schirm-
herrschaft des Freistaates Sachsen.
Hervorragende Nachwuchskünstler präsentieren sich einer aus renommierten Bach-
Interpreten international besetzten Jury.
Das Bach-Archiv ist eine rechtlich selbständige gemeinnützige Stiftung bürgerlichen
Rechts, getragen von der Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland und dem
Freistaat Sachsen. Es ist zugleich ein Institut an der Universität Leipzig.
Abendstimmung am Thomaskirchhof
Auch die Moritzbastei lädt zu Bachfestkonzerten ein.
11THOMANA-JUBILäUM 2012
Am 20. März 2012 wurde unter dem Mot-
to „Glauben – Singen – Lernen. 800 Jahre
Thomana“ die an genau diesem Tag des
Jahres 1212 beglaubigte Gründung von
Thomaskirche, Thomanerchor und Tho-
masschule in Anwesenheit von Bun-
despräsident Joachim Gauck in der Tho-
maskirche zu Leipzig gefeiert. Die
800-Jahrfeier der Leipziger Thomana hat
auch die Arbeit des Bach-Archivs maß-
geblich geprägt. Viele Beiträge haben in
Forschung, Bibliothek, Ausstellungen und
Veranstaltungen das Festjahr bereichert.
Auch das Bachfest stand – wie könnte es anders sein – ganz im Zeichen des 800-jähri-
gen Jubiläums der Thomana und damit von 800 Jahren ungewöhnlich reicher Musik-
geschichte. Kein Festivalprogramm kann einem solchen Thema wirklich gerecht wer-
den. Darum wurde bewusst darauf verzichtet, ein Panorama der Jahrhunderte und
Generationen zu bieten, was lediglich einen oberflächlichen Streifzug ergeben hätte.
Dennoch haben Direktorium und Dramaturgie nicht versäumt zu zeigen, wie sehr vor
allem die Thomaskantoren des 17. Jahrhunderts musikalische Weltklasse repräsen-
tieren.
Für die lange Reihe der Kantoren steht natürlich in erster Linie Johann Sebastian Bach,
selbst wenn sein 27-jähriges Kantorat lediglich 3 % der langen Zeitspanne ausmachte,
aber dennoch die Geschichte überstrahlt – und das wahrscheinlich gerade darum, weil
das traditionelle Amt für ihn zu klein war, trotzdem jedoch entscheidende Spuren in
seinem Werk hinterließ. Eine dieser Spuren besteht darin, dass seine in Leipzig ent-
standene Musik ebenso Bezug nimmt auf die Zeit vor ihm wie sie auf die nachfolgenden
Generationen bis heute ausstrahlt – ein wahrlich einmaliges Phänomen und letztlich
der Anlass, überhaupt Bachfeste zu feiern.
Der Thomaskantor Bach bot ständig Uraufführungen, er machte neue Musik. Die Mo-
tette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ war seinerzeit in dieser Hinsicht ein radikal
modernes Werk in der Form eines 3-sätzigen gesungenen Instrumentalkonzertes. Der
auch damals schon über 2000 Jahre alte Psalmtext der hebräischen Bibel konnte kaum
passender aktualisiert werden. Nun aber ist die neue Musik von gestern die alte Musik
von heute. Das Motto des Bachfestes – „ein neues Lied“ – deutete auf diesen Zwiespalt.
Es wollte dazu anregen, auch im Rückblick immer wieder das Neue zu erkennen – so in
4. thomana-JuBIläum 2012
Bundespräsident Joachim Gauck mit Christoph Wolff zur Eröffnungsfeier in der Thomaskirche
Der Bundespräsident begrüßt Schüler der Thomasschule.
12 JAHRESBERICHT 2012
dem seinerzeit revolutionären Psalm 100 des ehemaligen Leipziger UMD Max Reger der
im Eröffnungskonzert erklang.
Insbesondere in seinen ersten Leipziger Jahren ist das Schaffen Bachs von der Arbeit an
fünf nahezu vollständigen Kantatenjahrgängen geprägt. Schier unvorstellbar erschei-
nen aus heutiger Sicht die schöpferische Kraft, der Erfindungsreichtum und die tagtäg-
liche Disziplin, aus der dieses Repertoire hervor ging. Damit hat Bach einen Fundus ge-
schaffen, der ihn in seiner weiteren Ausübung des Thomaskantorats bis zu seinem
Tode im Jahr 1750 begleitet hat, auf den er aufbauen konnte und der ihm in späteren
Jahren die zeitliche Freiheit ließ, sich anderen großen Kompositionen zu widmen. Weni-
ger die Amtspflicht als ein innerer Antrieb und ein Streben nach künstlerischer und
musikalischer Qualität, die allein seinem eigenen höchsten Anspruch verpflichtet war,
scheinen Bachs Antriebsfedern in dieser Schaffensperiode gewesen zu sein.
Eigens entstandene Kompositionen zu kirchlichen und weltlichen Feiertagen zählten
jahrhundertelang zu den wesentlichen Bestandteilen des Musiklebens. An diese Tradi-
tion und an Bachs Schaffen seiner ersten Jahre als Thomaskantor haben Thomanerchor
und Bach-Archiv Leipzig zum Jubiläum „800 Jahre Thomana“ mit fünf neuen Werken
angeknüpft. Die Reihe der Festmusiken wurde mit Johann Sebastian Bachs Kantate
„Herr wenn die stolzen Feinde schnauben“ am 6. Januar 2012 eröffnet, und es hat sich
von Ostern über Pfingsten, das Reformationsfest und Weihnachten bis zu Epiphanias
2013 ein Bogen möglicher Kirchenmusik im 21. Jahrhundert entfaltet: Liturgische Tradi-
tionen spielen darin ebenso eine Rolle wie neue Formen, die Textbücher beziehen Bibel-
verse, moderne Lyrik und Choräle ein, und das Spektrum der musikalischen Sprache
reicht von schlichten Klängen bis zum Cluster, von archaischer Melodik bis zum komple-
xen Feld; auch bei den Besetzungen finden sich jeweils individuelle Varianten vom
Chorstück a cappella bis zum Kammerorchester.
Eine möglichst breite internationale Streuung der beauftragten Komponisten sollte
symbolisch für die weltumspannende Rezeption der Musik Bachs stehen. Für die Auf-
träge haben sich zunächst Sofia Gubaidulina (Russland) für Epiphanias, Thomaskantor
Georg Christoph Biller (Deutschland) für Ostern, Hans Werner Henze (Deutschland/Italien)
für Pfingsten, Heinz Holliger (Schweiz) für das Reformationsfest und Brett Dean
(Australien) für Weihnachten verpflichtet. Aus persön lichen Gründen musste Sofia Gu-
baidulina ihren Auftrag zurück geben. Krzysztof Penderecki (Polen) hat sich bereit er-
klärt, zum Jahrestag der ursprünglich geplanten Aufführung zum 06.01.2013 eine
katholische „Missa brevis“ für Chor a capella zu schreiben. Eine Aufführung des 6. Teils
aus dem Weihnachts-Oratorium von Bach wurde am 6. Januar 2012 als gedanklicher Aus-
gangspunkt für den Zyklus der „neuen Lieder“ aufgeführt. Das Motto des Bachfestes
– „Ein neues Lied…“ – schloss also vor allem die Musik der Gegenwart mit ein.
Georg Christoph Biller
Hans Werner Henze
Heinz Holliger
Brett Dean
Krzysztof Penderecki
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Zu großer Dankbarkeit ist das Bachfest der Kulturstiftung des Bundes, der Stadt Leipzig,
der Ernst von Siemens Musikstiftung und dem BMW Werk Leipzig verpflichtet, die
durch ihre großzügigen Beiträge die Beauftragung der Werke und ihre Uraufführungen
ermöglicht haben. Dem Thomanerchor, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Ensem-
ble Vocal Dresden sowie Thomaskantor Georg Christoph Biller und Christfried Brödel
gebühren Anerkennung, Achtung und Applaus angesichts der hervorragend gelungenen
Uraufführungen der Werke. Dass ausnahmslos alle Komponisten zu den Urauffüh-
rungen persönlich anreisten und für ausführliche Gespräche im Rahmen der Werk-
einführungen zur Verfügung standen, war für das Publikum ein großes Geschenk. Wir
trauern um Hans Werner Henze, der wenige Monate nach der Uraufführung am 17. Okto-
ber 2012 in Dresden starb. Es war ihm seit Langem ein Herzenswunsch, ein Werk für den
Thomanerchor und die Thomaskirche zu schreiben – ein Segen, dass ihm die Kraft
gegeben war, diese Uraufführung noch miterleben zu können.
Die Bach-Forschung hat zum Thomana-Jahr
wichtige Beiträge geleistet, die vertiefend im
Kapitel 5.1. des Jahresberichtes dargestellt sind.
Ein glücklicher Umstand hat die Erforschung
der sog. Bach-Thomaner beflügelt: Rechtzeitig
zum Festjahr tauchte die Matrikel – das Ver-
zeichnis aller Thomaner zu Bachs Zeiten – wie-
der auf. Anlass, um auf Spurensuche zu gehen.
Auch das Ausstellungsprogramm des Bach-
Museums stand ganz im Zeichen des Jubilä-
ums. Den Startpunkt setzte die vom Beauf-
tragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien (BKM) geförderte Kabinettausstellung „Netzwerk Thomanerchor“, die das
Thomaskantorat auf dem Höhepunkt seiner musikalischen Bedeutung, der Zeit Johann
Sebastian Bachs, beleuchtete. Für die Schau wurden hochwertige Exponate zusam-
mengetragen. Gezeigt wurden nicht weniger als zwölf Bach-Handschriften, darunter
Beschwerdebriefe an den Rat der Stadt Leipzig, Referenzschreiben für ehemalige
Schüler und Bewertungen von Alumnenanwärtern. Eine weitere Besonderheit war die
Präsentation des „Album Alumnorum Thomanorum“, des oben bereits erwähnten
Matrikelbuchs, in das sich alle 650 Schüler, die zwischen 1729/30 und 1800 in den Tho-
manerchor aufgenommen wurden, mit kurzen lateinischen Lebensläufen eingetragen
haben. Diese Matrikel galt in der Bachforschung seit mehreren Jahrzehnten als ver-
schollen und konnte nun, kurz nach ihrer Wiederentdeckung, erstmals einer breiten
Öffentlichkeit gezeigt werden.
THOMANA-JUBILäUM 2012
Blick in das „Album Alumnorum Thomanorum“
14 JAHRESBERICHT 2012
Flankierend zu dieser Ausstellung zeigte das Bach-Museum die ebenfalls vom BKM
geförderte Schau „Bach – Bibel – Gesangbuch“, die sich der umfangreichen Bibliothek
des Thomaskantors widmete. Allein sein Nachlassverzeichnis nennt 52 theologische
Werke und listet damit nur einen Teil seines Bücherbestandes auf. Weitere Bücher aus
Bachs Besitz waren bereits vor Anfertigung des Nachlassverzeichnisses unter den Erben
verteilt worden. Von seinen Handexemplaren ist allerdings kaum etwas erhalten. Umso
größer war die Freude, dass es im Jubiläumsjahr der Thomana möglich wurde, die ein-
zigen bekannten Bibeln aus seinem Bücherschrank in einer Ausstellung zu vereinigen.
Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die sogenannte Calov-Bibel ein, eine von
dem Theologen Abraham Calov herausgegebene Luther-Bibel. Dieses imposante, drei-
bändige Werk, das sich heute im Besitz des Concordia Seminary, St. Louis, Missouri
USA befindet, ist das bedeutendste und aufschlussreichste Handexemplar Bachs, da es
neben seinen Besitzvermerken auch viele weitere Notizen des Thomaskantors enthält.
Erstmals seit 1969 konnten nun mit Hilfe der Förderung durch den Versicherungsmakler
AON Deutschland zwei Bände dieser Bibel in Deutschland gezeigt werden. Zusammen
mit einer illustrierten Luther-Bibel aus dem Merian-Verlag, die erst kürzlich als Hand-
exemplar Bachs identifiziert wurde, bildeten sie das Herzstück der Ausstellung. Um-
rahmt wurden diese äußerst seltenen Bücher aus Bachs eigener Bibliothek von Expona-
ten, die Einblicke in das religiöse Leben am Thomaskantorat geben.
Neben eigenen Sammlungsbeständen bietet das Bach-Archiv als
Leihnehmer von besonderen Zimelien Raum für die notwendige kon-
servatorische Erhaltung und biblio thekarische sowie wissenschaftli-
che Erschließung von bedeutenden Bachiana. Im Festjahr 800 Jahre
Thomana hat die Forschungsbibliothek des Bach-Archivs die Erschlie-
ßung der Leihbestände des Thomanerchores aktualisiert.
Leider sind die meisten älteren Notenhandschriften und -drucke der
Leipziger Thomasschule seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ver-
schollen. Nur relativ wenige Quellen konnten bei der am 4. Dezember
1943 erfolgten Evakuierung des Thomanerchors vor dem Verlust be-
wahrt werden. Dazu gehören neben den unschätzbar wertvollen 44
Originalstimmensätzen zu Johann Sebastian Bachs sogenanntem
zweiten Choralkantatenjahrgang auch zahlreiche Originaldrucke des
16. und 17. Jahrhunderts, darunter die 1618 von Erhard Bodenschatz
publizierte und (wohl aus einem älteren Restbestand) für den Tho-
manerchor im Jahre 1729 noch einmal angeschaffte Motettensamm-
lung „Florilegium Portense“. Jene Stimmbücher hatte der Thomas-
kantor Wilhelm Rust in den Jahren 1888 und 1889 in zwei Antiquariaten
„Musicalische Seelenlust“, Notendruck von Tobias Michael
15THOMANA-JUBILäUM 2012
erworben – offenbar in dem Wissen, dass sie im 18. Jahrhundert in
der Neuen Kirche (der späteren Matthäikirche) von Thomas-
alumnen benutzt worden sind. Einige Exemplare enthalten Be-
setzungslisten für den 3. Chor der Thomasschule, der für den
Motettengesang (und im Bedarfsfall auch für die Figuralmusik) in
jenem Gotteshaus verantwortlich war.
Ebenso erwähnenswert sind einige Notendrucke von Werken der
Thomaskantoren Sethus Calvisius (1556–1615), Johann Hermann
Schein (1586–1630), Tobias Michael (1592–1657) und dem desig-
nierten Thomaskantor Johann Rosenmüller (1617?–1684). Diese
kostbaren Musikalien sind dem Bach-Archiv (zusammen mit
weiteren Zimelien) im Jahre 1980 als Dauerleihgabe übergeben
worden. Die Originalstimmen zu Bachs Choralkantatenjahrgang
werden bereits seit dem Jahre 1951 im Bach-Archiv aufbewahrt
und gehören zu den „Filetstücken“ der Forschungsbibliothek.
Mit der Übergabe der Handschriften und Drucke an das Bach-Archiv
ist auch die Verpflichtung verbunden, notwendige restauratori-
sche Maßnahmen zur Erhaltung zu veranlassen und zu begleiten.
Die Thomasschulbestände stehen in den Räumen der Bibliothek während der Öff-
nungszeiten zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung. Über den Online Katalog
der Bibliothek und die Datenbank Bach Digital lassen sich diese gut recherchieren. Der
Besucher des Bach-Museums kann regelmäßig eine kleine Auswahl davon in der
Schatzkammer oder dem Sonderausstellungsbereich betrachten.
Bei der nochmaligen Sichtung des 1980 von der Thomasschule übernommenen Bestan-
des fand sich im Frühsommer 2011 eine Partitur der Choralkantate „Was Gott tut, das
ist wohlgetan“ aus der Feder von Bachs Amtsvorgänger Johann Kuhnau. Das bislang
unbekannte Werk, welches am 17. Juni 2012 im Rahmen des Leipziger Bachfestes erst-
malig vom Thomanerchor aufgeführt wurde, existiert in einer Abschrift des Thomas-
kantors Johann Gottfried Schicht aus dem Jahre 1813. Es handelt sich hierbei um eine
Komposition „per omnes versus“ (über alle Verse des Chorals) und somit um das ältere
Pendant zu Bachs Choralkantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ (BWV 100). Trotz
langjähriger und umfangreicher Recherchen konnte der Verlust von rund 2.500 Noten-
handschriften und -drucken aus dem Besitz der Thomasschule nicht aufgeklärt wer-
den. Das ist insofern schmerzlich, da es zu einigen Handschriften keine konkordanten
Quellen gibt und die Werke demzufolge als verschollen gelten müssen.
Wertvolle Zimelie: „Exercitationes Musicae“ des Thomaskantors Seth Calvisius
16 JAHRESBERICHT 2012
5 .1. f o r s c h u n g s i n s t i t u ti n t E r n at i o n a l E s Z E n t r u m d E r B a c h - f o r s c h u n g
Die wissenschaftliche Arbeit des Bach-Archivs konzentriert sich auf die Grundlagen-
forschung und schafft damit wesentliche Voraussetzungen für die musikalische Praxis
und die interpretierende Wissenschaft. Die im Bach-Archiv betriebene musikwissen-
schaftliche Grundlagenforschung umfasst die weltweite Erschließung der musika-
lischen Quellen und historischen Archivalien zur Musikerfamilie Bach sowie deren phi-
lologische Aufarbeitung in kritischen Editionen und Dokumentationen in Print- und
elektronischen Medien. Sie widmet sich darüber hinaus der Umfeldforschung, der
Bach-Rezeption und der Geschichte des Leipziger Thomaskantorats. Das Bach-Archiv
fördert als Studienzentrum den Dialog mit Musikern und Musikwissenschaftlern aus
aller Welt und beteiligt sich am Lehrangebot insbesondere der Universität Leipzig, zu
deren Musikwissenschaftlichem Institut, Bibliothek, Rechenzentrum und Museum für
Musikinstrumente partnerschaftliche Verbindungen bestehen.
t ät i g k E i t s s c h w E r p u n k t E 2 0 1 2
dokumente zur geschichte des thomaskantoratsDas Thomana-Jubiläumsjahr warf seit geraumer Zeit seine Schatten voraus, indem es
mit großer Dringlichkeit ein besonderes – nicht aus Drittmitteln finanziertes – Projekt
nahelegte. Erstaunlicherweise ist die Geschichte des Thomaskantorats, immerhin der
ältesten und in ihrer Ausstrahlung bedeutendsten kirchenmusikalischen Institution
Deutschlands, nur in ihren Grundzügen aufgearbeitet. Es fehlt vor allem an einer wis-
senschaftlichen Dokumentation der zahlreichen erhaltenen, aber bislang nur in weni-
gen Auszügen greifbaren historischen Unterlagen von der Reformation bis zum Beginn
des 19. Jahrhunderts. Die Bedeutung des reichhaltigen Materials für die deutsche Kultur-,
Musik-, Schul- und Bildungsgeschichte ist jedoch kaum zu überschätzen. Der fragliche
Zeitraum betrifft überdies die unmittelbare Vor- und Nachgeschichte des Kantorats
von Johann Sebastian Bach, dessen Amtsführung sich recht eigentlich erst aus der Kon-
tinuität der traditionsreichen Leipziger Institution als einer einzigartig heraus ragenden
musikalischen Ausbildungsstätte verstehen lässt. Dass im Zusammenhang der For-
schungen auch noch unbekannte Quellen aus der Zeit von Bachs Kantorat zu tage ge-
fördert werden konnten, sorgte für einige Überraschung.
Das aufwändige und umfangreiche Projekt erforderte eine akribische Arbeit des Suchens,
Sammelns und Auswertens, ganz abgesehen von der Übertragung der zumeist hand-
schriftlichen Quellen, die unter den Beständen des Leipziger Stadtarchivs sowie der
5. tätIGkeItsBerIchte der aBteIlunGen
Blick in ein mittel- deutsches Kirchenarchiv
17TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Archive der Thomaskirche und der Leipziger Superintendentur zu eruieren waren. Die
wesentlichen Untersuchungen und die Kompilation der Dokumente wurden noch 2012
abgeschlossen, so dass nach den fälligen Kommentierungs- und Redaktionsarbeiten
die beiden vorgesehen Bände im Folgejahr zum Druck befördert werden können. Schon
bald nach Beginn des Forschungsprojektes zeichnete sich ab, dass das Ziel einer Ver-
öffentlichung im Jahr 2012 unrealistisch sein würde, zumal es sich weniger um eine
Jubiläumspublikation handelt, sondern vielmehr um ein langfristig gültiges Stan dard-
und Nachschlagewerk für Wissenschaft und Praxis.
Band I, betreut von Michael Maul, widmet sich der Dokumentation von der Reformation
bis 1723, dem Amtsantritt Bachs. Schwerpunkt liegt auf dem 17. Jahrhundert mit den
Kantoraten von Seth Calvisius, Johann Hermann Schein, Tobias Michael, Sebastian
Knüpfer, Johann Schelle und Johann Kuhnau. Band II liegt in Händen von Andreas Glöckner
und behandelt die Amtzeiten Bachs und seiner Nachfolger bis 1804, d.h. Gottlob Harrer,
Johann Friedrich Doles, Johann Adam Hiller und August Eberhard Müller.
netzwerk thomanerchor (Förderung durch die Gerda Henkel Stiftung)
Im Anschluss an das bis ins Jahr 2011 von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-
Stiftung geförderte Projekt „Expedition Bach“ (vgl. dazu auch den Jahresbericht 2011)
begann im Jahr des 800. Jubiläums des Thomanerchores das von der Gerda Henkel Stif-
tung geförderte Forschungsvorhaben „Netzwerk Thomanerchor“. Als Grundlage wurde
eine Datenbank erarbeitet, die die Namen und biographischen Daten der Alumnen der
In der Entstehung befindliche Dokumentenbände
18 JAHRESBERICHT 2012
Thomasschule im Zeitraum 1710–1760, also zur Zeit des Thomaskantorats von J. S.
Bach, erfasst. Die Daten wurden durch biographische Recherchen in den einschlägigen
Pfarrer-, Kantoren- und Organistenverzeichnissen für den mitteldeutschen Raum er-
gänzt. Daneben wurde mit gezielten Archivrecherchen zu den Lebenswegen der Bach-
Thomaner begonnen. Im Zuge der Arbeiten konnten zahlreiche Bewerbungsschreiben,
Lebensläufe und Zeugnisse ermittelt werden. Folgende Archive wurden bisher besucht:
Landeskirchenarchiv Eisenach, Thüringisches Staatsarchiv Greiz, Staatsarchiv Leipzig,
Stadtarchiv Leipzig, Kirchliches Archiv Leipzig, Kirchenkreisarchiv Naumburg, Stadtar-
chiv Neustadt/Orla, Stadtarchiv Schleiz, Archiv der evang.-luth. Kirchgemeinde Schleiz,
Archiv der Superintendentur Schleiz, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Lan-
deshauptarchiv Sachsen-Anhalt Wernigerode, Ephoralarchiv Grimma, Pfarrarchiv
Elstra, Hauptstaatsarchiv Dresden, Landeskirchenarchiv Dresden, Stadtarchiv Pirna.
bach digital digitale bibliothek der originalhandschriften Johann sebastian bachs.Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der Sächsischen Landesbibliothek –
Staats- und Universitätsbibliothek Dresden sowie dem Rechenzentrum der Universität
Leipzig, koordiniert vom Bach-Archiv Leipzig
(Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Die erste Phase des Digitalisierungsprojektes konnte im Jahr 2012 erfolgreich abge-
schlossen werden. Alle zugehörigen Digitalisate sind online verfügbar. Sie wurden und
werden hinsichtlich Vollständigkeit und Funktionalität laufend kontrolliert. Verbesse-
rungen der Datenbankstruktur wurden erfolgreich umgesetzt und ein für die Musik-
praxis und für interessierte Laien relevantes Angebot erarbeitet. Unter dem Titel „B@ch
interaktiv“ soll Bach Digital in den kommenden Monaten erweitert und an dessen Erfolge
angeknüpft werden. Entsprechende Förderanträge wurden gestellt. Die nun folgende
zweite Phase des Projektes – „Bach Digital II“ – umfasst die frühe abschrift liche J. S.
Bach-Werküberlieferung der Schüler- und Söhne-Generation. Mit der Digitalisierung
dieser Werke wurde 2013 begonnen. Weiterhin konnten in Zusammenarbeit mit dem
Vor haben Bach-Repertorium (in Kooperation mit der SAW) Autographe und Original-
stimmen C. P. E. Bachs sowie des Alt-Bachischen Archivs aus dem Bestand an Bachiana
der Berliner Sing-Akademie online gestellt werden. Es sind bereits die Digitalisate von
50 z. T. umfangreichen Quellen aus diesem Bereich und 250 Quellendatensätze ohne
Digita lisate einsehbar. Weitere Datensätze zu Werken der Bachfamilie und deren Quellen
wurden durch die Bibliothek des Bach-Archivs eingestellt (259 Werke, 168 Quellen
und 140 Editionen).
19
bach-werke-Verzeichnis (bwV) – neubearbeitung(Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung)
Mit der langfristigen wissenschaftlichen Betreuung des von Wolfgang
Schmieder (1901–1990) begründeten und erstmals 1950 erschienenen
Bach-Werke-Verzeichnisses hat der Verlag Breitkopf & Härtel das Bach-
Archiv Leipzig betraut. Seit der 1990 im Todesjahr Schmieders erschiene-
nen 2., überarbeiteten und erweiterten Ausgabe des BWV sowie seit der
von Alfred Dürr und Yoshitake Kobayashi betreuten „Kleinen Ausgabe“
des BWV von 1998 sind nicht nur mehrere unbekannte Werke auf-
getaucht und zahlreiche wissenschaftliche Neuerkenntnisse angefallen,
sondern vor allem wurde auch die Frage nach einem praktischer benutz-
baren modernen Nachschlagewerk aktuell. Seit 2009 arbeitet nunmehr
ein Forscherteam des Bach-Archivs unter Leitung von Christoph Wolff
an einer grundlegenden Neukonzeption und Neubearbeitung des BWV.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (50%) ist Frauke Heinze, deren Stelle
seit dem Frühjahr 2010 von der Fritz Thyssen Stiftung finanziert wird.
Die zweite Förderphase wurde Ende 2011 von der Stiftung bewilligt und
begann im April 2012 mit einer weiteren Laufzeit von zwei Jahren. Als
Erscheinungstermin der Neubearbeitung des BWV ist 2015 vorgesehen.
l a u f E n d E p u B l i k a t i o n s p r o j E k t E
editionsreihen • NeueBach-Ausgabe–revidierteEdition
• CarlPhilippEmanuelBach,TheCompleteWorks
(Förderung durch die Sächsische Akademie der Wissenschaften und
das Packard Humanities Institute)
• WilhelmFriedemannBach:GesammelteWerke
(Förderung durch das Packard Humanities Institute)
• EditionBach-ArchivLeipzig:MusikalischeDenkmäler
Ausgewählte Werke aus J. S. Bachs Notenbibliothek und dem Umfeld Bachs
• LeipzigerBeiträgezurBach-Forschung
• Faksimile-ReiheBach‘scherWerkeundSchriftstücke–NeueFolge
Eine Gesamtübersicht der Veröffentlichungen des Forschungsinstituts findet sich in
Kapitel 8.2.
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
„Wie schön leuchtet der Morgenstern“, Sopranstimme aus dem Originalstimmensatz zu BWV 1
20 JAHRESBERICHT 2012
5 . 2 . B i B l i o t h E k
gE sa m m Elt E s w issEn, wac hsEn dE Er k En n t n is
Die Bibliothek des Bach-Archivs bietet eine einzigartige Spezialsammlung
zum Thema Bach und zur Geschichte des Leipziger Thomaskantorats. Zu
den Schätzen der Sammlung zählen Bach-Handschriften und Original-
drucke sowie die Restbestände der alten Thomasschulbibliothek. Ein gro-
ßer Bestand an wissenschaftlicher Literatur, Musikalien und Tonträgern
ergänzt die Möglichkeiten der Bach-Recherche, die Musikwissenschaftler,
Musiker und Studenten aus aller Welt schätzen und nutzen.
Freihandexemplare im Lesesaal der Bibliothek
B E s t a n d s E n t w i c k l u n g B i B l i o t h E k
bestand i.e.s. 2008 2009 2010 2011 2012
Monographien 11.010 11.568 12.063 12.564 12.849
Musikalien 11.196 11.502 12.019 12.530 12.787
Handschriften/Autographe 845 845 978 1.142 1.156
Erst- und Frühdrucke (Rara) 528 568 1.283 1.316 1.605
Gelehrten-Nachlässe 19 20 20 22 22
Tonträger 6.074 6.156 6.300 6.380 6.566
Sammlung Mikroformen 19.052 19.052 19.052 19.052 19.052
Sammlung Graphik 689 689 698 716 722
zwischensumme 49.413 50.400 52.413 53.722 54.759
erweiterter bestand
Sammlung Plastiken und Büsten 24 25 25 25 25
Sammlung Münzen und Medaillen 139 149 149 149 150
Sammlung Quellenkopien 4.110 6.073 6.224 6.335 6.624
Konzertprogramme (Erfassung seit 2010) 19.456 20.469 20.684
Plakate (Erfassung seit 2010) 3.286 3.304 3.488
zwischensumme 4.273 6.247 29.140 30.304 30.971
gesamtbestand 53.686 56.647 81.553 84.004 85.730
Quelle: Bibliothek
21
E rw E r B u n g
In 2012 wurde die Sammlung durch zahlreiche Ankäufe deutlich erweitert.
Wie in der Tabellenübersicht gut zu erkennen ist, ist der Bestand an Monographien um
285, an Musikalien um 257 und an Rara um 289 Einheiten angewachsen. Bei den ein-
gearbeiteten Rara-Beständen stammen 217 Drucke und Handschriften aus der Samm-
lung Kulukundis.
In 2012 wurde auf die Erweiterung der CD-Sammlung im Bereich der Söhne von Johann
Sebastian Bach ein besonderes Augenmerk gelegt. Der Zuwachs an CDs fiel mit 154
höher als in anderen Jahren aus.
E rw E i t E r u n g d E r Z i m E l i E n - s a m m l u n g
Auch 2012 konnte mit Unterstützung des Bundes, des Landes Sachsen und der Vereini-
gung der Freunde des Bach-Archivs sowie zahlreicher privater Förderer die Rara-
Sammlung um wertvolle und einzigartige Objekte ergänzt werden. So wurde unter
anderem mit der Kopie des Haußmann-Porträts ein bedeutendes Zeugnis der Bach-
Ikonografie wieder nach Leipzig geholt. Neben diesem besonderen Ankauf, sollen
weitere kurz vorgestellt werden. Eine Auflistung der Ankäufe mit Unterstützung des
Freundeskreises findet sich in Kapitel 7.1.
• PorträtJohannSebastianBachs, KopienachEliasGottlobHaußmann,um1800(?)Das für die Bach-Ikonografie bedeutsame Bildnis
befand sich in Privatbesitz und war über gut hun-
dert Jahre für Forschung und Öffentlichkeit nicht
zugänglich. Es weist zahlreiche Details auf, die vor
allem auf dem Leipziger Original von Haußmann von
1746, das sich im Stadt geschichtlichen Museum
Leipzig befindet, nicht mehr sichtbar sind. Das Por-
trät soll nach eingehender wissenschaftlicher Unter-
suchung und Restaurierung seinen Platz im Bach-
Museum finden.
(erworben mit Unterstützung des Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kultur-
stiftung der Länder)
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Das Bach-Porträt von Haußmann im Katalog des Auktionshauses Freeman’s.
22 JAHRESBERICHT 2012
• JohannKuhnau,NeueClavier-Übung, ErsterTheil,Leipzig,1689Ein seltener Musikdruck mit koloriertem Titel-
bild, von welchem weltweit nur sechs Exemplare
(davon zwei in Deutschland) nachgewiesen sind,
allerdings ohne Kolorierung. Kuhnaus Clavier-
Übung diente als Anregung für Bachs Serie von
Clavier-Übungen.
(erworben mit Unterstützung des Beauftragten der
Bundes regierung für Kultur und Medien)
• JohannNicolausForkel(1749–1818),ÜberJohannSebastianBachsLeben, KunstundKunstwerke…, Leipzig:Hoffmeister&Kühnel,1802Diese Erstausgabe der ersten Biographie von Bach stammt ursprünglich aus der Samm-
lung des bekannten Bachforschers Philipp Spittas und enthält handschriftliche Notizen
von ihm. Mit dem Ankauf dieses Unikats der Forkel-Ausgabe wird die Sammlung an
historisch bedeutsamen Bach-Bio graphien weiter komplettiert.
(erworben mit Unterstützung von Dr. Eckehard Renner)
• AndrèRaison,Livred´orguecontenantcinq Messessuffisantespourtouslestonsdel´Eglise,Paris,1688Ausgesprochen seltener und gut erhaltener Musikdruck des 17. Jahrhunderts. Erhalten
sind weltweit zehn Exemplare, davon bislang keines in Deutschland. Dem „Christe
eleison“ der zweiten Orgelmesse Raisons entnahm Bach das Thema seiner Passaglia
in c (BWV 582).
(erworben mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien)
• VerbesserterCalenderfürSr.Churfürstl.Durchl.zuSachsenChurfürstenthum… aufdasJahr1743,Leipzig,1742Ein sehr gut erhaltenes Kalendarium, welches zweifarbig (rot und schwarz) gedruckt
wurde. Es enthält u.a. ein Verzeichnis der Messen und Märkte in Sachsen sowie astro-
nomische Berechnungen.
• JohannMattheson,PiecesdeClavecinindeuxvolumes,London,1714Ebenfalls ein seltener Musikdruck mit schönem Titelkupfer, welcher aus dem Besitz
vom englischen Musikhistoriker Charles Burney (1726–1814) stammt. Erhalten sind
weltweit 18 Exemplare, davon eines in Deutschland.
(erworben mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien)
„Neue Clavier-Übung“ von Kuhnau
Musikdruck von Mattheson
23
• JohannSebastianBachderJüngere,»DieMühleamBach«, AquarellaufPapier,um1770Das bislang unbekannte Aquarell des Landschaftsmalers Johann Sebastian Bach der Jün-
gere, Enkel des Thomaskantors, konnte aus einer Privatsammlung angekauft werden. Es
zeichnet sich durch eine besonders feine Pinsel führung und einen sehr guten Erhaltungs-
zustand aus. Damit wird die bestehende Sammlung an Zeich nungen von Bachs Enkelsohn
um ein weiteres wertvolles Blatt ergänzt.
(erworben mit Unterstützung von Dr. Arend Oetker)
• JohannFriedrichDoles,MelodienzudesHerrnProf.C.F.GellertsGeistlichenOden undLiedern:dienochnichtmitKirchenmelodienversehensind,vierstimmig, mituntergelegtemTexteundfürsClaviermitbeziffertemBasse/zurprivatund öffentlichenAndachtgesetztvonJohannFriedrichDoles,CantorundCollegean derSt.Thomasschule,undDirectorderMusikanbeydenHauptkirchenzuLeipzig. Leipzig:Breitkopf,1761(Geschenk von Almuth Reuther, Provenienz des Druckes laut Reuther: Geschenk des
Leipziger Superintendenten Herbert Stiehl; zuvor im Besitz des Doles-Forschers Hellmut
Banning)
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
„Die Mühle am Bach“
24 JAHRESBERICHT 2012
E r s c h l i E s s u n g
sammlung kulukundisDie Sammlung Kulukundis beinhaltet mehr als 1.000 Einzelobjekte, darunter wertvolle
Handschriften und seltene Erstausgaben überwiegend von den Söhnen der Familie Johann
Sebastian Bachs.
2012 wurden weitere 217 Werke aus der Sammlung im Bibliothekskatalog katalogisiert.
Damit sind ca. 90% der Bestände über den Web-OPAC recherchierbar.
Die restlichen 10% (Autographe, Briefe und Kupferstiche) werden 2013 in den Katalog
aufgenommen.
katalogisierung von Quellenkopien(Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Das Projekt wurde auch im Jahr 2012 fortgesetzt. Hauptaugenmerk lag dabei auf den
Kopien der Handschriften von Vokalwerken Carl Philipp Emanuel Bachs, die als Arbeits-
material für das geplante C. P. E. Bach-Vokalwerkeverzeichnis dienen. Knapp 200
Quellen des zweitältesten Bach-Sohnes sind neu eingearbeitet worden und in Bach
Digital verzeichnet.
Bereits im Januar konnten die Mikrofilme aus dem Bestand des Göttinger Johann-
Sebastian-Bach-Institutes (die nach dessen Schließung 2008 in den Besitz des Bach-
Archivs übergegangen sind) neu sortiert und in einem klimatisierten Magazin unter-
gebracht werden. Zuvor befanden sie sich im Außenlager. Es sind damit jederzeit die
3.299 Mikrofilme leicht für die Forschung zugänglich.
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 267 Handschriften und Erstdrucke in Bach Digital erfasst.
Der Gesamtbestand an Quellenkopien umfasst damit 6.624 QK.
bach-bibliographie(Förderung durch das Packard Humanities Institute)
Die Bach-Bibliographie ist ein gemeinsames Projekt des Bach-Archivs mit dem Musik-
wissenschaftler Prof. Yo Tomita (Queens University, Belfast). Die geplante Online-
Bibliographie wird das Internationale Bachschrifttum nachweisen, basierend auf den
Daten des Bestandskatalogs der Bibliothek des Bach-Archivs und den Daten der On-
line-Bach-Bibliographie von Yo Tomita.
2012 erfolgte eine entscheidende Weiterentwicklung im Projekt. Nach einer umfang-
reichen Testphase Anfang des Jahres wurden im Juli die Tomita-Daten und die Altdaten
aus dem Libero-Katalog in den Online-Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheks-
verbundes (SWB) geladen. Alle Daten sind damit über den SWB recherchierbar. Ins -
gesamt wurden für diesen Prozess 73.354 Datensätze bearbeitet.
Im September begannen die notwendigen Korrekturarbeiten an den Datensätzen. Es
25
zeichnet sich ab, dass diese mehr Zeit beanspruchen werden als ursprünglich geplant. Die
Ursache ist in der nicht homogenen Datenmenge beider Datensysteme zu finden, was zur
Folge hat, dass zahlreiche Dubletten nicht erkannt wurden und falsche Verknüpfungen
entstanden.
Als Front-End für die Bibliographie soll die sogenannte „lokale Sicht“ des SWB genutzt
werden, die bereits erfolgreich von der Sächsischen Bibliographie (Datenbankprojekt
des Landes) eingesetzt wird. Es ist geplant, die Datenbank im Herbst 2013 für die Öffent-
lichkeit freizuschalten.
GeneralinventurderBibliotheksbeständeEs wurde eine Inventur des gesamten Bibliotheksbestandes durchgeführt. Dazu zählen
die Bestände: Monographien, Musikalien, Rara, Handschriften, Tonträger (ausgenom-
men Schallplatten und Tonbänder).
Die Inventur hat sich als sehr hilfreich erwiesen, da alle Bestände noch einmal in die
Hand genommen und bei dieser Gelegenheit auch Abnutzungsschäden sichtbar wurden,
die gleich durch den Restaurator oder den Buchbinder behoben werden konnten.
Der zusätzliche Arbeitsaufwand einer so umfangreichen Inventur ist sehr hoch. Es
wurde entschieden, die Inventur in einem Turnus von fünf Jahren durchzuführen.
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Ein seltenes Stück von André Raison
Ein Beispiel für die „lokale Sicht“ – der Web-Katalog der Sächsischen Bibliographie.
26 JAHRESBERICHT 2012
E r h a lt u n g u n d r E s t a u r i E r u n g
NeueEinbändefürMusikalienDie Bibliothek sammelt alle neu erschienenen und his-
torischen Musikdrucke von Werken der Bach-Familie.
Die Ausgaben sollen auf lange Sicht möglichst original-
getreu erhalten werden. Es wurde sich daher für eine
neue Art der Buchbindung, die sogenannte „Schweitzer
Broschur“, aus säurefreien Materialien entschieden.
Der freundliche blaugraue Einband gibt den Musika-
lien ausreichend Stabilität und erhält das Original
mit Titelblatt vollständig. Die Anregung hierfür kam aus
der Paul-Sacher-Stiftung in Bern, die im Rahmen einer
Tagung besucht werden konnte.
restaurierungMit finanzieller Unterstützung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften konnte
das Autograph „Sonata A-Dur“ von Carl Philipp Emanuel Bach restauriert und mit einer
säurefreien stabilen Einschlag mappe versehen werden. Außerdem wurden aus dem Ra-
ra-Bestand drei Drucke durch die Restauratorin Barbara Schinko restauriert.
Ö f f E n t l i c h k E i t s a r B E i t
führungenZahlreiche Besucher konnten im Rahmen von Hausführungen die Räume der Bibliothek
kennenlernen.
Zu erwähnen sind besonders die Führungen für Studenten der Musikwissenschaft der
Universitäten Leipzig, Oldenburg und Greifswald. Außerdem erhielten die Berufskollegen
des Bundesverwaltungsgerichts eine ausgedehnte Führung.
VerlieheneSammlungsbeständeFür die Sonderausstellung „Vom Eigensinn der Damen – starke Frauen in der Geschichte
des Sächsischen Adels“ im Schloss Nossen wurden zwei Objekte aus der Sammlung für
die Dauer von sechs Monaten verliehen:
1. Ziegler, Christiane Mariane: Vermischte Schriften in gebundener und ungebundener
Rede, Göttingen 1739
2. Personenmedaille von Christiane Mariane von Ziegler, 1733 in Silber
Musikdruck mit „Schweitzer Broschur“
27
n u t Z u n g
In 2012 haben 471 Fremdnutzer die Serviceleistungen der Bibliothek vor Ort in Anspruch
genommen. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen,
aber deutlich höher als im Zeitraum vor dem Umbau. Die Arbeitsbedingungen im Lese-
saal sind nahezu optimal und werden gern in Anspruch genommen.
Von den Mitarbeitern der Bibliothek wurden 269 Anfragen bearbeitet. Neben Recher-
chen und Anfragen nach Bilddokumenten sind zahlreiche reprographische Leistungen
(4.584) erbracht worden. Der Web-OPAC wurde im vergangenen Jahr 33.765 Mal be-
sucht (www.bach-archiv-leipzig.de/libero/WebOpac.cls).
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
B i B l i o t h E k s B E n u t Z u n g
50
100
150
200
250
300
350
400
500
600
2008 Interim
2009Interim
2010 2011 2012
439
278
196
233245
334
Zahl der Benutzer im Lesesaal Zahl der beantworteten Fragen
597
305
471
269
Quelle: Bach-Archiv Leipzig
28 JAHRESBERICHT 2012
5 . 3 . m u s E u m
In zwölf thematisch gegliederten Ausstellungsräumen berichtet das Bach-Museum über
Leben und Wirken Bachs und seiner Familie. Die interaktive Dauerausstellung lässt seine
Musik erklingen, gibt Einblicke in Methoden und Arbeitsweisen der Bach-Forschung und
präsentiert originale Handschriften und andere Kostbarkeiten. Sonderausstellungen, Tage der
offenen Tür und ein breites museumspädagogisches Programm ergänzen das thematische
Spektrum. Die kulturelle Bildung bildet dabei einen wichtigen Schwerpunkt der Tätigkeit.
E i n f ü h r u n g E i n E s m E h r s p r a c h i g E n a u d i o g u i d E s
Zum Bachfest 2012 wurde der Audioguide zur Ausstellung des Bach-Museums fertigge-
stellt. Die Führung wurde zusammen mit der auf Hörführungen spezialisierten Firma Linon
Medien GmbH entwickelt. Angeboten werden gegenwärtig Führungen auf Deutsch, Eng-
lisch, Fran zösisch, Japanisch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch sowie in deutscher
Gebärdensprache. Die Führungen laufen auf einfach zu bedienenden iPod-touch-Geräten,
die Nutzung des Audioguides ist im Eintrittspreis des Museums inbegriffen. Die Führungen
Die App des Bach-Museums kann u. a. bei Google play kostenfrei heruntergeladen werden.
29
stehen außerdem als App für iPhone/iPod bzw. für Smartphones mit Android-Betriebs-
system zur Verfügung (vgl. dazu Kapitel 5.5.). Das Bach-Museum hat sich mit diesem
neuen Angebot noch weiter internationalisiert. Kein anderes Museum in Leipzig bietet ein
derart breites Spektrum an Fremdsprachen an. Die Führung in deutscher Ge bärdensprache
ist ein weiterer Schritt, um die Barrierefreiheit des Museums zu erhöhen. Sie wurde kurz nach
ihrer Einführung vom 1. Leipziger Gehörlosenverein getestet und wird von den Gehörlosen
gut angenommen. Die Führung in deutscher Gebärdensprache wurde von der Vereinigung
der Freunde des Bach-Archivs Leipzig gefördert.
B E s u c h E r E n t w i c k l u n g
Im Jahr 2012 besuchten 48.800 Personen das Bach-Museum (2011: 43.775). Einberech-
net in diese Zahl sind die Besucher der externen museumspädagogischen Veranstal-
tungen des Bach-Museums in Schulen sowie im Leipziger Hauptbahnhof (während des
Bachfestes).
Die Zahlen im Einzelnen:
Bach-Museum, interne Besucher: 47.667 (2011: 42.239)
Bach-Museum, externe Besucher: 1.133 (2011: 1.536)
•davon„BachimBahnhof“:1.075(2011:892)
•GruppenangeboteinSchulen:58(2011:133)
Der Familientag des Bach-Museums während des Bachfestes (2011: 405 Besucher) entfiel
in diesem Jahr aufgrund der neu strukturierten Familien-Bachfestreihe „b@ach für uns!“.
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
B E s u c h E r s t a t i s t i k B a c h - m u s E u m
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
besucher
2008 Interim
2009 Interim
28.380
2010
25.641
2012
50.089
2011 Jahr
43.77548.800
Quelle: Bach-Museum Leipzig
30 JAHRESBERICHT 2012
führungenIm Berichtszeitraum nahmen 4.974 Personen an 335 Museumsführungen teil (2011:
4.769/325). Die Führungen wurden durch die Mitarbeiter des Bach-Museums und die
Partneragentur „Leipzig Details“ durchgeführt:
• ÖffentlicheFührungsangebote,deutschsprachig:
1.207 Teilnehmer/103 Führungen (2011: 1.471/114)
• ÖffentlicheFührungsangebote,fremdsprachig:
96 Teilnehmer/9 Führungen (2011: 100/9)
• Gruppenführungen,deutschsprachig:
3.321 Teilnehmer/199 Führungen (2011: 2.837/183)
• Gruppenführungen,fremdsprachig:
350 Teilnehmer/24 Führungen (2011: 361/19)
m u s E u m s pä d a g o g i k
3.353 Kinder und Jugendliche beteiligten sich an 179 museumspädagogischen Gruppen-
angeboten (2011: 2.622/156). Zwei dieser Veranstaltungen mit 46 Teilnehmern wur-
den außerhalb des Bach-Museums in Schulen veranstaltet (2011: 7 Veranstaltun-
gen/133 Teilnehmer).
Außerdem wurden sechs Fortbildungen für Lehrer und Erzieher mit 95 Pädagogen
durchgeführt. Eine der Fortbildungen (12 Teilnehmer) fand extern in einer Schule statt.
kultur EllE Bildu ng: projEktE u nd tagu ngsBEitr ägE
Trickfilmpremiere,1.März2012Am 1. März 2012 wurden im Bach-Museum zwei Animationsfilme präsentiert, die die
Schüler der 68. Mittelschule während einer Projektwoche im Bach-Museum erarbeitet
hatten. Die je fünfminütigen Filme trugen die Titel „Der verhängnisvolle Diebstahl“ und
„Teddy the star“ und wurden von den Jugendlichen unter Anleitung des Studios für Kinder-
und Jugendfilmkunst „Fata-Morgana“ eigenständig entwickelt.
Die Projektwoche fand im Rahmen des „Nachhal tigen Netzwerkes Kultur und Schule“
statt. Dieses Netzwerk fördert die Kooperation zwischen Bach-Mu seum und 68. Mit-
telschule mit einer Fördersumme von 3.000 Euro. Der Trickfilmworkshop war Be-
standteil eines gemeinsamen „Barockjahres“, das beide Partner im Schuljahr 2011/12
durch geführt haben. Die Kooperation wird im Schuljahr 2012/13 fortgesetzt. Im Fokus
steht dabei die Entwicklung eines Stationen-Theaterstücks zum Thema „Mord im
Bach-Museum“. Die Trickfilmpremiere besuchten 70 Per sonen, die Filme sind u.a. auf
der Homepage des Bach-Museums zu finden.
Collage, entstanden im Rahmen des Trickfilm-projektes
31
MuseumspädagogischeAktionen„BachimBahnhof“ währenddesBachfestes7.bis17.Juni2012Auf der Aktionsbühne in der unteren Ladengalerie
des Hauptbahnhofes konnten die Passanten an neun
Nachmittagen an einer historischen Schreibwerkstatt
teilnehmen und probieren, mit einer Gänsefeder zu
schreiben. 1.075 Kinder und Erwachsene nutzten das
Angebot.
SommerwerkstattimBach-Museum, 7. bis 10. und 14. bis 17. august 2012Erstmals lud das Bach-Museum zu einer aus mehreren
museumspädagogischen Aktionen bestehenden Som-
merwerkstatt ein. Ziel war es, Kindern, Jugendlichen
und Fami lien während der sächsischen Schulferien ein
hochwertiges und intensiv betreutes pädagogisches Angebot zur Lebenswelt der Ba-
rockzeit anzubieten. An verschiedenen Stationen des Museums konnten die Besucher in
die Welt der Bachzeit eintauchen. Unter anderem wurde Papier geschöpft und duften-
der Körperpuder hergestellt. Zudem gab es eine historische Schreibwerkstatt und ein
Siebdruck angebot. Neben den Ausstellungsräumen wurden die museumspädagogische
Werkstatt, der barocke Innenhof und der kleine Museumsgarten als Veranstaltungs-
orte einbezogen. Vormittags wurden ange meldete Gruppen betreut, nachmittags stand
die Werkstatt allen Museumsbesuchern offen. Die Sommerwerkstatt stieß auf äußerst
positive Resonanz. An den Vormittagen wurde sie von 185 Kindern und 27 Erwachsenen
genutzt, nachmittags wurden 142 Kinder und 118 Erwachsene erreicht.
Premiere der beiden Filme im Sommersaal
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Kreatives aus der Sommerwerkstatt
32 JAHRESBERICHT 2012
JahrestagungdesArbeitskreisesMuseumspädagogikOstdeutschlande.V.(AKMPO), 6. oktober 2012Die Jahrestagung fand in der Stiftung Luthergedenkstätten Wittenberg statt. Unter
dem Titel STARKE PARTNER. KOOPERATIONEN FÜR BILDUNG IM MUSEUM diskutier-
ten 35 Museumspädagogen aus fünf Bundesländern an zwei Tagen die Auseinander-
setzung mit berühmten Persönlichkeiten als Herausforderung für große und kleine
Museen. Unter dem Titel „ Mord im Museum – Fortsetzung folgt“ stellte die Museums-
pädagogin Claudia Marks im Rahmen des Marktes der Möglichkeiten die mehrjährige
Partnerschaft des Bach-Museums mit der 68. Mittelschule Leipzig vor. Aus der kurzen
Diskussion am Ende des Vortrags ergab sich, dass solche langfristigen Kooperationen
mit Schulen aufgrund ihrer Nachhaltigkeit ausgesprochen wünschenswert sind. Auch
der Ansatz von Schule und Museum, die historische Persönlichkeit Bach als Reflexions-
fläche für die Auseinandersetzung der Schüler mit sich selbst zu nutzen, fand großen
Zuspruch.
TagungundWorkshopzurkulturellenBildung:„WeninteressiertnochGoethe.PartizipativeVermittlungimBlickfeldderkulturellenBildung“,KlassikStiftungWeimar,9./10.November2012Unter dem Titel „Johann Sebastian …wer?! Grenzen partizipativer Vermittlung in Museen“
leitete die Museumspädagogin Claudia Marks einen Workshop im Rahmen der Tagung,
die im Auftrag der Konferenz nationaler Kultureinrichtungen von der Klassik Stiftung
Weimar ausgerichtet wurde. An ausgewählten Beispielen aus der Museumspädagogik des
Bach-Museums stellte sie den Teilnehmern partizipative Vermittlungskonzepte im Span-
nungsfeld von Museumstheorie und Museumsalltag vor. Bachs Musik diente dabei als Me-
ta-Ebene für die Praxisphasen. So lernten sich die Workshop-Teilnehmer beispielsweise in
Form eines Speed-Datings zu Klängen aus den Orchestersuiten unter bestimmten Frage-
stellungen zu einzelnen Sätzen kennen. Das gemeinsame Malen eines Bildes zu einer Bach-
Fuge diente der praktischen Erprobung der Vorteile und Schwierigkeiten partizipativer
Methoden. Nach eigenem Bekunden fühlten sich die Teilnehmer nach dem Workshop er-
mutigt und bestärkt, partizipative Methoden in ihrem Museumsalltag auszuprobieren.
t a g E d E r o f f E n E n t ü r , m u s E u m s n a c h t u n d
a n d E r E s o n d E rv E r a n s t a lt u n g E n
BachsGeburtstag,21.März2012Aus Anlass von Bachs Geburtstag fand am Mittwoch, dem 21. März, ein Tag der offenen
Tür statt. Das Museum und die öffentlichen Führungen waren bei freiem Eintritt zu
besuchen. Um 12 Uhr wurde die traditionelle Geburtstagstorte auf dem Thomaskirch-
hof angeschnitten. An diesem Tag besuchten 317 Besucher das Bach-Museum.
33
Museumsnacht,5.Mai2012Unter dem Motto „nachtaktiv“ fand am 5. Mai die vierte gemein same Museumsnacht
der Städte Leipzig und Halle statt. In einer Live-Performance schuf die Malerin Britta
Schulze inspiriert von der Musikdarbietung des ehemaligen Gewandhausmusikers
Dietmar Hallmann ein großforma tiges Gemälde. Für weitere Unterhaltung sorgte das
Jazz-Duo Eye Kontakt. Außerdem konnten die Besucher T-Shirts be drucken, Papier-
laternen her stellen, das kleine Hosen taschen orchester verstärken und an Führungen
durch die Schatzkammer und die Kabinettausstellung „Netzwerk Thomanerchor“ teil-
nehmen. 1.127 Personen besuchten in dieser Nacht das Bach-Museum.
EröffnungderLeipzigerNotenspur,12.Mai2012Zur Eröffnung der Leipziger Notenspur veranstaltete das Bach-Museum einen Tag der
offenen Tür. Angeboten wurden Führungen sowie verschiedene Mitmach-Angebote
und Museumsquizze für Kinder und Erwachsene. Auf dem Thomaskirchhof fand vor-
mittags die „Notenspur-Ouver türe“ mit verschiedenen Musikdarbietungen und Mit-
singaktionen statt. Das Bach-Museum zählte an diesem Tag 886 Besucher.
»GroßesFestimkleinenHof«.SommerfestimBach-Museum,11.August2012In der Mitte der Sommerferien lud das Bach-Museum wieder zum großen Sommerfest
mit Mitmach-Experimenten, Führungen und viel Musik ein. Unter anderem trat das
Gitarrenduo Elke Jahn und Antje Zoller mit dem Programm „Mit Bach in den Süden“ auf.
Gespielt wurde Musik im Original und in der Bearbeitung für zwei Gitarren von Bach,
Scarlatti und jüngeren Komponisten aus Spanien und anderen sonnigen Ländern. Zu-
sätzlich zu Musikprogrammen und Führungen konnten alle Angebote der Sommer-
werkstatt genutzt werden. Insgesamt besuchten 996 Be sucher das Sommerfest.
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Die Notenspur wurde auch auf dem Thomaskirchhof und dem Markt gefeiert.
Barocke Tänze zum Sommerfest
34 JAHRESBERICHT 2012
a u s s t E l l u n g E n
netzwerk thomanerchorKabinettausstellung vom 16. März bis 22. Juli 2012
Die Ausstellung zum 800-jährigen Bestehen des Thomanerchores beleuchtete das Le-
ben der Chorsänger und ihres berühmtesten Kantors J. S. Bach. Zahlreiche Exponate
berichteten von Alltag, Konflikten und Einflussmöglichkeiten. Ausgestellt waren u.a.
zwölf Bach-Handschriften, darunter Beschwerden an den Rat der Stadt Leipzig, Zeug-
nisse für seine Schüler und Bewertungen ihrer sängerischen Fähigkeiten. Ein weiteres
wichtiges Exponat war das »Album Alumnorum Thomanorum«. In diese Originalmatri-
kel der Thomasschule, die erst 2011 im Zusammenhang des Forschungsprojektes „Ex-
pedition Bach“ wieder aufgefunden wurde, trugen sich zwischen 1729/30 und 1800 alle
650 Schüler mit einem kurzen Lebenslauf ein, die in den Thomanerchor aufgenommen
wurden (siehe Kapitel 4). Die Ausstellung wurde gefördert vom Beauftragten der Bun-
desregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Musikjahres der Lutherdekade.
bach · bibel · gesangbuchKabinettausstellung in der Schatzkammer vom 10. Mai bis 29. Juli 2012
Nur ganz wenige Bücher zeugen heute noch von der einst stattlichen Bibliothek Johann
Sebastian Bachs. Das berühmteste ist die kommentierte, dreibändige Lutherbibel des
Wittenberger Theologen Abraham Calov von 1681, die Besitzvermerke und Rand notizen
Bachs enthält. Im Rahmen des Musikjahres der Reformationsdekade wurde es erst-
mals seit 1969 möglich, zwei Bände der Bibel aus dem Concordia Seminary in St. Louis
(USA) nach Deutschland zu holen. Zusammen mit einer illustrierten Lutherbibel aus
dem Merian-Verlag (Frankfurt/Main 1704), die erst kürzlich als Handexemplar Bachs
identifiziert wurde, bildeten sie das Herzstück der Kabinettausstellung. Umrahmt wurden
diese kostbaren Bach-Bibeln von Exponaten, die Einblicke in das religiöse Leben am
Die wertvollen Stücke der Ausstellung „Bach-Bibel-Gesangbuch“ wurden in der Schatzkammer präsentiert.
Besucher der Schau „Netzwerk Thomanerchor“
35
Thomaskantorat geben. Die Ausstellung wurde gefördert vom Beauftragten der Bundes-
regierung für Kultur und Medien im Rahmen des Musikjahres der Lutherdekade sowie
von dem Versicherungsmakler AON.
DieTräumedesHerrnBach.zeichnungen von andré martiniKabinettausstellung vom
21. September 2012 bis 27. Januar 2013
Zum 800. Geburtstag des Thomanerchores unternahm
das Bach-Museum eine vergnügliche Reise in das baro-
cke Leipzig. Präsentiert wurden Comics, Wimmelbilder
und ein kurzer Trickfilm des Grafikers und Trickfilm-
zeichners André Martini. Auf humorvolle, spannende
und oftmals kuriose Weise erzählten die Zeichnungen
aus dem Leben des Thomaskantors und seiner Chor-
knaben. Die verblüffenden Geschichten und unterhalt-
samen Begebenheiten beruhen dabei auf gut recher-
chierter historischer Basis. André Martini studierte an
der Burg Giebichenstein in Halle. Seit 2009 arbeitet er
an einem Animationsfilmprojekt über J. S. Bach. Die Aus-
stellung wurde unterstützt von der Vereinigung der
Freunde des Bach-Archivs Leipzig e. V.
ExponatwechselinderSchatzkammer10. Mai und 31. Juli 2012
Im Jahr 2012 wurde die Schatzkammer zweimal neu bestückt. Von Mai bis Juni wurden
in der Ausstellung Bach – Bibel – Gesangbuch neben eigenen Beständen des Bach-Archivs
zahlreiche Leihgaben gezeigt. Seit dem 31. Juli waren wieder ausschließlich Objekte aus
der eigenen Sammlung präsentiert. Neben originalen Bach-Handschriften wurden
Exponate zu den Themenfeldern „Bachs Textdichter“, „Bach und seine Stadt“, „Bachs
Familie“ sowie „Bachs Wirkungsgeschichte“ ausgestellt.
m u s E u m s s h o p
Der Shop des Bach-Museums ist die zentrale Anlauf-, Anmelde- und Informationsstelle
für die Besucher und Gäste des Hauses. Hier werden neben Eintrittskarten für das Mu-
seum auch Konzertkarten, Souvenirs, Bücher, CDs und andere Artikel verkauft. Ein be-
sonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Entwicklung exklusiver Produkte. So wurde die
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Die Comicausstellung war nicht nur für Kinder interessant.
eigene Produktreihe
36 JAHRESBERICHT 2012
2011 eingeführte Produktreihe „Soprano, Alto, Tenore, Basso“ weitergeführt. Nach Tas-
sen und T-Shirts sind nun auch Leinenbeutel und Servietten mit den beliebten Schrift-
zügen erhältlich. Zudem wurden neue Produkte mit dem Bach-Siegel entwickelt (Polo-
Shirts, Baseball Caps). Zu besonderen Anlässen wie Ostern, Weihnachten oder dem
Bachfest gibt es spezielle Sortimente, etwa Ausstechformen oder den großen Bach-
Räuchermann zu Weihnachten. Das 800-jährige Jubiläum der Thomana fand ebenfalls
seinen Widerhall.
Das Sortiment ist auch online einsehbar und auf Bestellung erhältlich. Besuchen Sie
unseren Museumsshop unter: www.bach-leipzig.de
5 . 4 . k ü n s t l E r i s c h E s B E t r i E B s B ü ro
Das künstlerische Betriebsbüro (KBB) des Bach-Archivs ist für die Planung und Durch-
führung des Bachfestes Leipzig, des zweijährlichen Internationalen Johann-Sebastian-
Bach-Wettbewerbes und das Veranstaltungsprogramm im Bach-Museum zuständig.
B a c h f E s t l E i p Z i g 2 0 1 2 :
„ … E i n n E u E s l i E d .
8 0 0 j a h r E t h o m a n a“
Das „neue Lied“ und die von Generation zu Genera-
tion weiter gegebene, 800-jährige Jugend des Tho-
manerchores bildeten den dramaturgischen Aus-
gangspunkt des Bachfestes 2012. Die unmittelbaren
Amtsvorgänger und Amtsnachfolger sowie Johann
Sebastian Bach selbst bildeten einen programmati-
schen Schwerpunkt, eine zeitgenössische und auch
zukunftsbezogene Reihe von Uraufführungen den
anderen: Zwei der Festmusiken (vgl. Kapitel 4)
wurden im Rahmen des Bachfestes uraufgeführt:
Georg Christoph Billers „St. Thomas Ostermusik“
und Hans Werner Henzes „An den Wind“.
Billers 2011/12 entstandenes Stück für Soli, Chor
und Orchester (19 Bläser, Schlagwerk, Kontrabass)
basiert auf Chorälen, Bibelpassagen und frei ge-
dichteten Texten, die durch den Komponisten selbst zusammengestellt wurden; Hinwei-
se dazu erhielt er von Pfarrer Matthias Storck, dessen Text „Gott ist mir auferstanden“
Thonanerchor Leipzig
37
gleichfalls in die Komposition eingegangen ist. In vielerlei Facetten, seiner Form und
Struktur ist das Werk geprägt von seinem Entstehungsanlass: Es ist, wie Biller sagt,
sowohl beeinflusst durch den Klang der Thomaner als auch inspiriert von der musikali-
schen und liturgischen Praxis in der Thomaskirche (der Titel ist keine äußerlichkeit) –
und vielleicht genau aus diesem Grund ist es nicht zuletzt geschrieben vor dem gedank-
lichen Hintergrund einer Bezugnahme auf Bach. Die Festmusik für Pfingsten, das
Chor- und Ensemblestück „An den Wind“, schrieb der 1926 in Gütersloh geborene und
seit 1953 in Italien lebende Komponist Hans Werner Henze, der seit Jahrzehnten zu
den bedeutendsten Vertretern seiner Generation zählt. Er und sein Textdichter, der
Wittenberger Theologe Christian Lehnert, mit dem Henze bereits die Oper „Phaedra“
(2007) schuf, nehmen in ihrem etwa halbstündigen Werk recht offen auf die Be-
deutung des Anlasses Bezug. Gegliedert in fünf Sätze, die sich zu zwei großen Teilen
fügen, reflektiert die Komposition die „Legende“ (Henze) von Pfingsten auf mehreren
Ebenen: Es geht um persönliche Ver lassenheit und Angst, um Sehnsucht und um Hoff-
nung – und natürlich wird auch von dem Wunder berichtet, das sich am 50. Tag nach Os-
tern zugetragen hat. Hierzu greift Lehnert auf die Verse 2–4 aus dem 2. Kapitel der Apo-
stelgeschichte zurück, die am Beginn und am Schluss des 4. Satzes von einem
Solo-Tenor- beziehungsweise -Bass vorgetragen werden. Daneben bezieht er in den Sät-
zen 2 und 3 insgesamt fünf Strophen des frühmittelalterlichen
Pfingsthymnus‘ „Veni creator spiritus“ („Komm, Schöpfer Geist“)
ein sowie im 1. Satz die durch den Evangelisten Johannes überliefer-
ten Jesusworte „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe
ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke
nicht und fürchte sich nicht.“
Erstmals präsentierte das Bachfest unter dem Titel „b@ch für
uns!“ sein umfassend erneuertes Angebot für Kinder, Jugendliche
und Familien. Zentrale Bestandteile waren traditionelle Konzert-
formate ausgezeichneter Musikpädagogen und -vermittler, Work-
shops und thematische Kirchen- und Orgelführungen. Mit der
deutsch-italienischen Orchesterakademie unter der künstlerischen
Leitung von David Stern und dem Crossover-Wettbewerb BachSpiele
gab es Angebote zur aktiven Teilnahme am Bachfest Leipzig.
Vier Tage Open-Air auf dem Leipziger Markt ließen das Bachfest unter dem Titel
BACHmosphäre wieder zu einem offenen Erlebnis für alle werden. Höhepunkt war das
erste gemeinsame Konzert der PRINZEN und des Ensembles amarcord – beide in ihren
jeweiligen Genres herausragende Formationen. Tau sende Leipziger genossen eine
außer gewöhnliche musikalische Begegnung.
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Vertreter des Bachfestes und der beiden Sponsoren TOTAL und BMW präsentieren die Programmreihe „b@ch für uns!“
38 JAHRESBERICHT 2012
Anhaltend hohe Besucherzahlen zeigen, dass das Bachfest als jährlicher musikalischer
Höhepunkt fest im internationalen Konzertkalender verankert ist: auch 2012 konnte
wieder über 75.000 Besucher gezählt werden. Eine Besucherumfrage bestätigte erneut
den sehr hohen Anteil nationaler und internationaler Gäste. Durch die gegenüber frü-
heren Umfragen deutlich gestiegene Zahl der Gesamtbesucher kann trotz stabilem
relativen Anteil der Leipziger Gäste eine absolut gestiegene Zahl der heimischen Besucher
und folglich eine wachsende Verankerung des Bachfestes in Leipzig festgestellt werden.
B E s u c h E r E n t w i c k l u n g B a c h f E s t l E i p Z i g 2 0 0 8 – 2 0 1 2
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
besucher
2008
54.000
2009
66.000
2010
76.000
2012
62.000
2011 Jahr
75.000
Auch „The Orchestra of the Age of Enligthenment“ begeisterte das Publikum in der Nikolaikirche
Quelle: Bachfest Leipzig
39
bach-medaille 2012Die Bach-Medaille 2012 wurde am 8. Juni 2012 durch Oberbürgermeister Burkhard Jung
an Masaaki Suzuki verliehen. Die Jury, bestehend aus dem Direktorium des Leipziger
Bachfestes Thomaskantor Prof. Georg Christoph Biller, Dr. Elmar Weingarten, Prof. Dr.
Dr. h. c. Christoph Wolff, dem Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly, dem Direktor
der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Prof. Robert Ehrlich
und dem Intendanten der Oper Leipzig Prof. Ulf Schirmer, begründet die Würdigung
wie folgt:
„Masaaki Suzuki hat sich als Organist, Cembalist, Komponist und Dirigent um das Werk
von Johann Sebastian Bach in seiner Heimat Japan besondere Verdienste und als Musi-
ker weltweit große Anerkennung erworben. Mit dem von ihm 1990 gegründeten Bach-
Collegium Japan hat er dort erstmals ein heimisches Ensemble aus Chor und Orchester
vorgestellt, das auf Barockinstrumenten musiziert und den Erfahrungen und Erkennt-
nissen der sog. historischen Aufführungspraxis verpflichtet ist. Suzuki hat damit in
Japan und im gesamten asiatischen Raum ein Bewusstsein für eine wissenschaftlich
und historisch orientierte Aufführungspraxis im seit jeher in Japan sehr geschätzten
Repertoire Bachs geschaffen. Gleichzeitig wird Suzuki auch in Europa als Organist,
Cembalist und Dirigent in höchstem Maße anerkannt. Seine Interpretationen Bach’scher
Werke tragen dazu bei, dass weiterhin Aufführungen und Einspielungen mit Referenz-
charakter entstehen. Masaaki Suzuki, Sir John Eliot Gardiner und Ton Koopman haben
2006 jeweils unabhängig voneinander als erste die seinerzeit neu entdeckte Arie ‚Alles
mitGottundnichtsohn‘ihn‘BWV1127eingespieltunddamitverdeutlicht,welcheine
große Bandbreite an interpretatorisch zulässigen Spielräumen in der Musik Bachs mög-
lich sind. Masaaki Suzuki leistete als Juror der Fächer Orgel und Cembalo im Internatio-
nalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb Leipzig 2004, 2006 und 2008 einen wichti-
gen Beitrag zur Ausbildung hochkarätigen Nachwuchses im Bereich der Interpretation
Bach’scher Werke.“
Die Laudatio hielt Prof. Dr. Tadashi Isoyama. Masaaki Suzuki hat den Preis mit folgen-
den Worten entgegen genommen:
Stolzer Preisträger - Masaaki Suzuki auf Tuchfühlung mit der Bach-Medaille
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
„Mit der Bach-Medaille wird mir eine so große Ehre zuteil, dass mir die Worte fehlen, um mei-ne Freude und meinen Dank auszudrücken. Seit 22 Jahren sind das Bach Collegium Japan und ich von der Bach’schen Musik einfach besessen. Die reine Leidenschaft für diese Musik hat uns bis heute aktiv sein lassen.Das Ergebnis sind fast 1000 Konzerte in Japan, Europa und Amerika sowie ca. 100 CD-Einspie-lungen. Nun gerade von der Bach-Stadt Leipzig
diese Anerkennung zu erhalten– ja ein größeres Glück gibt es doch gar nicht.Mein aufrichtiger Dank gilt allen Jurymit-gliedern, die mich ausgewählt haben. Danken muss ich auch J. S. Bach, dass er im Himmel ist und nicht mehr unter uns weilt. Wäre er nämlich heute hier, müsste er zusehen, wie diese Medail-le an einen Japaner geht – an den Vertreter eines Volkes, dass er niemals gesehen, ja von dessen Existenz er kaum geahnt haben wird. Das hätte
40 JAHRESBERICHT 2012
er doch nie gut geheißen. Oft werde ich gefragt, worin der Reiz der Bach’schen Musik liegt. Dar-auf gibt es für mich keine passende Antwort. Tatsache ist, dass nicht etwa ich mir die Musik Bachs ausgesucht hätte. Vielmehr wurde ich von ihr ergriffen. Wie es zu diesem passiven Er-eignis kam, vermag ich nicht zu erklären. Die wichtigste Begegnung mit Bach in meinem Leben war die h-Moll-Messe dirigiert von Karl Richter. Als ich 12 Jahre alt war, schenkte mir mein Vater eine Platte mit einer Archiv-Label Aufnahme. Jeden Abend, sobald meine Familie zu Bett gegangen war, hörte ich diese Aufnah-me über Kopfhörer. Der Aufschrei des Kyrie am Anfang, das prächtige Gloria – alles war so un-fassbar erhaben und kolossal. Begreifen konnte ich diese Welt noch nicht, aber erfasst hat sie mich stark, vor allem der 8. Satz des Credo, Con-fiteor unum baptisma. Erstaunt hat mich der komplexe Kontrapunkt dieser Partitur und be-wegt war ich vom Cantus Firmus dazwischen. Geradezu gewunden habe ich mich jedesmal, wenn bei den Worten „in remissionem” (zur Ver-gebung der Sünden) eine gegenläufige Disso-nanz erklang. Als ich später erfuhr, dass die Dis-sonanz und ihre Auflösung die Worte „Sünde” und „Vergebung” ausdrücken, habe ich richtig erschaudert. Die mit „Sünde” und Dissonanz ver-bundene Furcht, dann die Vergebung und Auflö-sung. Dies alles bringt Bach in wenigen Noten zum Ausdruck. Was für eine unglaubliche Musik.
Hier an dieser Stelle muss ich etwas offen baren, was Bach selbst nicht gewusst hat. Seine Musik hat eine so große und starke Kraft, dass sie nicht nur Deutsche, ja nicht nur Europäer, son-dern auch die Menschen im fernen Asien in ihren Bann zieht. Seit meiner Begegnung mit der h-Moll Messe hat mich Bach nie wieder losgelassen.Viele Jahre später hat sich mir die Welt der Kan-taten eröffnet, als ich zum ersten Mal die Auf-nahmen von Leonhardt und Harnoncourt hörte. In der Annäherung an die historische Auffüh-rungspraxis setzten sie sich mit den Schwierig-keiten jedes einzelnen Stücks auseinander. Die-ser schnörkellose, konzentrierte Klang hat mein Herz noch stärker an Bach gebunden. Bedenkt man nur, dass es damals noch keine Neue Bach-Edition gab, war dies eine Meisterleistung in Aufführung und Forschungsarbeit, mit der un-sere Kantatenserie gar nicht zu vergleichen ist. Unmittelbar nach meinem Studium in den Nie-derlanden habe ich 1983 ein kleines Ensemble gegründet und mit der Aufführung der Kanta-ten begonnen. Anlässlich des 300. Geburtstags von Bach im Jahr 1985 haben wir erstmals eine Bachserie konzipiert, die damals aus nur fünf Konzerten bestand und in der Kapelle der Shoin-Frauenuniversität in Kobe stattfand. 1990 habe ich dann das Bach Collegium Japan gegründet. 1995 begannen wir unsere CD-Ein-spielungen der Bachkantaten unter dem schwedi-schen Plattenlabel BIS. Das war der Beginn einer seltsamen Kombination von deutscher Musik, japanischen Interpreten und schwedischen Pro-duzenten. Diese Begegnung mit diesem Platten-label war für uns ein großer Glücksfall. Unsere Produzenten sind ein großes Risiko eingegan-gen, denn keiner konnte wissen, ob sich eine Einspielung mit Japanern überhaupt verkaufen würde. Ihnen gilt mein tiefer Dank für ihren Mut, mit uns diese CDs zu machen. An dieser Stelle möchte ich auch meinen großen Dank den vielen Forschern am Leipziger Bach-Archiv aussprechen. Seit Beginn des Projekts bis heute haben sie mich mit viel Material und In-formationen unterstützt. Ihnen verdanken wir es, dass wir unsere Arbeit bis zum heutigen Tage fortsetzen konnten.Diese Kantatenserie wird mit der letzten Ein-spielung im Februar 2013 zum Abschluss kom-men. Nur noch sechs Werke fehlen von den
Der Preisträger beim Eintrag ins Gästebuch des Bach-Archivs.
41
Die Bach-Medaille wurde 2012 zum zehnten Mal vergeben. Bisher erhielten Gustav Leon-
hardt (2003), Helmuth Rilling (2004), Sir John Eliot Gardiner (2005), Ton Koopman
(2006), Nikolaus Harnoncourt (2007), Hermann Max (2008), Frieder Bernius (2009),
Philippe Herreweghe (2010) und Herbert Blomstedt (2011) diese Auszeichnung.
XViii. internationaler Johann-sebastian-bach-wettbewerbDer Bach-Wettbewerb wurde vom 4.–14. Juli 2012 in den Fächern Orgel, Gesang und
Violoncello/Barockvioloncello ausgetragen. Aus über 190 Bewerbungen wurden 128
Teilnehmer zum Wettbewerb zugelassen, 112 junge Künstler nahmen teil. Die Teilnehmer
stammten aus 23 verschiedenen Ländern. In den einzelnen Wettbewerben stritten 26 Teil-
nehmer im Fach Orgel, 53 im Fach Gesang und 33 im Fach Violoncello (12)/Barockvio-
loncello (21) um den Titel Bachpreisträger 2012.
Die Preisträger des Bach-Wettbewerbs 2012 sind:
TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Kirchenkantaten. Das ist einerseits sehr traurig. Aber es bedeutet nicht das Ende unserer Kon-zerttätigkeit. Mit mehreren regelmäßigen Kon-zerten und vielen Tourneen werden wir weiter Kan-taten aufführen. Schließlich ist die Bach’sche Musik für uns, im wahrsten Sinne des Wortes, “unser täglich Brot”. So etwas wie Reis für die Ja-paner, oder Kartoffeln für die Deutschen. Nur weil man es heute schon gegessen hat, heisst es nicht, dass man es morgen nicht wieder tut. Und nicht zuletzt hilft diese Musik, mit den Schwierig keiten und Leiden unseres Leben zurecht zu kommen. Das war schon zu Bachs Zeiten so und gilt noch heute, wie ich am eigenen Körper erfahren konnte.Wie Sie wissen, wurde Japan am 11. März letzen Jahres von einer nie dagewesenen Katastrophe heimgesucht. Unser CD-Projekt begann 1995, im Jahr des großen Kobe-Erdbebens. Gegen Ende dieses Projekts erleben wir nun wieder eine große Naturkatastrophe. Das ist kein purer Zufall. Ich glaube, es ist fast eine Fügung. Während des letz-ten Jahres haben wir bei jedem Konzert für das Katastrophengebiet gesammelt. Wir haben die CD „Bach for Japan“ herausgebracht, mit der wir den Menschen, die ihre Liebsten verloren haben und in Trauer sind, ein Stück Hoffnung wiedergeben möchten. Auf dieser CD haben wir die schönsten Arien aus den Bach-Kantaten zusammengestellt.
Ungeachtet der schwierigen Texte und der kom-plexen kontrapunktiven Struktur, vermag die Bach’sche Musik dem zerstörten Herz in seinem Innersten Trost zu spenden. Gleichsam wie ein Trichter, durch den Wasser auf den Grund der Flasche fließt. Diese Kraft erreicht auch jene Japaner, die keinerlei Vorwissen mitbringen. Und ich bin überzeugt, dass die große Kraft die-ser Musik die ganze Welt erreicht, selbst wenn sie von Japanern gespielt wird. Solange wir leben ist es unsere Mission, die Kraft der Bach’schen Musik an die Menschen weiterzugeben. Dafür bin ich bereit überall hinzugehen: sei es in Ja-pan, Asien, Europa oder Amerika.Now briefly in English, I would also like to thank the members of Bach Collegium Japan who has been working with me in this 22 years. This award could never be achieved without your wonderful collaboration. I truly believe that this Medal is given, not only to me, but also to you. Lassen Sie mich zum Schluss nochmal ein Dan-ke sagen. Der Stadt Leipzig für die Verleihung dieser Bach-Medaille. Natürlich Johann Sebas-tian Bach im Himmel. Und schließlich Gott-vater, der schon lange vor unserer Geburt dies alles so wohl geplant hat.Soli Deo Gloria!“
42 JAHRESBERICHT 2012
Orgel
1. Preis: Johannes Lang (22), Deutschland
2. Preis: Sebastian Küchler-Blessing (25), Deutschland
3. Preis: Matthias Neumann (28), Deutschland
Gesang
1. Preis: Dávid Szigetvári (28), Tenor, Ungarn
2. Preis: Benno Schachtner (27), Altus, Deutschland
3. Preis: Matthias Winckhler (22), Bass, Deutschland
Violoncello/Barockvioloncello
1. Preis: Beiliang Zhu (26), Barockvioloncello, China
2. Preis: Ditta Rohmann (29), Violoncello, Ungarn
3. Preis: Clara Pouvreau (23), Violoncello, Frankreich
In allen Fächern wurden folgende Hauptpreise vergeben:
1. Preis: 10.000 Euro (im Fach Orgel gestiftet von der Bach-Stiftung der Neuen Bach-
Gesellschaft, in den Fächern Gesang und Violoncello gestiftet von der Sparkasse Leipzig)
2. Preis: 7.500 Euro, 3. Preis: 5.000 Euro.
Darüber hinaus wurden mehrere Sonder- und Förderpreise ausgelobt:
• DenSonderpreisderCommerzbankStiftunginHöhevon3.000Eurofürdenjüngsten
Finalisten erhielt der 22 jährige Matthias Winckhler aus Deutschland. Er wird zum
Bachfest Leipzig 2014 ein Konzert geben.
• Der Cellist Aram Yagubyan aus Russland wurde von der Christa Bach-Marschall-
Stiftung mit einem Stipendium zur Teilnahme an einem Meisterkurs bei Laurence
Dreyfus ausgezeichnet.
• Publikumspreise:ORGEL:SebastianKüchler-Blessing,GESANG:BenediktKristjánsson,
Island, VIOLONCELLO: Beiliang Zhu
• SonderpreisfürdiebesteInterpretationeinesWerkesvonC.P.E.Bach,
gestiftet von der Musikgesellschaft C. P. E. Bach, Frankfurt/Oder: Ditta Rohmann
• UrtextpreisevomBärenreiterVerlag:ORGEL:NataliaUzhvi,Russland,
GESANG: Anastasia Peretyahina, Ukraine, VIOLONCELLO: Aram Yagubyan
• CD-ProduktionvonGENUINclassics:JohannesLang
• SonderpreisdesLeipzigerBarockorchesters:BennoSchachtner
• SonderpreisdesEuropeanUnionBaroqueOrchestraDevelopmentTrust:
Lea Rachel Bader, Barockvioloncello, Deutschland
• Der1.PreisträgerORGELqualifiziertsichautomatischzurTeilnahmeamIII.Jordan
International Organ Competition im Mai 2014, Columbus, Georgia, USA
v. l. n. r.: B. Schachtner, D. Szigetvári, M. Winckhler, D. Rohmann, B. Zhu, C. Pouvreau, S. Küchler- Blessing, M. Neumann, N. Uzhvi und B. Kristjánsson
43TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Engagements: Die Musikgesellschaft C. P. E. Bach e. V. Frankfurt/Oder veranstaltete
im Herbst 2012 und im Februar 2013 zwei Konzerte mit Sebastian Küchler-Blessing,
Benno Schachtner, Clara Pouvreau und Ditta Rohmann. Zum Bachfest Leipzig 2013
werden sich die Preisträger Ditta Rohmann und Dávid Szigetvári dem Publikum im
Rahmen der Konzertreihe „Ausgezeichnet“ präsentieren. Im Rahmen der weiteren För-
derung der Bachpreisträger wird Beiliang Zhu zum Bachfest 2014 ein Konzert geben.
Weitere Konzerte mit den Preisträgern ORGEL: Johanneskirche in Saalfeld/Saale, St. Peter
und Paul in Ratingen, Kirche in Helsingor, Schloss Kremseck Oberösterreich, St. Michael
in München.
Der Internationale Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb
Leipzig, erstmals 1950 aus getragen, zählt zu den bedeu-
tendsten Musikwettbewerben Deutschlands. Sein weltwei-
tes Renommee dokumentiert sich durch die Mitgliedschaft
in der „World Federa tion of International Music Competi-
tions“. Er steht unter der Schirmherrschaft des Ministerprä-
sidenten des Freistaates Sachsen.
Jury Orgel
Bine Katrine Bryndorf, (Dänemark)
Stefan Engels, (Deutschland)
Hans Fagius, (Schweden)
David Higgs, (USA)
Ton Koopman*, (Niederlande)
Tong-Soon Kwak, (Republik Korea)
Lyubov Shishkhanova, (Russland)
Jury Gesang
Ingeborg Danz, (Deutschland)
Max van Egmond*, (Niederlande)
Bernarda Fink, (Österreich)
Christopher Hogwood, (Großbritannien)
Klaus Mertens, (Deutschland)
Hanno Müller-Brachmann, (Deutschland)
Sibylla Rubens, (Deutschland)
James Taylor, (USA)
Jury Violoncello/Barockvioloncello
Peter Bruns, (Deutschland)
Phoebe Carrai, (USA)
Jury im Fach Orgel
Jury im Fach Gesang
Jury im Fach Violoncello/Barockvioloncello
44 JAHRESBERICHT 2012
Laurence Dreyfus, (Großbritannien)
Kristin von der Goltz, (Deutschland)
Hae-Guen Kang, (Republik Korea)
Ivan Monighetti*, (Russland)
David Watkin, (Großbritannien)
Präsident des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs:
Robert Levin*
konzerte im bach-museumZahlreiche Veranstaltungen finden außerhalb der großen For mate Bachfest und Bach-
Wettbewerb im Sommersaal des Bose hauses statt. Knapp 5.700 Gäste konnten in 213
Veranstaltungen (davon: 72 Fremdvermietungen) erreicht werden.
5 . 5 . p r E s s E u n d Ö f f E n t l i c h k E i t s a r B E i t
B a c h m a c h t m o B i l
mit bach durch die stadtDank einer Kooperation mit Ströer Deutsche Städte Medien und den Leipziger Ver-
kehrsbetrieben (LVB) konnte eine Straßenbahn vom Typ NGT-8 mit einem vollflächigen
Hinweis für das Bachfest Leipzig und das Bach Museum gestaltet werden. Die Koope-
ration wurde auf drei Jahre geschlossen und begann am Eröffnungstag des Bachfestes
2012. Mit Beginn des Bachfestes wird die Straßenbahn immer schon auf die Termine
des Bachfestes im folgenden Jahr verweisen. Der Geschäftsführer der LVB, Ulf Middel-
* auch tätig als Juroren für Vorauswahl
Sommersaal mit Schallkammer
Einsteigen bitte – mit Bach quer durch Leipzig
45TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
berg,tauftedieBahnmitdenWorten:„MitderBach-BahnerhältdieAbkürzung‚LVB‘
eine neue Definition: Leipzig verehrt Bach!“ Die goldene Bach-Bahn erinnert in ihrer
Farbgebung an die Papierfärbung der Manuskripte Bachs. Das Portrait Bachs, Samm-
lungsgegenstände aus dem Archiv und Abbildungen von Instrumenten stellen die bild-
lichen Motive dar. Die Tür der Straßenbahn wird umrahmt von einem Orgel prospekt,
durch den der Fahrgast die Bahn betritt.
leipziger firmenlauf 2012Erstmals beteiligte sich ein Team des Bach-Archivs am Leipziger Firmenlauf. Die Läu-
ferinnen und Läufer kamen aus den Bereichen Forschung, Bibliothek, künstlerisches
Betriebsbüro und Vorstand. Der 5. Lauf dieser Art führte auf einer Strecke von knapp
5 km über das Gelände am Sportforum in Leipzig. Über 500 Firmen mit insgesamt gut
7.000 Läufern nahmen an dem fast schon traditionellen Sportereignis in Leipzig teil.
5.500 Zuschauer verfolgten das Spektakel entlang der Strecke und konnten dabei auch
den ein oder anderen Bach vorbeilaufen sehen.
n E u E w E g E – d a s B a c h -a r c h i v i m w E B 2 . 0
facebook-profilSeit 3. Februar 2012 ist das Bach-Archiv Leipzig mit einem eigenen Profil im sozialen
Netzwerk facebook vertreten. Drei Redakteure aus den unterschiedlichen Bereichen
Vorstand, Forschung und Bach-Repertorium sorgen für die Aktualität der Seite und
Sport frei! für das Team des Bach-Archivs
46 JAHRESBERICHT 2012
versorgen die stetig steigende Zahl der Bachfreunde in aller Welt tagtäglich mit aktu-
ellen und lebendigen Beiträgen und Bildern aus dem Bach-Archiv. Bis zum Jahresende
2012 drückten knapp 900 facebook-User aus wortwörtlich aller Herren Länder den „Ge-
fällt mir“-Button. Der Anteil der Freunde, die sich aktiv einbringen und die Seite ihrer-
seits durch Kommentare und das Teilen der Inhalte lebendig halten, ist mit durch-
schnittlich deutlich über 15% sehr hoch. Glaubt man Analysen, so liegt der als gut zu
bezeichnende Wert hier normalerweise bei 5%. Eine hohe Zuwachsrate neuer Freunde
ist zu besonderen Anlässen wie dem Bachfest, dem Bach-Wettbewerb oder auch dem
Geburtstag J. S. Bachs besonders spürbar. Aber auch selbst initiierte Serien wie der
allwöchentliche „BACH zum SONNTAG“ sind bei den Freunden beliebt. Da heißt es „Dau-
men hoch“!
Das facebook-Profil des Bach-Archivs ist über www.facebook.com/bacharchiv zu erreichen.
bach-channel bei YoutubeIm Oktober 2012 wurde mit eigens angeschaffter Produktionstechnik der Startschuss
für den YouTube-Channel des Bach-Archivs gegeben. Mit drei hd-fähigen Kameras sowie
ausreichend Mikrophonen wird es künftig möglich, Veranstaltungen aus dem Sommer-
saal mitzuschneiden und als Video-Produktion zu veröffentlichen. Unmittelbar nach
dem Start des Channels konnten bereits 80 Abonnenten und weit über 600 Aufrufe der
facebook-Profil
47TäTIGKEITSBERICHTE DER ABTEILUNGEN
Trailer verzeichnet werden. Erste eigene Produktionen sind in Kooperation mit der
Hochschule für Technik Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) und dem studen tischen
Produzenten Floid.tv für 2013 geplant. Perspektivisch sollen etwa acht bis zehn Ver-
anstaltungen pro Jahr mitgeschnitten und veröffentlicht werden.
Den Bach-Channel auf youtube erreicht man über www.youtube.com/bacharchivleipzig
das bach-museum als app Wie in Kapitel 5.3. berichtet, wurde 2012 im Bach-Museum ein multilingualer Audio-
guide eingeführt. Als besondere Zugabe können Bachfreunde die für den Audioguide
entwickelte Führung auch als kostenfreie App beziehen. Einzige Voraussetzung: ein
Smartphone. Die Führung steht in zwei Versionen zur Verfügung – als App für iPhone/
iPod und als Version für den Android-Markt. Die Führungen können kostenlos aus dem
iTunes Apple Store bzw. aus dem Google Play Store auf das eigene Smartphone herun-
tergeladen werden. Auch die Führung in Gebärdensprache steht als App zur Verfügung.
Bach-Channel auf YouTube
48 JAHRESBERICHT 2012
6 .1. B ac h-m E n d E l s s o h n- s c h u m a n n
(Förderung durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und den
Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst)
Partner: Bach-Archiv Leipzig (federführend), Mendelssohn-Haus, Schumann-Haus, Museum
für Musikinstrumente der Universität Leipzig
m u s i k s t a d t l E i p Z i g
Leipzig verdankt seine Bedeutung als Musikstadt des Barock und der Romantik vor
allem dem Lebenswerk und Schaffen dieser drei Musiker und Komponisten, die in der
Musikgeschichte untrennbar miteinander verknüpft sind: die kompositorische Entwick-
lung Mendelssohns und Schumanns vollzog sich wesentlich in der intensiven Auseinan-
dersetzung mit dem von ihnen verehrten Vorbild des Thomaskantors. Gleichzeitig wäre
Bachs Rückkehr in das Musikleben der Moderne ohne den Einsatz der Leipziger Bachia-
ner Mendelssohn und Schumann so nicht möglich gewesen.
Um diese vielfältigen Bezüge sowohl für die Fachwelt als auch für die Öffentlichkeit
sichtbar und fruchtbar zu machen, haben sich Bach-Archiv, Mendelssohn-Haus, Schu-
mann-Haus und das Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig zu einem
gemeinsamen Forschungsprojekt zusammengeschlossen. Ziel ist es nicht nur, bisher
unerschlossene Dokumente zur Biographie der drei Komponisten und zur Musik-
geschichte Leipzigs zu erfassen und diese wissenschaftlichen Neuerkenntnisse und
Notenfunde mittels Publikationsvorhaben, Konferenzen und Tonaufnahmen allgemein
zugänglich zu machen. Zugleich geht es darum, die in den beteiligten Institutionen vor-
handenen kreativen Potentiale zu bündeln und damit musikinteressierten Besuchern
6. kooperatIonen
49KOOPERATIONEN
der Stadt ein attraktives Angebot zu unterbreiten. In Leipzigs einzigartigen histori-
schen Originalstätten – einem „KlangQuartier“ von wahrhaft internationaler Bedeu-
tung – kann Musikgeschichte als unmittelbare und bereichernde Begegnung über die
Jahrhunderte hinweg erlebt werden. Thematische Sonderkonzerte und Ausstellungen,
häuserübergreifende Führungen und musikalische Spaziergänge sowie Maßnahmen
koordinierter Öffentlichkeitsarbeit ergänzen daher das Spektrum des Projektes und la-
den dazu ein, den ganzen Reichtum des kulturellen Erbes der „Musikstadt Leipzig“ zu
entdecken.
Einen Themenschwerpunkt bildete im Jahr des 800. Jubiläums der Thomaskirche, des
Thomanerchores und der Thomasschule die „Thomana 2012“.
t ät i g k E i t s s c h w E r p u n k t E
sommerkonzerte 2012Wie in den Jahren 2009–2011 wurden die Konzertveranstaltungen im Rahmen des
Projektes an zwei Juliwochenenden gebündelt und in einem übergreifenden Ankün-
digungsflyer unter dem Titel KlangQuartier Leipzig. Sommerkonzerte 2012 als konzep-
tionell herausgehobene Marke im öffentlichen Kulturleben beworben.
Inhaltlich waren die Konzerte auf lebensgeschichtliche Aspekte Bachs, Mendelssohns
und Schumanns sowie auf das große Musikjubiläum „800 Jahre Thomana“ ausgerich-
tet. Die Programme nahmen Bezug auf biografische Aspekte der drei Komponisten und
schlugen in ihrer Gesamtheit den Bogen vom Frühbarock bis weit in die Romantik. Ver-
ortet wurde das Angebot, mit einem Improvisationskonzert im Sommersaal des Bo-
sehauses und dem Liedernachmittag sowie einer Liedermatinee in den Salons in Men-
delssohn- und Schumann-Haus, an authentischen Spielstätten.
Einen neuen Veranstaltungsort bot der Salon in der Landesmedienanstalt – ein Ge-
bäude, das lange Jahre als Musikbibliothek diente und wichtige Handschriften und
Drucke beherbergte. Hier wurde ein moderierter Klavierabend veranstaltet.
Ein Spaziergang durch die Innenstadt sowie ein Rundgang durch das Museum für Musik-
instrumente rundeten das Angebot ab.
Wanderausstellung:„KlingendesLeipzig–Bachs,MendelssohnsundSchumanns Musikstadt“Die 2011 realisierte Ausstellung »Klingendes Leipzig – Bachs, Mendelssohns und Schu-
manns Musikstadt« war mit dem Anspruch geschaffen worden, überregional auf die
historischen Wurzeln der Musikstadt Leipzig, das (Zusammen)Wirken der Kompo nisten
Bach, Mendelssohn und Schumann sowie die heutige Präsenz ihrer Wohn- und Wir-
50 JAHRESBERICHT 2012
kungsstätten als Gedenk- und Veranstaltungsorte
aufmerksam zu machen. Kalei doskopartig ent-
wirft die Ausstellung ein Bild vom Leipziger Mu-
sikleben im 18. und 19. Jahrhundert mit seinen zahl-
reichen Facetten: den Komponisten, Spielstätten
und Klangkörpern, der öffentlichen und der priva-
ten Musikpflege.
Die Ausstellung wurde auch 2012 erfolgreich auf Rei-
sen geschickt; zu sehen war sie im Verlauf des Jahres
in der Stadtbibliothek Dresden, im Stadtgeschicht-
lichen Museum Bonn, im Rahmen der Mendelssohn
Musikwoche Wengen und in der Stadtbibliothek
Görlitz. Ca. 12.000 Besucher hatten so Gelegenheit,
die Ausstellung 2012 in Augenschein zu nehmen.
EditionsreiheBeiträgezurGeschichtederBach-RezeptionZum Jahreswechsel 2012/2013 ging der dritte Konferenzbericht (Band IV der Reihe) in
die letzte Produktionsphase. Es handelt sich dabei um einen Begleitband zu der im Jahr
2009 vom Kooperationsprojekt ausgerichteten internationalen Tagung „Von Bach zu
Mendelssohn und Schumann: Aufführungspraxis und Musiklandschaft zwischen Kon-
tinuität und Wandel“. Die Publikation mit dem Titel „Vom Barock zur Romantik. Auf-
führungspraxis und Musiklandschaft im Umbruch“ vereinigt Beiträge von Musik-
wissenschaftlern und Historikern aus Deutschland, England und der Schweiz, die sich
mitunter erstmalig aus organologischer, quellenkundlicher, institutionsgeschicht licher,
sozialhistorischer und kompositionstechnischer Sicht mit dem Themenkreis befassten.
So ließen sich tradierte Vorurteile und Fehlannahmen hinsichtlich eines alle Bereiche
der Musiklandschaft erfassenden Umbruchs um 1800 dahingehend korrigieren oder
relativieren, dass sich als Ausgangspunkt einer vom barock-klassischen Usus fun da-
mental verschiedenen Aufführungspraxis eher das spätere 19. oder gar das frühe 20. Jahr-
hundert herauskristallisierte.
Symposium„GeistlicheMusikundChortraditionim18.und19.Jahrhundert– Institutionen,KlangidealeundRepertoireimUmbruch.“–EinSymposiumaus Anlassdes800-jährigenJubiläumsdesThomanerchoresDie Motetten und Passionen Johann Sebastian Bachs spielten im Prozess der Wieder-
aneignung seiner Musik im Zeitalter Mendelssohns und Schumanns eine zentrale Rolle.
Nachdem in den bisherigen Symposien der Jahre 2007 und 2009 zunächst Fragen der
kompositorischen Rezeption Bachs im Umfeld Mendelssohns und Schumanns, Beson-
derheiten der Aufführungspraxis im Übergang vom Barock zur Romantik sowie die be-
In Bonn wurde die Ausstel-lung von Vertretern des Kooperationsprojektes und des dortigen Stadtgeschicht-lichen Museums präsentiert.
51
Impressionen der Tagung
deutende Stellung der Orgel als ein besonders traditions bezogenes Instrument be-
trachtet worden waren, wurde nun auch dem Weiterwirken und der Pflege der
geistlichen Vokalmusik Bachs in der Musiklandschaft des späten 18. und 19. Jahrhun-
derts eine derartige Veranstaltung gewidmet. Die Achthundertjahrfeier des Thoma-
nerchores gab Gelegenheit, dessen Geschichte und Bach-Pflege in der bisher weitge-
hend vernachlässigten Epoche zwischen Bachs Tod 1750 und der beginnenden
weltweiten Anerkennung des Ensem bles um 1900 neu zu beleuchten.
Das zweitägige Symposium wurde am 16. und 17. November 2012 unter Anwesenheit
internationaler Fachleute aus Musikwissenschaft, Theologie und Geschichte und von
Experten aus den Bereichen der Gesangspädagogik und Schulgeschichte durchgeführt.
Folgende Beiträge gab es zu hören:
16.11.2012 (Veranstaltungsort: Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig)15:00 Uhr Christoph Wolff (Cambridge/MA), Bach, die Thomaner und das Leipziger Musikleben (Keynote Address)Sitzung I: Der Thomanerchor zwischen Tradition und Umbruch/Leitung: Eszter Fontana 15:30 Uhr•MichaelMaul(Leipzig),„DasmusicalischeChor“–DasOrganisationssystemderThomaner im 17. und 18. Jahrhundert•StefanAltner(Leipzig),InstitutionelleReformundlebendigeEnsembletradition: Die Thomaner im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert17:00 Uhr•EszterFontana(Leipzig),ZumInstrumentenbestandderThomanerundderHauptkirchen•AndreasGlöckner(Leipzig),„StattdesLateinischenSingsangs….deutsche,genießbareMotetten“ − Das Thomaskantorat unter Johann Adam Hiller zwischen Tradition und Erneuerung
17.11.2012 (Veranstaltungsort: Sommersaal des Bosehauses, Bach-Archiv Leipzig)Sitzung II: Bachs Musik und das Repertoire der Thomaner nach 1750/Leitung: Christoph Wolff9:30 Uhr•PeterWollny(Leipzig),VonBachzuHarrerundDoles• JeffreyS.Sposato(Houston/TX,USA),Bach,theMassandtheLeipzigLutheranService11:00 Uhr•AnselmHartinger(Stuttgart/Basel),BachimRepertoirederThomanernach1800. Mythen und Realitäten•UweWolf(Stuttgart),DieprotestantischeMotetteimspäten18.JahrhundertSitzung III: Singstil, vokale Ensemblepraxis und Musikunterricht/Leitung: Peter Wollny14:00 Uhr•ManuelBärwald(Leipzig),SächsischeKantoreitraditionum1800–DieVersteigerung des Musikalienachlasses des Wurzener Kantors Gotthelf Sigismund Richter•Ann-ChristineMecke(Leipzig),ZurVeränderungdesMutationsaltersunddesstimm- praktischen Umgangs damit seit dem 18. Jahrhundert15:30 Uhr•KlausRettinghaus(Berlin/Leipzig),ZurGeschichtedesBerlinerDomchors•PeterWardJones(Oxford,GB),TheEnglishcathedralchoirintheearlynineteenthcentury: a comparison with its German Protestant counterparts.
KOOPERATIONEN
52 JAHRESBERICHT 2012
Es konnten insgesamt 61 Tagungsteilnehmer begrüßt werden. Neben den einzelnen
Sitzungen wurde an beiden Abenden ein Rahmenprogramm in Form zweier Konzerte
angeboten, die von insgesamt 119 Gästen besucht wurden. Begleitend zum Symposium
ist ein Konferenzbericht geplant.
CD-Produktion:„MusikalischeMorgenunterhaltung“(In Zusammenarbeit mit dem Förderkreis des Museums für Musikinstrumente der Univer-
sität Leipzig e.V.)
Bereits 2011 fanden die Tonaufnahmen für eine neue CD statt. Der Aufnahme liegt ein
Programm im Stile einer sonntäglichen Musikalischen Morgenunterhaltung im Ge-
wandhaus zugrunde, wie sie zur Zeit Felix Mendelsohn Bartholdys regelmäßig stattfand
(zwischen 1835 und 1847), wobei Stücke in verschiedenen Besetzungen erklangen in
denen nicht selten auch die Ver bindung zu Bach hörbar war. Die insgesamt 18 Musiker,
die die Stücke einspielten, sind Spezialisten auf dem Gebiet der „Alten Musik“. Es wur-
de auf authentischen Instrumenten – vorwiegend aus dem Mu seum für Musikinstru-
mente – gespielt. Das abwechslungsreiche Programm enthält viele Seltenheiten, darun-
ter auch bislang nicht auf genommene Stücke. Die Aufnahmen wurde professionell vom
Label raumklang durchgeführt, das seit 1993 für authentische Klang erlebnisse steht. Die
CD inkl. Booklet in deutscher und eng lischer Sprache ist zur Leipziger Buchmesse 2012
erschienen. Es liegt damit eine hörbare Dokumentation der wissenschaftlich-künstleri-
schen Arbeit der Institutionen des Kooperationsprojektes vor.
Das Neue Bachische Collegium Musicum war ein Akteur im Rahmenprogramm des Symposiums
53
ÖffentlichkeitsarbeitZum dritten Mal waren Bach-Archiv, Mendelssohn-Haus, Schumann-Haus und Museum
für Musikinstrumente mit dem Café „KlangQuartier“ auf der vier tägigen Leipziger
Buchmesse vertreten. Vom 15. bis 18.03.2012 bot das zentral gelegene Café innerhalb
des Areals der Musikverlage ein Podium für Gespräche, Lesungen und Musikbeiträge,
welches von den Verlagen als Bühne genutzt und von den 163.500 Messebesuchern
rege besucht wurde.
Erstmalig wurden zwei informative Gesamtjahrespro gramm-
hefte aller Koopera tionspartner aufgelegt. Die Veranstaltun-
gen der vier Häuser wurden darin einheitlich, komprimiert
und vor allem frühzeitig der Öffentlichkeit präsentiert. Das
Jahres programm 2012 erschien im Februar 2012. Im Novem-
ber des Jahres konnte das grafisch und inhaltlich ausführ-
licher gestaltete Programm für 2013 in den Händen gehalten
werden. Die Jahresprogramme wurden und werden auf der
ITB, der Leipziger Buchmesse, über Mailing ak tionen und
durch öffentliche Auslagen in Umlauf gebracht.
6 . 2 . da s B ac h-a rc h i v – i n s t i t u t a n d E r u n i v E r s i tät l E i p Z i g
Seit 2008 hat das Bach-Archiv als rechtlich selbständige Einrichtung den Status eines
An-Instituts der Universität Leipzig. Gemäß den Richtlinien des Sächsischen Hoch-
schulgesetzes erfolgte damit eine funktionale Eingliederung in die Universität, die bei-
den Kooperationspartnern Vorteile bringt. Das Bach-Archiv hat Zugang zu Einrichtungen
der Universität wie Rechenzentrum oder Universitätsbibliothek, der Universität dient
das Bach-Archiv für den Lehrbetrieb insbesondere des Musikwissenschaftlichen Institu-
tes und beide Institutionen ziehen Nutzen aus gemeinsamen Forschungs projekten.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Bach-Archivs beteiligen sich im turnusmäßigen
Wechsel am Lehrbetrieb des Musikwissenschaftlichen Instituts, betreuen Magister-
Arbeiten, PD Dr. Wollny auch Doktoranden.
Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2012:
• ManuelBärwald,ZwischenLiebhabereiundMakulatur–MusikgeschichteimSpiegel
historischer Musikaliensammlungen, Seminar
• PDDr.PeterWollny,FranzSchubertsKammermusik,Seminar
KOOPERATIONEN
Kollegen des KBB auf der ITB in Berlin
54 JAHRESBERICHT 2012
Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2012/13:
• Dr.MichaelMaul,DasLeipzigerThomaskantorat1212–1804,Seminar
• PDDr.PeterWollny,MusikgeschichtederAntikeunddesMittelalters
(BA-Modul 1), Vorlesung
Regelmäßig erhalten die Studenten der Musikwissenschaft Gelegenheit, als wissen-
schaftliche Hilfskräfte an Forschungsprojekten des Bach-Archivs mitzuwirken und auf
diese Weise konkrete Forschungserfahrung zu erwerben. 2012 arbeiteten folgende
Studenten der Universität Leipzig im Haus: Solvej Donadel/studentische Hilfskraft
(SHK), Ruprecht Langer/SHK, Ulrike Wolf/SHK, Christine Pfau/SHK, Eva-Maria Mein-
hardt/Praktikantin, Mai Koshikakezawa/Praktikantin.
Das Universitätsrechenzentrum ist mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der Sächsischen
Landes- und Universitätsbibliothek Dresden und dem Bach-Archiv Leipzig als Koope-
rationspartner direkt beteiligt an dem laufenden, von der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft geförderten Projekt „Bach Digital.“
Prof. Wolff ist Mitglied der 2012 zusammengetretenen Berufungskommission für die
Wiederbesetzung der Direktorenstelle des Museums für Musikinstrumente der Uni-
versität Leipzig.
6 . 3 . Z u s a m m E n a r B E i t m i t l E i p Z i g E r h o c h s c h u l E n
HochschulefürTechnik,WirtschaftundKulturLeipzig(HTWK)Seit einigen Jahren verbindet die HTWK und das Bach-Archiv Leipzig insbesondere während
des Bachfestes eine enge Kooperation: Um das Bühnengeschehen bei den Live-Konzerten
auf dem Markt für alle Gäste erlebbar zu machen, werden die Übertragungen auf die Groß-
bildleinwand im Rahmen von studentischen Projekten der HTWK ermöglicht. Aus diesem
und eigens zusätzlich produziertem Material haben die Studierenden ferner Imagefilme zu
den Marken Bachfest Leipzig, Bach-Museum Leipzig und Bach-Wettbewerb Leipzig er-
stellt. Ausgehend von den gemeinsamen Projekten haben sich die HTWK, der studentische
TV-Kanal Floid.tv und das Bach-Archiv im Oktober 2012 aufgemacht, einen YouTube-Chan-
nel ins Leben zu rufen. Mit der vom Bach-Archiv bereit gestellten Produktionstechnik er-
stellen die Studierenden Mitschnitte von ausgewählten Vorträgen, Podiumsdiskussionen
und Konzerten aus dem Sommersaal des Bach-Museums (vgl. Kapitel 5.5.). Der Web-Chan-
nel ist unter www.youtube.com/bacharchivleipzig erreichbar.
Solche Live-Konzerte werden während des Bachfestes mit Hilfe der HTWK-Studenten auf Großbildleinwände übertragen.
55
HochschulefürMusikundTheater„FelixMendelssohnBartholdy“(HMT)Die Zusammenarbeit mit der HMT ist seit Jahren stabil und eng. Im Jahr 2012 wurde die
bestehende Kooperationsvereinbarung erweitert. Bisher erstreckte sich die Kooperation
auf die gegenseitige Überlassung von Räumen für jeweils eigene Veranstaltungen. Das Pro-
gramm im Sommersaal wurde seitens der HMT durch Vorspielabende und Konzertexamina
aus dem Fachbereich Alte Musik ergänzt. Neu ist ab sofort die Verständigung auf die ge-
meinsame Ausrichtung des Leipziger Bach-Wettbewerbs. Das internationale Renommee
des Wettbewerbs kann durch die HMT als anerkannte Ausbildungsstätte noch gesteigert
werden.
6 . 4 . „ m u s i k-k u lt u r E l l E r au s tau s c h i m E u ro pa d E s 17. u n d f rü h E n 18. ja h r- h u n dE rts “ – i n t E r nat iona l E s f o r s c h u n g s p ro j E k t
(In Kooperation mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Uppsala/Schweden
und dem Music Department von Royal Holloway University of London/Groß britannien)
„Musikkultureller Austausch im Europa des 17. und frühen 18. Jahrhunderts“ lautet der
deutsche Titel eines Netzwerkprojekts, das 2012 von der renommierten schwedischen
Stiftung für internationale Zusammenarbeit in Forschung und Lehre (Stiftelsen för inter-
nationalisering av högre utbildning och forskning – STINT) auf einen gemeinsamen An-
trag des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Uppsala, des Music Depart-
ment von Royal Holloway University of London und des Bach-Archivs Leipzig hin bewilligt
wurde. Ziel des auf drei Jahre (2012–2015) angelegten Kooperationsprojekts ist die Erfor-
schung des dichten Netzes von persönlichen, institutionellen und dynastischen Verbin-
dungen, die die erstaunlich breit gefächerte internationale Verbreitung von gedruckten
und handschriftlichen Musikalien im Europa der frühen Neuzeit ermöglicht haben und die
– nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs – das Bewusstsein einer kulturellen
Identität erneuerten. Im Zentrum der Arbeiten stehen die großen Musikaliensamm-
lungen in Berlin, Dresden, London, Uppsala und anderen Orten.
Die Leiter des von der Universität Uppsala koordinierten Projekts sind Prof. Dr. Lars Berg-
lund (Uppsala), Dr. Stephen Rose (London) und PD Dr. Peter Wollny (Leipzig). Einbezogen
sind zudem die Wissenschaftlichen Mitarbeiter der drei Partnerinstitutionen sowie eine
derzeit noch kleine Gruppe von Doktoranden, die über spezifische Themen im Umfeld des
Projekts arbeiten. Die Mitarbeiter treffen sich ein bis zweimal im Jahr zu gemeinsamen
Arbeitstagungen; darüber hinaus sollen den Doktoranden längere Forschungsaufenthalte
an den Partnerinstitutionen ermöglicht werden. Den offiziellen Beginn des Projekts bildete
KOOPERATIONEN
56 JAHRESBERICHT 2012
ein Arbeitsgespräch in Uppsala Anfang Oktober 2012; als Abschluss ist eine große interna-
tionale wissenschaftliche Konferenz in Leipzig im Jahr 2015 geplant.
Derzeit stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Wer waren die Vermittler der divergenten
musikalischen Stile und welcher Netzwerke bedienten sie sich? Zu den zu bearbeitenden
Fallstudien dient eine solch schillernde Figur wie der aus Rom stammende Sänger Vincenzo
Albrici, der um 1650–1652 mit einer Gruppe italienischer Musiker am schwedischen Hof in
Stockholm weilte, einige Jahre die abgedankte schwedische Königin Christina ins Exil nach
Rom begleitete, um 1660 eine Anstellung in Dresden annahm und 1681 für kurze Zeit das
Organistenamt an der Leipziger Thomaskirche versah. Spuren seiner Tätigkeit finden sich
vor allem in Uppsala und Dresden.
ähnlich schillernd verlief der Lebenslauf des Breslauer Adligen Johann von Assig und
Siegersdorf, der nach seinem Studium in Leipzig (1669–1672) als „Commandeur-Lieut-
nant“ in die schwedische Armee aufgenommen wurde. Seine in Breslau und Leipzig zu-
sammengetragenen erlesenen Musikalien verkaufte er 1674 an den schwedischen Hof-
kapellmeister Gustav Düben, dessen riesiger Notenfundus seit dem frühen 18. Jahrhundert
in der Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt wird. Die Identifizierung von Assigs
Namenssignet ermöglicht unter anderem die Zuordnung von einzig in Schweden erhal-
tenen Repertoirezeugnissen des Leipziger Collegium musicum um 1670.
Die Ergebnisse der Arbeiten sollen in unterschiedlicher Form der Öf-
fentlichkeit zugänglich gemacht werden. Über einzelne Erkenntnisse und
konkrete Fallstudien werden Aufsätze in Fachzeitschriften informieren.
Größere Studien (z. B. Dissertationen) sollen hingegen in monographi-
scher Form vorgelegt werden. Die für 2015 geplante Kon ferenz soll
schließlich in einem gesonderten Bericht dokumentiert werden. Parallel
zu den wissenschaft lichen Veröffentlichungen ist an eine Serie von Kon-
zerten und an Editionen von Kompo sitionen und Quellentexten gedacht.
6 . 5 . n o t fa l lv E r B u n d l E i p Z i g E r a rc h i v E u n d B i B l i o t h E k E n
2012 wurde der Notfallverbund der Leipziger Archive und Bibliotheken ins Leben ge rufen.
Das Ziel dieses Zusammenschlusses besteht darin, im Notfall die personellen und sachli-
chen Ressourcen aller beteiligten Einrichtungen zu bündeln, um gemeinsam die zum Schutz
des Kulturgutes zu leistenden Aufgaben besser bewältigen zu können. Nach einer vorange-
gangenen intensiven, fast zweijährigen Planungs- und Vorbereitungsphase wurde der Ver-
trag im Mai des Jahres von 21 Institutionen, darunter auch das Bach-Archiv Leipzig, feierlich
unterzeichnet.
Mitwirkende am internatio-nalen Forschungsprojekt bei einem Treffen in Schweden
57
7.1. v E r E i n i g u n g d E r f r E u n d E d E s B ac h-a rc h i v s E .v.
Die Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs e.V. konnte erneut einen beeindruckenden
Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen. Von 368 Mitgliedern zum 31.12.2011 stieg die Zahl
auf 424 zum 31.12.2012 (+15 %). Mit einer wegweisenden Entscheidung zur Anpassung
der Mitgliederbeiträge hat die Mitgliederversammlung am 14. Juni 2012 den Weg für eine
deutlich intensivierte Förderung des Bach-Archivs frei gemacht. Im Zuge der Anpassung
der Beitragsordnung wurden die ermäßigte studen tische sowie die Paar-Mitgliedschaft
neu eingeführt.
Immer stärker wird im Zuge dessen die Möglichkeit zur Förderung aller Aufgaben-
bereiche des Bach-Archivs. Einen großen Schwerpunkt nimmt weiterhin die Förde-
rung von Zimelien für die Sammlung der Bibliothek ein. Mit dem Audioguide für das
Bach-Museum, Unterstützungen bei der Finanzierung von Kabinettausstellungen
und der Präsentation von Konzerten im Sommersaal entsteht für die Mitglieder der
Vereinigung ein ganzheitliches Bild vom Bach-Archiv. Im Jahr 2012 konnte eine Förder-
summe in Höhe von ca. 27.500 Euro ausgeschüttet werden.
Als Dank wurde ein Jahresabonnement des Bach Magazins zum Bestandteil der Mitglied-
schaft erhoben. Ab der ersten Ausgabe im Jahr 2013 erhalten alle Mitglieder das Bach
Magazin frei Haus. Die Angebote für die Mitglieder wurden durch Stammtische, ge-
meinsame Besuche der Motette und vieles mehr intensiviert.
Zentrale Förderungen im Jahr 2012 erstrecken sich auf die Anschaffung wertvoller
Sammlungsobjekte:
• JohannSebastianBach,Partitac-MollBWV826,Abschriftvor1730Bei dem Ankauf handelt es sich um eine besonders wertvolle Handschrift eines
noch unbekannten Schreibers. Die zeitgenössische Abschrift aus der Clavierübung I
kann auf den Zeitraum 1727–1729 datiert werden. Sie enthält als Wasserzeichen
das Ernestinische Wappen, Spruchband IEHZSICBEVW = Johann Ernst, Herzog zu
Sachsen, Jena, Cleve, Berg, Engern und Westfalen (Herzog Johann Ernst zu Sachsen-
Saalfeld).
• JohannMattheson,KernMelodischerWissenschaftbestehendindenauserlesens- ten haupt- und grund-lehren der musicalischen setz-kunst oder composition … Hamburg:Herold,1737
Erstausgabe, Titel in rot und schwarz gedruckt, Mattheson behandelt in diesem
7. freunde des Bach-archIVs leIpzIG
FREUNDE DES BACH ARCHIVS LEIPZIG
neu gestalteter Flyer der Freunde des Bach-Archivs e. V.
58 JAHRESBERICHT 2012
Standardwerk das Fugenthema BWV 1003 und äußert sich zu den großen Fugen-
komponisten der Zeit.
• DanielSchiebeler,RomanzenmitMelodien/TextevonDanielSchiebeler, musik von Johann adam hiller Leipzig:Breitkopf,1768 seltenes Liederbuch
• PeterWelcker,Acatalogueofvocalandinstrumentalmusicprintedforand soldbyPeterWelcker...athisMusicShopinGerrardStreetSt.Ann`sSoho London,1772
• SamuelThompson,Music,Engraved,Printed,PublishedandSold/ bySamuel,Ann,andPeterThompson London:Thompson,1779
• ErnstLudwigGerber,Historisch-biographischesLexiconderTonkünstler: welchesNachrichtenvondemLebenundWerkenmusikalischerSchriftsteller, berühmterComponisten,Sänger,MeisteraufInstrumenten,Dilettanten,Orgel- undInstrumentenmacherenthält Leipzig:Breitkopf,1790–1792,2Bde.Erstausgabe
• Merian,Caspar[Stecher]:Celle:Gesamtansicht:KupferstichFrankfurt,1650 Sehr gut erhaltene Stadtansicht von Celle mit Gebäudebezeichnungen
(Legende); von zwei Platten gedruckt (siehe Abbildung).
Der vom Freundeskreis geförderte Audioguide wurde zum Beginn des Bachfestes
2012 vorgestellt (vgl. Kapitel 5.3.)
59FREUNDE DES BACH-ARCHIVS LEIPZIG
Freunde aus den USA beim Mittagessen in Leipzig
7. 2 . a m E r i c a n f r i E n d s o f t h E l E i p Z i g B ac h a rc h i v E , i n c .
In den USA konstituierte sich im Jahr 2011 ein amerikanischer Förderkreis für das
Bach-Archiv, dem mittlerweile mehr als 40 Mitglieder angehören. Die Zielsetzung der
American Friends ist identisch mit derjenigen des deutschen Vereins, bietet jedoch
amerikanischen Staats- oder Steuerbürgern die Möglichkeit,
steuerabzugsfähige Spenden für eine Einrichtung im Ausland
zu machen. Die American Friends sind vom Internal Revenue
Service, der amerikanischen Steuerbehörde, als „nonprofit
501(c)(3) charitable organization“ anerkannt. Weitere Einzel-
heiten unter www.americanbachfriends.org.
Die American Friends haben im Jahr 2012 gemeinsam mit dem
deutschen Verein den Erwerb der auf S. 57 angeführten Hand-
schrift der Partita c-Moll BWV 826 ermöglicht, indem sie die
Hälfte des Kaufpreises übernahmen. Anlässlich des Bachfestes
im Juni 2012 trafen sich zwölf Mitglieder aus den USA zu einem
gemeinsamen Mittagessen am Thomaskirchhof (siehe Abbildung).
7. 3 . s t i f t E r f E s t 2 0 12
Am 15. Dezember 2012 sind 19 ausgewählte Gäste der Einladung von Prof. Christoph
Wolff und Dr. Arendt Oetker (Sprecher des Kuratoriums) zum 3. Stifterfest des Bach-
Archivs in den Sommersaal gefolgt. Unter ihnen waren Freunde und Förderer sowie
am Bach-Archiv und seinem Zweck interessierte prominente Gäste aus Wirtschaft
und Kultur. Bei Dresdener Christstollen und Leipziger Lärchen haben Professor Christoph
Wolff, Museumsleiterin Kerstin Wiese und PD Dr. Peter Wollny das Bach-Archiv mit
seinen zentralen Aufgaben, wertvolle Zimelien aus der Sammlung sowie die Fund-
raisingkonzeption des Archivs präsentiert.
Aus dem 2. Stifterfest im Vorjahr resultierten zahlreiche Förderungen und Engagements.
Darunter vor allem die großzügige Spende von AON Deutschland für Transport, Ver-
sicherung und Präsentation der Calov-Bibel für die Ausstellung „Bach – Bibeln – Gesang-
buch“.
Im Anschluss an das Stifterfest stand ein gemeinsamer Besuch der Aufführung von
Bachs Weihnachts-Oratorium mit dem Leipziger Thomanerchor und dem Gewandhausor-
chester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller auf dem Programm.
60 JAHRESBERICHT 2012
7. 4 . Z u s t i f t u n g – E i n E n ac h h a lt i g E f o r m d E r f Ö r d E ru n g
Zu den zentralen Aufgaben des Bach-Archivs gehören die Pflege und der stetige
Ausbau seiner Sammlungen in den Abteilungen Bibliothek und Museum. Zu diesem
Zweck wurden zwei zweckgebundene Vermögensstöcke eingerichtet, deren Erträge
ausschließlich den Sammlungen und ihrer dauerhaften Unterstützung zugute kommen
sollen. 2004 wurde ein Bibliotheks-Fonds etabliert, der als „Hans-Joachim Schulze
Fonds“ geführt wird. Professor Schulze war von 1992 bis 2000 Direktor des Bach-Archivs
und zuvor jahrelang als leitender Wissenschaftler im Hause tätig. 2010 wurde in Ver-
bindung mit der Neugestaltung des Bach-Museums ein weiterer Vermögens stock als
Museums-Fonds eingerichtet.
Das Vermögensvolumen der beiden Fonds belief sich Ende 2012 auf rund 170.000
Euro – ein guter Start, der es ermöglicht, durch Vermögenserträge den Anschaf-
fungsetat schrittweise zu erhöhen. Noch sind die Erträge sehr überschaubar. Doch
jede als Zustiftung deklarierte Spende hilft dabei, regelmäßige und besondere An-
schaffungen aus eigenen Mitteln zu bestreiten.
Dennoch handelt es sich hier erst um einen Anfang und so verbindet sich dieser Bericht
mit der Hoffnung auf stetigen Zuwachs durch Schenkungen in Form von Zustiftun-
gen oder durch Erbschaften. Als gemeinnützig anerkannte Stiftung des bürgerlichen
Rechts kann das Bach-Archiv Leipzig für alle Spenden und Zustiftungen entsprechende
Spendenbescheinigungen ausstellen.
Zusammentreffen von Freunden und Förderern beim 3. Stifterfest im Dezember
Spendenkonto bei der
Sparkasse Leipzig:
Konto-Nr. 110 090 1104
Bankleitzahl: 860 555 92
(gg f. Verwendungs-
zweck: Zustiftung)
61
8. zahlen – fakten – personen
ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
8 .1. Z a h l En m ä ssigEr r Ech Ensch a f tsBEr ich t
l a g E B E r i c h t
Über die Tätigkeiten der Stiftung geben die vorstehenden Kapitel ausführlich Auskunft. Die wirt-
schaftliche Lage ist durch stabile Rahmenbedingungen gekennzeichnet.
Die Aufstellung des Jahresabschlusses erfolgt nach den Vorschriften des Dritten Buches des HGB
für alle Kaufleute (§§ 238 ff. HGB). Die Gliederung der Bilanz erfolgt in Anlehnung an die Vor-
schriften des § 266 HGB. Die Gliederung der Ergebnisrechnung erfolgt nach dem Gesamtkosten-
verfahren in Anlehnung an eine Gewinn-und Verlustrechnung nach § 275 Abs. 2 HGB unter
Berücksichtigung stiftungsbezogener Besonderheiten. Das Anlagevermögen ist in einem Be-
standsnachweis entwickelt. Die geltenden handelsrechtlichen Bewertungsvorschriften wurden
unter Berücksich tigung der Fortführung der Unternehmenstätigkeit angewendet. Die auf den
Vorjahresabschluss angewandten Bewertungsmethoden wurden beibehalten. Das Eigenkapital
der Stiftung umfasst zum 31.12.2012 ein Stiftungskapital von 7,56 Mio. Euro sowie einen Mittel-
vortrag von 100 Tsd. Euro. Das Ergebnis des Wirtschaftsjahres 2012 weist einen Verlust in Höhe
von 183 Tsd. Euro aus. Der Verlust ergibt sich aus den im Vergleich zum Vorjahr höheren Aus-
gaben zur Erfüllung des Stiftungszweckes und Investitionen, die nicht durch Zuschüsse gedeckt
sind. Sonderposten für Zuwendungen zur Finanzierung des Anlagevermögens bestehen in Höhe
von 2,0 Mio. Euro und stellen einen Korrekturposten zum Anlagevermögen dar. Das Anlage-
vermögen (9,86 Mio. Euro) ist damit zu 98 % durch das Eigenkapital (7,67 Mio. Euro) und den Son-
derposten für Zuwendungen zur Finanzierung des Anlagevermögens (2,0 Mio. Euro) finanziert.
Nicht verbrauchte Spendenmittel zum 31.12.2012 werden in Höhe von 240 Tsd. Euro in einem
gesonderten Posten unterhalb des Eigenkapitals ausgewiesen. Die Rückstellungen beinhalten
alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen (230 Tsd. Euro). Verbindlichkeiten be-
stehen in Höhe von 90 Tsd. Euro. Rückstellungen und Verbindlichkeiten sind durch das Umlaufver-
mögen gedeckt bzw. finanziert. Der Rechnungsabgrenzungsposten (passiv) von 220 Tsd. Euro
beinhaltet vereinnahmte Zahlungen aus dem Kartenvorverkauf für das Bachfest des Jahres 2013.
Das Geschäftsergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung setzt sich intern aus den Geschäfts-
bereichen „institutioneller Haushalt (Bach-Archiv)“, „Veranstaltungen „Bachfest und Bach-
Wettbewerb/Meisterkurs“ und „Projekte/Drittmittel“ zusammen. Die Spartenergebnisse wer-
den im Rahmen der Verwendungsnachweisrechnung gegenüber öffentlichen und privaten
Zuwendungsgebern gemäß den jeweils geltenden Vorschriften und Gesetzen erstellt. Wesent-
liche ergebnisbeeinflussende Faktoren im Geschäftsjahr 2012 sind der Rückgang der Spenden-
erträge um 70 Tsd. Euro auf 360 Tsd. Euro. Aufgrund des zweijährlichen Bach-Wettbewerbs
sind die Erträge aus Zuwendungen um 400 Tsd. Euro auf 4,0 Mio. Euro angestiegen. Die Auf-
wendungen zur Erfüllung des Stiftungszweckes sind um 400 Tsd. Euro auf 2,7 Mio. Euro ge-
stiegen. Sonstige betriebliche Aufwendungen in den Bereichen Instandhaltung und Bera-
tungskosten sind um 70 Tsd. Euro auf 780 Tsd. Euro angestiegen.
62 JAHRESBERICHT 2012
a k t i va 31.12.2011 31.12.2012
EUR EUR EUR EUR
aI
anlagevermögenImmaterielle VermögensgegenständeKonzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten
40.256,00 29.154,00
II1.
2.3.
4.
SachanlagenGrundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden GrundstückenTechnische Anlagen und MaschinenAndere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattungdavon: Sammlung Bibliothekdavon: Sammlung Museumdavon: Instrumentedavon: Sonstige Betriebs- und GeschäftsausstattungGeleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau
11.969,00
1.236,009.513.807,68
8.364.107,2466.034,9344.520,00
1 . 039 .145 ,5 17.335,72
10.387,00
928,009.626.531,558.507.498,09
66.034,9338.588,00
1.014.410,5365.683,60
9.534.348,40 9.703.530,15
III FinanzanlagenWertpapiere des Anlagevermögens 142.324,77 166.760,50
bI
umlaufvermögenVorräteFertige Erzeugnisse und Waren 74.508,39 72.114,45
II 1.2.
Forderungen und sonstige VermögensgegenständeForderungen aus Lieferungen und LeistungenSonstige Vermögensgegenstände
3 2.6 8 5,6 116.021,94
12.034,5843.736,39
48.707,55 55.770,97
III Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten 795.869,66 464.257,02
c rechnungsabgrenzungsposten 6.238,03 15.037,29
10.642.252,80 10.506.624,38
s c h lu s s Bi l a n Z Z u m 31. dE Z E m BE r 2 012
63
pa s s i va 31.12.2011 31.12.2012
EUR EUR EUR EUR
aI
eigenkapitalStiftungskapitalGrundstockvermögen einschließlich Zustiftungen 7.547.761,55 7.563.761,55
II Mittelvortrag 297.891,40 114.351,86
b sonderposten für zuwendungen zur finanzierung des anlagevermögens 1.897.371,72 2.051.415,93
c sonderposten für noch nicht verbrauchte spendenmittel 427.887,76 236.212,68
d1.2.
rückstellungenRückstellungen für Pensionen und ähnliche VerpflichtungenSonstige Rückstellungen
0,00226.956,54
0,00229.596,35
226.956,54 229.596,35
e1.2.3.4.
VerbindlichkeitenVerbindlichkeiten gegenüber KreditinstitutenErhaltene Anzahlungen auf BestellungenVerbindlichkeiten aus Lieferungen und LeistungenSonstige Verbindlichkeiten- davon aus Steuern: EUR 1.840,19- davon im Rahmen der sozialen Sicherheit: EUR 0,00
0,000,00
34.306,9225.352,81
59.659,73
16,69225,36
42.813,3244.909,56
87.964,93
f rechnungsabgrenzungsposten 184.724,10 223.321,08
10.642.252,80 10.506.624,38
Quelle: Bach-Archiv Leipzig, FinanzbuchhaltungDruckfreigabe per Beschluss des Stiftungsrates vom 15. April 2013 vorab erteilt
ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
64 JAHRESBERICHT 2012
E r g E B n i s r E c h n u n g 2011 2012
Bach-ArchivLeipzig,StiftungbürgerlichenRechts EUR EUR EUR EUR
1234
Erlöse aus SpendenUmsatzerlöseErträge aus Zuweisungen und ZuschüssenSonstige betriebliche Erträge
428.1061.096.9503.601.474
23.7 15
358.8631.102.607
4.022.6061.787
i. gesamtleistungen 5.150.245 5.485.862
56789
Materialaufwand / Aufwendungen für bezogene LeistungenAufwendungen zur Erfüllung des StiftungszweckesPersonalaufwandAbschreibungensonstige betriebliche Aufwendungen
-91.157-2.335.281-1.851.87 7
-169.882-702.234
-121.287-2.701.007-1.901.793
-181.622-776.442
ii. zwischenergebnis (i. + 5. bis 9.) -186 -196.289
101112
Erträge aus WertpapierenZinsen und ähnliche ErträgeZinsen und ähnliche Aufwendungen
2.4253.097
-112
2.0281.085
-4.750
iii. finanzergebnis (10. + 11. + 12.) 5.410 -1.637
iV. ErgebnisdergewöhnlichenGeschäftstätigkeit(II.+III.) 5.224 -197.926
1314
Außerordentliche ErträgeAußerordentliche Aufwendungen
V. außerordentliches ergebnis (13. und 14.) 0 0
1516
Steuern vom Einkommen und vom Ertrag Sonstige Steuern
94814.387
Vi. ergebnis vor der ergebnisabführung (iV. + V. + 15 und 16) 6.172 -183.540
17 Mittelvortrag aus dem Vorjahr 291.7 19 297.891
18 Verlustvortrag
Vii. Jahresgewinn/-verlust(VI.+17und18) 297.891 114.352
Quelle: Bach-Archiv Leipzig, FinanzbuchhaltungDruckfreigabe per Beschluss des Stiftungsrates vom 15. April 2013 vorab erteilt
E rgE Bn i s r E c h n u ng f ü r da s gE s c h ä f t s j a h r
vom 1. j a n ua r Bi s Z u m 31. dE Z E m BE r 2 012
65ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
8 . 2 . v E rÖ f f E n t l i c h u n g E n
p u B l i k a t i o n E n d E s B a c h -a r c h i v s
bach magazin • Ausgaben 19 und 20,
Redaktion: Dr. Christiane Schwerdtfeger (Text) und
Alexander Hiller (Bild)
Leipzig (Bach-Archiv Leipzig) 2012
publikationen zu bachfest und internationalem bach-wettbewerb (ibw)• „Bachfest Leipzig – Ausgewählt Höhepunkte 2012“, Doppel-CD
in Zusammenarbeit mit mdr FIGARO, Deutschlandradio Kultur, Deutsche Welle
und GENUIN classics
• XVIII.InternationalerBach-WettbewerbLeipzig,MitschnittdesPreisträgerkonzertes, CD in Zusammenarbeit mit mdr FIGARO
publikationen des bach-museums• KerstinWiese;PeterWollny,Bach•Bibel•Gesangbuch. Katalog zur Kabinettausstellung/deutsch und englisch,
herausgegeben vom Bach-Archiv Leipzig 2012
• Maria Hübner, Netzwerk Thomanerchor.
Katalog zur Kabinettausstellung/deutsch und englisch,
herausgegeben vom Bach-Archiv Leipzig 2012
carl philipp emanuel bach: the complete worksEin Projekt des Packard Humanities Institute (PHI), Los Altos, California, in Zusammen-
arbeit mit dem Bach-Archiv Leipzig, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
(SAW) und der Harvard University.
• II/4: Accompanied Sonatas, ed. by Sharon Prado, Los Altos 2012
• III/9.4: Keyboard Concertos from Manuscript Sources IV, ed. by Miklós Spányi,
Los Altos 2012
• III/9.6: Keyboard Concertos from Manuscript Sources VI, ed. by Barbara Wiermann,
Los Altos 2012
• V/1.1: Magnificat (Berlin Version), ed. by Christine Blanken, Los Altos 2012
• V/1.2: Magnificat (Hamburg Version), ed. by Christine Blanken, Los Altos 2012
• VIII/4.1/4.2: Portrait Collection, 2 vols. (Catalogue and Plates), ed. by Annette Richards,
Los Altos 2012
66 JAHRESBERICHT 2012
„Best Edition 2013“ – das Ver- zeichnis der Werke W. F. Bachs
edition bach-archiv leipzig• Englische Ausgabe des erstmals 2006 und 2008 in 2. Auflage er-
schienenen Buches:
Christoph Wolff und Markus Zepf, The Organs of J. S. Bach: A Hand-
book, übersetzt von Lynn E. Butler, Urbana, Chicago & Springfield
(University of Illinois Press) 2012
faksimile-reihe bach’scher werke und schriftstücke• Weihnachts-Oratorium, Faksimile des originalen Textdruckes von
1734, hrsg. vom Bach-Archiv Leipzig, Leipzig (Preservation Academy)
2012 (Band VI); Kommentar von Christoph Wolff
neue bach-ausgabe. revidierte edition• Johann Sebastian Bach. Weimarer Kantaten: „Lobe den Herrn, meine Seele“ (BWV 143),
„Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret“ (BWV 31), „Bereitet die Wege, bereitet die
Bahn!“ (BWV 132), Bd. 2, hrsg. von Andreas Glöckner, Kassel 2012
dazu: Klavierauszug und Studienpartitur von BWV 143
bach-repertorium. werkverzeichnisse zur musikerfamilie bach• Bd. II: Wilhelm Friedemann Bach. Thematisch-systematisches Verzeichnis der musi-
kalischen Werke (BR-WFB), bearbeitet von Peter Wollny, Stuttgart (Carus) 2012
Der Band wurde auf der Frankfurter Musikmesse mit dem Deutschen Musikeditions-
preis „Best Edition 2013“ ausgezeichnet. Es ist das zweite Mal, dass einer Ver-
öffentlichung des Bach-Archivs diese Ehrung zuteil wurde. 2008 gab es den Titel
„Best Edition“ bereits einmal für die Faksimile-Ausgabe der h-Moll-Messe, heraus-
gegeben von Christoph Wolff.
Vertreter des Carus-Verlages und Winfried Jacobs (Vor-stand des deutschen Musik-verlegerverbandes, rechts im Bild) bei der Preisverleihung
67ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
p u B l i k at i o n E n v o n m i t a r B E i t E r n Z u m
t h E m E n k r E i s d E s B a c h -a r c h i v s
im rahmen des kooperationsprojektes bach-mendelssohn-schumann• Musikalische Morgenunterhaltung. Kammermusik der Romantik auf Originalinstrumen-
ten, CD, (raumklang) Schloss Goseck 2012
• Von Bach zu Mendelssohn und Schumann. Aufführungspraxis und Musiklandschaft
zwischen Kontinuität und Wandel, hrsg. von Anselm Hartinger, Peter Wollny und
Christoph Wolff, Wiesbaden (Breitkopf & Härtel), 2012 (Beiträge zur Geschichte der
Bach-Rezeption, Bd. 4).
in kooperation mit der mitteldeutschen barockmusik (mbm)• Wilhelm Friedemann Bach und die protestantische Kirchenkantate nach 1750, hrsg.
von Wolfgang Hirschmann und Peter Wollny, Beeskow 2012 (Forum Mitteldeutsche
Barockmusik, Band 1)
in kooperation mit der neuen bachgesellschaft (nbg)• Bach-Jahrbuch 2012, hrsg. von Peter Wollny. Darin Beiträge von Mitarbeitern des
Bach-Archivs: Manuel Bärwald, Andreas Glöckner, Bernd Koska, Michael Maul, Hans-
Joachim Schulze und Peter Wollny
stuttgarter bach-ausgaben• Johann Sebastian Bach, „Das neugeborne Kindelein“ BWV 122, hrsg. von Christiane
Hausmann, Stuttgart 2012 (Partitur und Aufführungsmaterial)
einzelpublikation• Michael Maul „Dero berühmbter Chor“ – Die Leipziger Thomasschule und ihre Kantoren
1212–1804, Leipzig (Lehmstedt), 2012
8 . 3 . m i ta r B E i t E r i n n E n u n d m i ta r B E i t E r
Im Berichtsjahr waren insgesamt 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, da-
von ein knappes Drittel in Teilzeit und eine Person ehrenamtlich. Projektbezogene Stellen
sind als solche ausgewiesen. Der bewilligte Stellenplan der Stiftung Bach-Archiv Leipzig
weist insgesamt 31 volle Stellen aus, von denen eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle
seit 2005 unbesetzt ist.
68 JAHRESBERICHT 2012
1 Projekt Bachfest Leipzig 2 Projekt Bach-Repertorium der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 3 freie Mitarbeit 4 ehrenamtlich tätig 5 Projekt Bach Digital 6 Projekt Netzwerk Thomanerchor, Stipendiat der Gerda Henkel Stiftung 7 Projekt Quellenkopien8 Projekt Bach-Werke- Verzeichnis, Fritz Thyssen Stiftung
• Katrin Ahlmann, Finanzen
• Gabriele Anders, Vorstand (Sekretariat)
• Greta Anton, Künstlerisches Betriebsbüro (Sekretariat)
• Mareile Bernard, Künstlerisches Betriebsbüro1
• Manuel Bärwald, Forschung6
• Dr. Christine Blanken, Forschung (Leitung Referat II)
• Brigitte Braun, Bach-Museum
• Heike Bronn, Künstlerisches Betriebsbüro1
• Clemens Buchwald, Marketing1
• Iris Burschberg, Finanzen
• Dr. Wolfram Enßlin, Forschung2
• Kristina Funk-Kunath, Bibliothek (Leitung)
• Dr. Andreas Glöckner, Forschung und Bachfest-Dramaturgie
• Sebastian Gosch, Künstlerisches Betriebsbüro1
• Silka Gosch, Künstlerisches Betriebsbüro
• Dr. Christiane Hausmann, Forschung5
• Frauke Heinze, Forschung8
• Wolfhard Henze, Künstlerisches Betriebsbüro (Ticketing)1
• Alexander Hiller, Bach Magazin3
• Maria Hübner, Bach-Museum
• Dagmar Hürdler, Bach-Museum (Sekretariat)
• Bernd Koska, Forschung6
• Gerhard Kuhtz, Haustechnik
• Dr. Elisabeth Liebau, Künstlerisches Betriebsbüro
• Viera Lippold, Bibliothek
• Claudia Marks, Bach-Museum (Museumspädagogik)
• Sabine Martin, Künstlerisches Betriebsbüro (Leitung)
• Dr. Michael Maul, Forschung
• Thomas Meier, Haustechnik
• Martin Müller, Künstlerisches Betriebsbüro1
• Nicole Neumann, Bach-Museum (Museumspädagogik)
• Peggy Reinboth, Künstlerisches Betriebsbüro (Ticketing)
• Dr. des. Klaus Rettinghaus, Forschung²
• Sandra Schmidt, Vorstand (Referentin)
• Prof. em. Dr. Hans-Joachim Schulze, Forschung4
• Maria Schuster, Bibliothek7
• Dr. Christiane Schwerdtfeger, Bach Magazin3
• Dr. Dettloff Schwerdtfeger, Vorstand (Geschäftsführer)
• Marion Söhnel, Forschung
• Carola Sonntag, Künstlerisches Betriebsbüro
69ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
• Patricia Steer, Künstlerisches Betriebsbüro1
• Akio Takano, Pressearbeit3
• Franziska von Sohl, Pressearbeit1
• Kathy Weigand, Bibliothek
• Matthias Wendt, Haustechnik (EDV)
• Kerstin Wiese, Bach-Museum (Leitung)
• Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff, Vorstand (Direktor)
• PD Dr. Peter Wollny, Forschung (Leitung Referat I)
8 . 4 . f E l l ow s
• Prof. Dr. Yo Tomita, Senior fellow
8 . 5 . g r E m i E n
Das Bach-Archiv Leipzig ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts. Sie wird getragen von der
Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland und dem Freistaat Sachsen. Ihrer Satzung
gemäß verfolgt die Stiftung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Die
Stiftung wird von einem Vorstand geleitet. Die Aufsicht übt ein Stiftungsrat aus, in dem
die Zuwendungsgeber vertreten sind und dem der Stiftungsvorstand beisitzt. Vorstand
und Stiftungsrat werden von einem Kuratorium beraten, dem renommierte Persönlich-
keiten aus Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft angehören.
stiftungsratBurkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig (Vorsitzender des Stiftungsrates)
Stefan Billig, Mitglied des Stadtrates der Stadt Leipzig
Björn Deicke, Referatsleiter K 14 beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien (bis 24.08.2012)
Martin Eifler, Referatsleiter K 22 beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Thomas Früh, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Bernd Gallep, Referat K 14 beim Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
(ab 25.08.2012)
Prof. Dr. Martin Petzoldt, Vorsitzender der Neuen Bachgesellschaft Leipzig e.V.
70 JAHRESBERICHT 2012
VorstandProf. Dr. Dr. h. c. Christoph Wolff, Direktor
Dr. Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer
kuratorium• Prof. Dr. Arend Oetker, Berlin (Sprecher)
• Prof. Gilles Cantagrel, Vaucresson
• Riccardo Chailly, Leipzig (bis 30.09.2012)
• Catherine von Fürstenberg-Dussmann, Berlin
• Dr. Georg Girardet, Leipzig
• Dr. Mary Greer, Cambridge, Massachusetts
• Dr. Heike Hanagarth, München (ab 01.10.2012)
• Dr. Konrad Hummler, St. Gallen
• Sir Nicholas Kenyon, London
• Dr. h. c. Martin Kohlhaussen, Frankfurt/M.
• Sir Ralph Kohn, FRS, London
• Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg
• Elias N. Kulukundis, Greenwich, Connecticut
• Barbara Lambrecht-Schadeberg, Kreuztal
• Dr. Harald Langenfeld, Leipzig
• Prof. Dr. h. c. Klaus-Dieter Lehmann, München (bis 30.09.2012)
• Prof. Dr. Helmut Loos, Leipzig
• Johann Michael Möller, Halle
• Dr. Martina Rebmann, Berlin
• Dr. Stephen Roe, London
• Dr. h. c. William H. Scheide, Princeton, New Jersey
• Prof. Ulf Schirmer, Leipzig
• Dr. Giuseppe Vita, Berlin (bis 30.09.2012)
8 . 6 . f Ö r d E r E r
Der institutionelle Grundhaushalt des Bach-Archivs ist aus öffentlichen Mitteln finan-
ziert und wird von der Stadt Leipzig, der Bundesrepublik Deutschland, Beauftragter der
Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), und dem Freistaat Sachsen, Staatsminis-
terium für Wissenschaft und Kunst (SMWK), getragen.
71ZAHLEN – FAKTEN – PERSONEN
Den Zuwendungsgebern gilt unser herzlichster Dank für Ihre Unterstützung sowie die
gute, stets konstruktive Zusammenarbeit:
Öffentliche fördererStadt Leipzig
Bundesrepublik Deutschland, Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medi-
en (BKM)
Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK)
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
private spender und sponsorenAon Versicherungsmakler Deutschland GmbH
arcona LIVING BACH14
Christa Bach-Marschall
Dr. Rüdiger Bettenhausen
BMW Werk Leipzig
Dussmann Service Deutschland GmbH
Gregor Fuchshuber & Partner Freie Architekten BDA
Sir Ralph Kohn und Lady Zahava Kohn
Elias N. Kulukundis
Barbara Lambrecht-Schadeberg
Dr. Arend Oetker
Christel Pfeffer
Prof. Dr. med. Eckehard Renner
Almuth Reuther
Mathilde Speier
stiftungen und VereineAmerican Friends of the Leipzig Bach Archive, Inc.
Dussmann Stiftung & Co. KGaA
Ernst von Siemens Musikstiftung
Fritz Thyssen Stiftung
Gerda Henkel Stiftung
Kulturstiftung des Bundes
Kulturstiftung der Länder
Packard Humanities Institute
Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs Leipzig e. V.
…sowie den zahlreichen anonymen Spender.
72 JAHRESBERICHT 2012
Für die beratende Unterstützung und die Übertragung von dauerhaften Nutzungsrechten
danken wir Dr. Stephen Roe und Dr. h. c. William H. Scheide.
Eine Aufstellung der Förderer von Bachfest, Bach-Wettbewerb und Meisterkurs finden
Sie auf der zweiten Umschlagseite.
i m p r e s s u m
Bach-Archiv Leipzig
Stiftung bürgerlichen Rechts
Institut an der Universität Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Postfach 101349
04103 Leipzig
info@bach-leipzig.de
www.bach-leipzig.de
www.facebook.com/
bacharchiv
www.youtube.com/
bacharchivleipzig
Tel.: +49-(0)341-9137-0
Fax: +49-(0)341-9137-105
Stiftungsrat
Burkhard Jung (Vorsitzender)
Vorstand
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Wolff (Direktor)
Dr. Dettloff Schwerdtfeger (Geschäftsführer)
Stiftungsaufsicht
Landesdirektion Leipzig
Stiftungsregisternummer 3/97
Ust-IdNr.: DE 192542521
Redaktion: Sandra Schmidt
Gestaltung: Kassler Grafik-Design
© Bach-Archiv Leipzig, 2013
b i l d n a c h w e i sBach-archiv leipzig/künstler privat: 12
Bach-archiv leipzig/nBcm: 52
Brigitte Braun: 9, 30/31, 33/34
clemens Buchwald: titel, 2, 6, 8, 10/11, 44
carus-Verlag: 66
mark coulsen: 12
cr_schott-music_peter andersen: 12
Barbara frommann: 50
fuchshuber architekten Gmbh: 35
matthias knoch: 11
Birgitta kowsky: 20
michael maul: 16
Gert mothes: 7, 10, 36, 38-40, 42-44, 54
antonia ritter: 37
andreas schmidt: 53
sandra schmidt: 51, 59/60
smwk: 4
stadtarchiv leipzig: 13
kerstin wiese: 33, 35
stephanie wollny: 56
sammlung Bach-archiv leipzig: alle weiteren abbildungen